Ach je, das hier lese ich ja jetzt erst.... da gibt's ja viele Unklarheiten und Ungereimtheiten und anscheinend auch Ängste in
Bezug auf verschiedene Endoskopien.
Liebe Leute, es ist alles halb so wild. Ich arbeite seit 5 Jahren in der Gastroenterologie einer großen Uniklinik, war vorher drei Jahre in einer niedergelassenen Gastroenterologen-Praxis täglich selbst "am
Tisch". Wir benutzen ein nettes Medikament namens Midazolam (ist der Wirkstoff, den Handelsnamen kneif ich mir, von wegen Werbung oder so ;) ), was ähnlich, wirkt wie Valium, meist wird auch noch was entkrampfendes dazu gegeben, und unter dieser Medikation schlummert jeder unserer Patienten selig ein. Danach darf man kein Auto mehr fahren, sondern den Rest des Tages seinen "Vollrausch" ausschlafen (mit Krankschreibung - klar!) Unsere hartgesottenen Patienten, für die diese Untersuchungen schon Routine sind, wollen keine Zeit verlieren und machen die Untersuchungen auch schon mal ohne Prämedikation. Auch das geht! Die Magenspiegelung ist nun wirklich überhaupt nicht schmerzhaft, das einzig unangenehme ist das Betäubungsspray für den Hals, damit man den Schlauch nicht so arg spürt (es soll wohl nicht so lecker schmecken) und der Würgereflex, der natürlich einsetzt. Unsere Coolen unter den Patienten haben den aber mit reiner Willensanstrengung und Konzentrieren aufs Atmen im Griff. Im Magen werden (wie auch im Darm) in aller Regel Biopsien genommen. Das tut nicht weh und ist nötig, vor allem um festzustellen, ob der sog. Helicobacter pylori, das ist ein Keim, der auch Magengeschwüre auslösen kann, dort heimisch ist (wenn er's ist, muss man ihn mit Antibiotika behandeln). Eine Magenspiegelung ist in aller Regel in 10-15 Minuten vorbei, und man muss dafür nur morgens nüchtern sein.
Für die
Darmspiegelung ist schon mehr Aufwand zu betreiben, damit der Darm sauber wird. Wir benutzen in der Klinik Klean-Prep, 4 Beutelchen, die in je 1 l Wasser aufgelöst werden. Ich hab das auch schon zum fasten gemacht, es schmeckt wirklich nicht lecker, aber macht keine Bauchkrämpfe wie andere Abführmittel (X-Prep ist deswegen mittlerweile aus dem Handel). Tipp: Beim Trinken Nase zuhalten! Unsere Patienten fangen am Tag vor der Spiegelung mittags mit dem abführen an und nehmen den letzten Liter am Morgen der Spiegelung zu sich. Das Zeug wirkt schneller oder langsamer, je nach Patient (bei mir braucht's z. B. mindestens 4 Stunden! Das kann man also nicht pauschalisieren). Bei Bedarf gibt's vor Ort noch ein Klysma. Die
Darmspiegelung dauert dann ca. 20-30 Minuten. Der Dünndarm wird übrigens in beiden Untersuchungen von je oben und unten ein paar cm beguckt - weiter kommt man nur mit einer sog. "Push-Enteroskopie". Ist ein ganz neues Verfahren, das gibt's im niedergelassenen Bereich noch nicht. Röntgen ist eine Alternative.
Noch ein Wort zur Kapselendoskopie (das ist die kleine Kamera in einer Kapsel zum schlucken): Das Ding ist, mit Verlaub, Schrott. Hat sich auf dem Markt nicht durchgesetzt, da es einfach zu viele Nachteile hat. Wie schon geschrieben wurde: Man kann keine Proben entnehmen. Man kann nicht alles angucken (die Kamera "ruscht" ja praktisch nur durch, ohne rechts und links zu schauen). Sie ist so winzig, dass sie irgendwo in einer Darmfalte hängen bleiben kann oder sogar einen Darmverschluss auslösen kann. Der Patient muss natürlich trotzdem abführen und die ganze Zeit über, während die Kapsel unterwegs ist, einen Sensor mit sich rum schleppen, der den Film aufzeichnet. Das kann bis zu zwei Tage dauern. (nein, die Kapsel wird nicht aus dem Klo gefischt anschließend :rolleyes: ). Sodann muss ein Arzt sich genauso lange, wie die Spiegelung dauerte (also u.U. auch zwei Tage) vor den Bildschirm hocken und sich den Film ansehen. Das ist, wie ihr Euch denken könnt, viel zu teuer und zu aufwendig. Die Kapsel selber ist auch so teuer, dass keine Krankenkasse das ganze zu zahlen bereit ist. Summa summarum: Wir benutzen das Teil nur, wenn wir schon vorher mit mehreren Untersuchungen (von unten und oben) zum Beispiel eine Blutungsquelle nicht ausschließen konnten. Aber zu dem Zeitpunkt ist der Patient dann schon gründlich durchgecheckt, denn allein das Risiko des Darmverschlusses tut man nicht eben im Vorbeigehen jedem Patienten an, der mal eben keine Lust aufs Schlauchschlucken hat.
So.... noch Fragen? :blumen:
Schnegge