Zitat (Die Schottin @ 07.03.2007 23:30:04) |
Ganz ehrlich, wie Du die Beerdigung Deines Kumpels beschreibst klingt für mich nicht sehr würdevoll, auch wenn es Dein Kumpel selbst so gewollt hat, aber in erster Linie sollte man Respekt vor den Eltern haben, denn die sind in einem solchen Fall am Stärksten betroffen.
Ich würde nicht wollen, dass Andere Bier auf den Sarg meines Kindes schütten, und ich bin weiß Gott nicht nicht konservativ. |
Mal zur Klärung, mein Kumpel hat nix, aber auch gar nix mit der Kirche an der Mütze gehabt. N Testament hat der nie gemacht, der war keine 30 und hat nicht dran gedacht, dass dem auch mal was passieren könnte, aber der hats jedem, der da vielleicht mal was mit zu tun haben könnte gesagt, wenn ich mal den Löffel abgeb, dann ohne den ganzen Kirchenkram.
Für seine Familie, die auch nicht jeden Sonntag in die Kirche rennt, wars wichtig, dass die dem das erfüllt haben, was der wollte. Klaro waren da auch Leute dabei, die man nicht vor den Kopf stoßen wollte, viele ältere vor allem. Da gabs dann so nen kleinen Kompromiss, nen normalen Beerdigungskaffee und hinterher ne Feier von den Kumpels in seinem Sinne organisiert. Wir haben gegrillt, was getrunken, seine Lieblingsmucke gehört (nicht in voller Lautstärke), über ihn gelabert, lustige Geschichten, auch traurige. Und grade die, die man nicht schocken wollte, fandens zwar derbe ungewöhnlich, aber irgendwie gut. Die kannten bloß diesen Standard, alle machen ne Trauermiene, laufen in Schwarz rum und fühlen sich beschissen. Bei unserer Feier für ihn gabs auch Tränen, ist mir latte ob mir das einer glaubt oder nicht, ich hab auch an seinem Grab geheult. Ich hab nen Kumpel verloren und da wurds mir klar, ich seh den nie wieder.
In Schottland wird oft n Whiskey bei Beerdigungen am Grab getrunken, in Russland stellen viele n Glas Wodka mit ner Scheibe Brot ans Grab, wir (auch die Eltern) haben eben nicht bloß Erde und Blumen reingeworfen, sondern auch noch nen Schluck Bier reingekippt. Ist auch nix anderes. Wenn mich einer unter die Erde bringen soll, dann eher so als das übliche Spektakel, mit dem ich nix anfangen kann.
Ich gesteh jedem zu, der sich so keine Beerdigung vorstellen kann, das würdelos zu finden. Hat aber nicht jeder den gleichen Geschmack und die gleiche Einstellung dazu, und andere gehts auch nix an, da gibts kein richtig oder falsch, gut oder schlecht. Bin aber derbe froh, dass alle, die dran beteiligt waren, das nicht so gesehen haben. Würdelos würds ich finden, was zu machen, was der Tote beim letzten Mal, wo er noch dabei ist, auch als Toter, nicht wollen würde, mal von total krassen Sachen abgesehen. Ihm hätte es gefallen, was anderes zählt nicht, und wenn sich hinterher alle das Maul zerreißen, weil dies so nicht kennen. Ich selber würd auch nicht meine tote Mutter den Piranhas vorwerfen, wies im Amazonas schon mal gemacht wird, aber das wird die auch nicht interessieren.
Würdelos find ichs, sich gegen den Willen des Toten zu entscheiden oder Trauer zu heucheln, während alle schon wie Aasgeier auf die Testamenteröffnung warten, sich am Grab langweilen, mit den Gedanken woander sind und bloß da sind, um nicht ins Gerede zu kommen.
Gegen Blumen hat er nix gehabt, da waren ne Tonne Kränze. Er hat auch nen Grabstein und ne Laterne da stehen, getragen haben wir den Sarg selber, nicht im Anzug, sondern in Metal-T-Shirts und Lederhosen. Den haben im Leben schon steife religiöse Zeremonien angekotzt, sowas wollte der auch nicht nach seinem Tod haben.
Hab keinen Dunst wer das war, Vater, Mutter oder Mann von der holländischen Königin. Der oder die mochte kein Schwarz, also wurde Weiß getragen während der Trauerfeier, war auch in der Glotze zu sehen. Find ich ok, aber ich hab genug Stimmen gehört, dass da alles schwarz zu sein hat.