Zitat (freespirit @ 31.03.2013 23:02:54) |
Seidenloeckchen, ich glaube zwischen Dir und mir trennen sich echt Welten. Wo Du die Kaffeefahrten zum Krematorium wohl klasse findest, ist das für mich die selbe Gesinning die Menschen haben die sich nach einem Flugzeugabsturz in die Bäume hängen um blos nix zu verpassen, und die auch Doktor Tod's Ausstellung von Platinaten angaffen müssen
Letztlich ist es Jedem frei überlassen wie er mit dem Tod der Anderen und des Eigenens umgeht. Ja, und blos weil man sich nicht intensiv damit befaßt verdrängt man das Thema noch lange nicht oder macht ein großes Tabu daraus. Mich persönlich interessiert es jedenfalls nicht was eines Tages mit meinem toten Körper haargenau passieren wird, da ich nicht an ein Danach glaube und noch weniger religiös angehaucht bin.
Was es mit der ganzen Vorsorge zu tun hat verstehe ich auch nicht wo man das doch genauso gut mit einem Sparkonto oder einem Schließfach erledigen könnte.
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mein mann und ich haben sehr früh verfügt, was im falle unseres todes mit unseren kindern geschehen soll. sie sind der wichtigste grund dafür, weswegen wir uns mit diesem thema beschäftigen. da genügt uns kein schlüssel zu einem schließfach, ein paar euro auf der hohen kante oder ein brief an verwandte.
deinen vergleich mit ausstellungen von präparierten menschen und mit informationsfahrten zu bestattern finde ich völlig unsinnig, da sie absolut nichts miteinander zu tun haben. auch deine wortwahl mit "angaffen" und "doktor tod" empfinde ich als bildzeitungs-jargon. und katastrophen-tourismus finde ich wie du widerlich, jedoch sehe ich keinen solchen, wenn man sich darüber informiert, wie ein bestatter arbeitet, und sich alles ansieht. diese menschen ergötzen sich nicht am tod und leid anderer wie es gaffer tun.
zu dieser art von kunst kann man stehen wie man will. gewiss wird niemand in diese ausstellungen geprügelt, und die anzahl der menschen, die diesem mann ihre körper nach dem tod vermachen, ist nicht gering. für sie ist der tod kein tabu, und ich verstehe es, dass jemand sich gedanken darüber macht, was nach dem ableben mit dem körper passiert. manch einer findet es spannend, so präpariert zu werden und wollen nicht einfach beerdigt oder eingeäschert werden.
grundsätzlich würde ich versuchen, den willen zu respektieren, obwohl ich gewiss nicht glücklich damit wäre, würde sich beispielsweise mein mann dazu entscheiden, seinen körper einer body farm zu vermachen. dort liegen zum zwecke der wissenschaft leichen unter verschiedensten bedingungen unter freiem himmel, teils unbedeckt, um den verfall zu
studieren und daraus kenntnisse für verschiedene gebiete zu erlangen. hauptsächlich geht es um kriminalistik und biologie.
du musst dich nicht dafür interessieren, aber ich finde, es steht niemandem zu, über die motivation anderer zu urteilen, die sich anders als du intensiver mit dem tod und seinen folgen beschäftigen. für bestatter ist er beruf, für alle anderen teil des lebens, und jeder geht anders damit um.
religiöse gründe habe ich für meine einstellung dazu überhaupt nicht, obwohl ich wie du recht katholisch erzogen wurde. in meiner familie gibt es mehrere kranke und auch sehr alte menschen, ich habe ein kind verloren und meine aktuelle schwangerschaft verläuft nicht ganz unproblematisch. ich weiß, dass ich nicht unsterblich bin. da liegt es nicht fern, dass das thema tod für mich sehr gegenwärtig ist, und es hilft mir sehr, dass ich mit lieben menschen darüber sprechen kann.
ich sehe es als großen gewinn an, dass man darüber sogar fernsehsendungen macht und dass kinder altenheime besuchen, in denen es auch bettlägerige und todkranke menschen gibt. und für alles, was angehörige an vorsorge treffen, kann man nur dankbar sein, weil man dann neben der trauer um diesen menschen nicht so viel arbeit bewältigen muss, die sehr stark belasten kann. dazu gehören so profane dinge wie seinen schriftverkehr zu ordnen, nicht übermäßig viel unnützen hausrat anzuhäufen und klare anweisungen zu hinterlassen. es kann nicht von interesse sein, den angehörigen das leben durch den eigenen tod noch schwerer zu machen.
meine oma bleibt mir hoffentlich noch lange erhalten, sie ist alt, aber gesund. ihr testament liegt beim notar, es wird aktualisiert, wenn mein baby, das im juni geboren werden soll, da ist, und sie hat bereits einen bestatter beauftragt, sich um alles zu kümmern, wenn sie tot ist. das gibt ihr ruhe, und ich fand es nicht makaber oder beunruhigend, als sie es uns erzählte. in ihrem bekanntenkreis werden die bestatter und floristen diskutiert wie in anderen kreisen friseure und restaurants.