Ja, auch ich gehöre leider dazu. Ich würde sogar sagen, daß ich ein schwerer Fall bin, denn bei mir klappt alles NUR unter Druck, aber dann fluppt es komischerweise.
Wenn ich etwas erledigen will/muss, wie auch immer, und aber nicht unter Druck stehe, sondern noch Zeit habe, es aus irgendwelchen Gründen nicht sein MUSS, das können verschiedene Gründe sein, dann bekomme ich keinen Anfang, ich kann es, bzw. mich einfach nicht organisieren und ich hänge an einer Aufgabe ewig rum und verzettel mich.
Ich weiß dann bei Bestem willen nicht wo anfangen, wie strukturieren, etc.!
ABER, in dem Moment wo dann Druck dazukommt, auf welche Art auch immer, laufe ich zur Höchstform auf und kann mehrere Dinge gleichzeitig managen, ohne nachzudenken und bin eben auch superorganisiert und kann die Aufgabe einwandfrei und vor allem zügig und absolut zufriedenstellend lösen. Obwohl ich sagen muss, je größer der Druck, desto besser kann ich das Problem/die Aufgabe lösen. Total komisch finde ich das und auch sehr lästig.
Weil eben ohne Druck ich das absolute und krasse Gegenteil bin. Ich habe mir deswegen schon oft Gedanken gemacht, da es ja einen Grund geben muss, daß ich so bin. Ich glaube auch zu wissen, daß dieser in meiner Kindheit/meiner
Erziehung liegt, denn meine Elteren haben immer sehr großen Druck auf mich ausgeübt, aber gleichzeitig jegliche, auch die kleinste, Form von Verantwortung von mir ferngehalten haben, bzw. mir nichts zugetraut haben, jedoch ständig Unmögliches von mir verlangt haben: So nach dem Motto:
Wir erwarten nur 1er und 2er von Dir auf dem Gymnasium, wiiiie Du das allerdings hinbekommst....
Gerade 6 gewordne und noch nicht in der Schule, sollte ich in einer Sparkasse ALLEINE ein Jeanssparbuch eröffnen, zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht mal was genau eine Bank ist, was man da macht und was ein Konto oder ein Sparbuch ist. Ich fing an zu weinen aus Angst und mein Vater wurde sowas von wütend, daß er mir eine knallte, so daß ich Nasenbluten bekam.
Er stillte die blutende Nase, wischte das Blut weg und zwang mich, immernoch heulend und total aufgewühlt in die Bank zu gehen (mit einem Zettel, ich denke mal das war eine Vollmacht von ihm oder sowas) und dort sollte ich dann das Sparbuch eröffnen. Nicht 1 Wort vorher von ihm, WAS ich sagen oder tun sollte, nicht mal zu dem Zettel. Die Frau in der Bank, der ich sichtlich leid tat, die nahm sich meiner halt an, als sie mich sah und ich ganz kleinlaut und weinerlich hervorbrachte, daß ich ein Jeanssparbuch möchte und nahm mir den Zettel aus der Hand, usw. !
Und später dann immer der berühmte Spruch meines Vaters: 'Und? War das so schlimm? Hast es doch hinbekommen.'
Ich hatte dann schon immer panische Angst, wenn mein Vater zu mir sagte: Wir fahren wo hin und er hätte eine tolle Aufgabe für mich.
Es gibt so viele solcher Situationen, wie die mit der Bank, die ich mit meinem Vater erlebte, aber die mit der Bank war eben die krasseste.
Also meine Eltern haben mich auf der einen Seite mit SOLCHEN Aufgaben total überfordert, aber zuhause trauten sie mir nichts zu und hielten Verantwortung regelrecht von mir fern. Sie erklärten mir auch nie wie etwas geht.
Sogar so banale Dinge wie waschen. Meine Mutter setzte mich immer nur, von klein auf, in die
Badewanne, ging 20 Minuten weg und dann holte sie mich raus und trocknete mich ab. Bis ich dann mal bei meiner Cousine schlief, die im selben Alter ist wie ich, und da mussten wir baden und meine Tante wunderte sich, daß ich mich gar nicht wusch, als ich in der Badewanne saß und immer so neugierig nachfragte, was sie denn da täte, als sie meine Cousine wusch (wir waren ja gerade mal 4 oder 5). Sie zeigte mir dann alles, am Beispiel meiner Cousine, und ab dem Tag weiß ich, wie und
DASS man sich wäscht in der Badewanne. (keine Angst, Zähneputzen kannte ich aber schon^^) Und vor allem hat meine Tante mir auch erklärt warum man sicht wäscht und was passiert wenn man sich nicht wäscht, dass man dann stinkt und so. Und das hatte damals große Wirkung bei mir, so daß ich mich seit dem Tag (bis heute) immer sehr penibel und gründlich wasche und natürlich täglich.
Überhaupt fand ich es immer sehr schön und hatte immer ein Gefühl von Geborgenheit, wenn sich mir jemand annahm um mir Dinge zu zeigen. Da habe ich die Mama meines Papa's in sehr guter Erinnerung. Fast alles was ich heute kann, zeigte sie mir. Aber wie man aufräumt und wie man Ordnung und Struktur in sein Zimmer bekommt (was man ja später bei seiner Wohnung dann auch anwenden würde), zeigte mir niemand. Meine Mutter kam nur so ca. alle 8 Wochen in mein Zimmer, welches auf dem Dachboden war, und mein Vater vllt 2 mal im Jahr. (Meine Klamotten waren im
Schlafzimmer meiner Eltern) Und wenn sie dann kam, wunderte sie sich immer wie es dort aussah ujd machte ein Riesentheater, wo sie mich ganz schlimm beschimpfte, was für eine Schlampe ich bin (das 1. mal kann ich mich dran erinnern, da war ich 5), aber anstatt mir zu zeigen, wie ich dort Ordnung hineinbekomme, schaute sie dann noch zusätzlich in die Kartons wo Gesellschaftsspiele drin waren und so und schüttete alles auf einen Haufen, quasi über die Unordnung die eh schon herrschte und dann ging sie, mit den Worten: 'Wenn ich zurückkomme, ist alles fein säuberlich einsortiert und steht da wo es
hingehört.', noch mehr Unordnung zurück lassend, einen Riesenberg quasi, an dem ich immer verzweifelte und der mir immer so unbezwingbar vorkam als Kind. Vor allem wusste ich ja auch gar nicht wo es hingehört. Das waren immer solche Horrorszenarios. Das Geräusch von Füssen die eine Holztreppe hochkommen, lässt mich heute noch unwillkürlich Angst verspüren. Ohne Quatsch.
Naja.. jetzt hab ich aber viel geschrieben, hatte ich gar nicht vor, das sprudelte einfach so aus mir heraus. Sorry.
Aber ich denke, daß jedes auffällioge Verhalten eines Menschen IMMER einen Grund hat und der liegt meistens in der (frühen) Kindheit. Manchmal so früh, daß man sich schon gar nicht mehr dran erinnert.Manch,al die ganze Kindheit immer mal wieder begleitend oder es war 1 tiefgreifendes Erlebnis. Oder auch anerzogenes Verhalten. Verhalten, daß man von den Eltern übernommen hat.
Ich denke jedenfalls, daß es sich immer lohnt, wenn man an sich etwas entdeckt, was man bedenklich findet, sich in seine Kindheit zurückzuversetzen, und auch mal Dinge zu beleuchten, die man sonst außer Acht gelassen hat. Ich habe jahrelang den Zusammenhang bei mir nicht gesehen. Bis ich eines Tages durch ein Aufräum-Ereignis in meiner Wohnung unwillkürlich an das Chaos denken musste, das meine Mutter immer in meinem
Kinderzimmer verursacht hatte und an dem ich regelmässig scheiterte und mir immer wie ein unbezwingbarer Berg vorkam. Und dann dachte ich mal weiter...
Liebe Grüße (tolles Thema 'den TE lob')
P.S. Ich habe mich gerade erst hier angemeldet, weil ich igdwie im Netz über dieses Forum gestolpert bin und finde es ganz toll. Eigentlich wollte ich aber ein Problem schildern, was mit meiner SchwieMu zu tun hat. Ich kann aber leider kein passendes Forum dazu finden oder sind solche Themen hier fehl am Platz. Wenn mir das jemand beantworten könnte, wär das echt lieb. (Vielleicht über Nachricht?)