Dann hat sich das Reinstellen dieses Titels ja gelohnt. Ich fand halt, dass es gut zum Thema passt.
Klar, vieles sieht man später in einem rosigen Licht, wenn man sich an die Kindheit zurückerinnert.
Meine Kindheit war sehr, sehr bunt, fröhlich, laut und voller Feiereien. Dank einer großen und sich nahestehenden Verwandtschaft war ich nie wirklich allein.
Ich hatte bei meiner Geburt einen Sauerstoffmangel gehabt, der sich auf meine Gesundheit, meinen Organismus ausgewirkt hat. Meine Kindheit war geprägt von zahlreichen Untersuchungen und Therapien. Ich will jetzt hier kein Mitleid erzeugen sondern damit sagen, dass man dadurch lernt, die kleinen Dinge im Leben wahrzunehmen und zu genießen. Ich habe es jedenfalls immer sehr genossen, wenn ich bei bestimmten Dingen wie Kinderfasching oder anderen -festen dabeisein konnte bzw. durfte. Kam ich dadurch doch dabei jedesmal auf andere Gedanken und bekam dadurch das Gefühl von Normalität. Dank meiner Familie und Verwandten hatte ich auch so nie das Gefühl gehabt, anders zu sein. Ich gehöre einfach dazu und bin genauso wichtig wie der übrige Clan. Erst später wollte man mir "da draussen" in der "rauen Welt" verklickern, dass ich anders war als die anderen. Weil ich nicht dem "idealen" Menschen entsprach.
Der Text von Wolle könnte genauso gut von meinem Vater geschrieben sein, denn fast genauso war seine Kindheit (ausser dass er von einer Grenze getrennt wurde - er ist in der DDR geboren und aufgewachsen, wie ich - und dass seine Kindheit bedingt durch die Landwirtschaft auch sehr arbeitsreich war). Ich habe meine halbe Kindheit auch bei meinen Großeltern (also väterlicherseits) verbracht. In den ersten Jahren mehr, später dann in allen größeren Ferien (Winter, Sommer). Tiere, Landluft, Schlachtefeste, Zampern, Kinderfasching, Kinder- und Dorffeste und immer wieder viel Besuch. Und immer, wenn ich bei meinen Großeltern bin, werden diese Kindheitserinnerungen wach. Dann denke ich an die Sommer, als wir "Camping" spielten. Das Zelt wurde uns aufgebaut, die alte
Zinkwanne davorgestellt, Campingtisch und -stühle sowie den großen Sonnenschirm und den Liegestuhl haben wir von den Erwachsenen gemopst und dann ließen wir es uns gut gehen. Manchmal durften wir vier (mein Bruder, meine beiden Cousins und ich) sogar im Zelt übernachten und dann erzählten wir uns Gruselgeschichten. Schön war es auch, wenn unsere "West"-Verwandten kamen. Das war wie Weihnachten, bei dem was sie alles mitbrachten. Nachmittags holten mein Vater und ich dann aus einem Eiscafé Eis in den obligatorischen Thermobehältern. Abends wurde dann im großen Stil gegrillt, noch mit selbst gemachtem Tomatenketchup. Ich denke auch an die Winter dort, wenn Oma zum Abendessen Brühe mit
Eierstich und Spargelstückchen zubereitete. Kurz zuvor hatte ich von Nachmittag an einen riesigen Schneemann ganz allein gebaut.
Gerade heute war ich wieder dort. Dort, wo ich am meisten Kind sein konnte.
Bearbeitet von Monschi am 05.10.2008 17:16:53