Deine Fragen sind durchaus nachvollziehbar. Wenn man sich Weltkarte mal anschaut, welche Länder um Syrien herum liegen, dann kann man sehen, dass die Fluchtrichtung eigentlich nicht ungewöhnlich ist. Ich bin tatsächlich momentan überfragt, wie viele Flüchtlinge die Türkei inzwischen beherbergt, aber ich bin ziemlich sicher, dass es eine ganze Menge sein werden!
Wenn man zu dieser Frage mal Tante Google bemüht, bekommt man ganz weit vorn einen Artikel aus der Süddeutschen, aus dem ich hier mal direkt den ersten Satz der Antwort zitieren möchte:
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Syriens direkte Nachbarn, bis auf Israel alles mehrheitlich muslimische Staaten, haben etwa 97 Prozent der inzwischen mehr als 3,3 Millionen von den UN registrierten Flüchtlinge aufgenommen. |
Vielleicht beantwortet das deine Frage zumindest z. T. Es wird ja gerne in Diskussionen um die Flüchtlings-Problematik so getan, als würde Deutschland die allerallerallermeisten Flüchtlinge überhaupt aufnehmen - was definitiv nicht der Fall ist! Aber wer interessiert sich schon für die Probleme in den Auffanglagern weit entfernter Länder, wenn hier
so viele Bürger überhaupt nicht nachvollziehen können, dass sie von
ihrem Wenigen etwas abgeben sollen (wobei der Bürger ja eigentlich nichts abgeben muss, sondern lediglich die Anwesenheit von Flüchtlingen zu dulden hätte - was offenbar schon für einige zu viel verlangt ist).
Du schreibst, du würdest im ähnlichen Fall lieber in ein Land fliehen, wo man deine Sprache spricht. Nun..... da würde dir ja nicht viel Auswahlmöglichkeit bleiben. Fliehst du nach Österreich (die beim letzten Mal ja schon mit zum Deutsch-Club gehörten) oder in die Schweiz, die sich ja gerade in der Flüchtlingspolitik mit allem möglichen außer mit Ruhm bekleckerten und tausende Juden zurückwiesen und so in die KZ schickten? Damit ist die deutsche Sprache auch schon am Ende
Zum Thema Schweiz noch ein - m. E. ausgesprochen gut passendes - Zitat, was die Abweisung und tlw. Hass gegenüber Asylanten angeht:
Zitat |
Der in jedem Bürger steckende Egoist und latente Antisemit ließ ihn die Augen vor der Unmenschlichkeit gewisser Aspekte der behördlichen Asylpolitik verschließen.» (Bonjour Edgar, Neutralität, Bd. VI, 1970, S. 41, zitiert nach UEK, Schlussbericht, S. 131) |
Passt doch wie die Faust aufs Auge zur heutigen Diskussion um dieses Thema, oder (Antisemit kann man durch Rassist ersetzen)?
Vielleicht erinnerst du dich auch an die Odyssee, die manches Schiff mit jüdischen Flüchtlingen während und kurz nach Ende des 2. Weltkrieges absolvierte. Sie wurden u. a. von Amerika abgewiesen.
ICH kann mir gut vorstellen, wenn solche Zustände herrschen, wie sie in einem Krieg üblich sind, dass ICH dann so weit weg wie möglich fliehen will - vor allem, wenn ich Kinder habe.
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Im Übrigen meine ich, dass die Menschen hier eher bereit wären zu helfen, ..... wenn man "uns" nicht einfach überrollen, nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen würde. |
Was sollte "man" denn stattdessen tun? Volksbefragungen alá "Wollt ihr Flüchtlinge aufnehmen?" "Wo sollen evtl. Flüchtlinge hier untergebracht werden?" oder was? Wie du selbst richtig schreibst, kommt das ja nicht alles sooooo plötzlich. Die Bedrohung durch IS ist ja nicht erst seit gestern da und die Flüchtlingslager um Syrien füllen sich auch nicht erst seit vergangener Woche. Nur verfährt hier gerne jeder mit einer gewissen Stillhaltetaktik, um nur ja keine schlafenden
Hunde zu wecken. Alleine der Anstoß "Es könnte ja sein, dass in einigen Wochen hier ein paar Hundert Flüchtlinge schnell unterzubringen sind" könnte dazu führen, dass die Stadt schneller in den Fokus gerät, als ihr lieb ist.
Bei dieser Angelegenheit gilt wie bei vielen anderen das St.Florians-Prinzip. Flüchtlinge aufnehmen? Ja sicher! Das muss!!! Solange es nicht in meiner Nachbarschaft ist
Für die einzelnen Städte kommt es sicher einigermaßen überraschend und sie werden den Teufel tun, das alles vorher in wochenlangen Bürgerversammlungen durchzudiskutieren und sich schon im Vorfeld mit der braunen Brühe abzuplacken.
Ich frage mich inzwischen allen Ernstes, was für eine enorm anspruchsvolle Hilfeleistung das eigentlich wäre, wenn man
duldet, dass Flüchtlinge in einem leerstehenden Baumarkt untergebracht werden? In einer Gegend, in der es kaum Migranten gibt. Angehende Flüchtlingsunterkünfte werden oft schon vor Ankunft des ersten Flüchtlings in Brand gesteckt und unbrauchbar gemacht - weil "ihr" überrollt wurdet? Überrollt werden da etliche lediglich von ihrem Hass gegenüber Ausländern und von nichts anderem.
Die Leute brauchen nun mal jetzt Hilfe und Unterkunft und nicht in 1,5 Jahren, wenn die Fremdenfeindlichen unter "uns" schweren Herzens sich dazu bereit erklären, dass die anderen Bundesländer sie ruhig aufnehmen dürfen.
Niemand sagt, dass das einfach werden wird, diese Flüchtlingsmassen angemessen unterzubringen. Und sicher gibt es etliche Fehler die gemacht wurden und auch noch werden. Denn auch wenn nicht öffentlich überlegt wird, so sollte doch jeder Stadtrat inzwischen längst hinter verschlossener Tür zu Rate gehen, wo man evtl. eintreffende Flüchtlinge unterbringen könnte, wenn es so weit ist. Und das wird auch so sein, denn so schnell und reibungslos wie das momentan funktioniert, ist das für bürokratische Beamte naturgemäß überhaupt nicht machbar.
Du kannst dir übrigens sicher sein, dass ich mich von einem Menschen garantiert nicht anstecken lasse: Frau Merkel