Ein Tag im Leben eines.... Sammlung, hoffe ihr macht mit...

Vorsicht lang: aber ich würde mich freuen, wenn ihr hier einfach eine "Tagesschicht" eurer Jobs reinstellt....

Eine Schicht als Callcenteragent 02.07.07

Ich bin eine von Ihnen, von denen man mittlerweile sagt, sie wären die Plage, die über die Zivilisation herfällt.
Eigentlich bin ich hauptsächlich Studentin, eine Studentin, die keinen Anspruch mehr auf Förderung hat und ihr Studium jetzt allein finanzieren muss. Keine Eltern, keine Unterstützung, kein BaföG, nur noch Job, neben den Vorlesungen, dem Lernen und dem kleinen Bisschen, was als Privatleben nebenher existiert.

Callcenteragenten sind im Bereich der Jobs, die man als Student annehmen kann in der Nahrungskette ganz unten. Zumindest, wenn man das „äußere“ Ansehen betrachtet.
Was die Bezahlung angeht, steht man in der Nahrungskette allerdings irgendwo zwischen Känguru und Tiger… Ich habe hier schon Jobs gemacht, da würde der gemeine Mistkäfer sogar lachen!
Meine Schicht beginnt in der Woche 17 Uhr. Ich teile meine Arbeitsplatz mit ca. 80 Leuten.
Das schöne ist: alle 79 anderen sehen bei ihrer Ankunft jedes Mal genauso motiviert aus, wie ich mich fühle.
Aber Geld ist Geld…. Und mit Schwalbenkot und Kaffeesatz- von beidem hab ich mehr als genug zur Zeit… kann man eben keine Miete zahlen.
Man kommt also zum Center, kriegt die Umfrage, liest sie durch und wundert sich an bestimmten Punkten: warum stellen die so komische Fragen, warum? Die Antwort wird sich mir nicht eher erschließen als dass ich in einem Markt- und Meinungsforschungsinstitut eine Stelle kriege und persönlich für die Ausarbeitung zuständig bin. Sprich: niemals.

17 Uhr: die Schicht beginnt: ich stelle mich vor, in rasend schnellem Tempo, denn sobald die Leute mitkriegen, ich bin nicht gerade ihre Tochter (Oma, Nichte, Cousine, Freundin oder Bekannte), legen Sie schnell auf, weil sie fürchten, ich würde Ihnen was verkaufen wollen. Das will ich nicht!
Ich will ihnen weder was verkaufen noch dass sie auflegen, ich möchte ihre Meinung!
Wer ab und zu Punkt 12 oder beim ZDF die Nachrichten oder andere Sendungen im TV verfolgt kennt diese lapidaren Aussagen, die man kaum wahrnimmt, aber die haften bleiben: Die SPD ist in der Wählergunst gesunken, die CDU/CSU hat in den letzten Monaten an Boden gut gemacht. Oder: 83% der Frauen würden ihrem Partner vertrauen, wenn es die Pille für den Mann gäbe, nur 10 % würden trotzdem weiterhin verhüten. (fiktiv!!!)
Das ist mein Job.
Es ist mein Job, für Unternehmen herauszufinden, wie Leute ticken. Es ist mein Job, herauszufinden, warum so viele Menschen bestimmte Marken weiterempfehlen würden oder nicht.
Und es ist mein Job, damit ich ein bisschen Geld verdiene um meine Wohnung zu behalten.
Ich sage nicht, dass der Job keinen Spaß macht, himmel, ich will hier niemanden bekehren oder einen Aufruf starten: „Werdet alle Callcenteragenten!“ nie im Leben würde ich so was sagen!
Aber es ist auch nicht der schlechteste Job, den ich je gemacht habe.
Es gibt bestimmte Momente, die man hat.
Schöne, aber auch traurige Momente.
Heute hatte ich gerade ein vielleicht sechsjähriges Mädchen am Telefon, natürlich zu jung für die Studie. Das Mädchen fragte seine Mutter, ob diese mit mir reden kann: „Mama, da ist so eine Frau dran, ich glaube *grübel* von so einer Durchfrage!“ Ich musste so herzlich lachen über diese kindliche Ausdrucksweise.
Dann widerum hatte ich den kleinen Falk am Apperat: „Meine Eltern sind nicht da.“ Meinte er. Ich: „Sind sie- bist du denn über 14 Jahre alt?“ „Nee, ich bin gestern Elf geworden!“ Die Elf betonte er mit so viel Stolz in der Stimme, zu niedlich. Ich gratulierte ihm und wünschte ihm einen schönen Tag. Ich freue mich auf meine eigenen Kinder.
Ein wenig mit mir kämpfen musste ich heute leider auch. Es gibt einen Grund, warum man als Callcenteragent froh ist, wenn die Leute sagen: Bin nicht in Stimmung, hab keine Zeit oder: prinzipiell nicht!
Denn heute hatte ich eine recht jung (das könnte täuschen) klingende Frau am Telefon.
Sie klang schwach und niedergeschlagen. Sagte, sie könne sich nicht konzentrieren. Ich meinte: „Ok, dann bitte entschuldigen Sie die Störung,“-hätte weiterhin gesagt, dass ich ihr einen schönen Abend wünsche, aber sie fügte hinzu: „Mein Mann ist vorgestern tödlich verunglückt.“ Und einem bleibt alles im Halse stecken.
Was geht einem dann durch den Kopf? Mir schossen Bilder von meinem eigenen herrlich großen, liebevollen, manchmal etwas tollpatschigem Freund vor Augen und was ich fühlen würde, wenn ich ihn verlöre und wie ich mich fühlen würde, wenn mich dann noch so eine bescheuerte Umfragetussi anriefe, die von mir wissen will, was ich denke… ich würde nichts mehr denken…

Was kann man in solchen Momenten sagen? Nichts?
Es gibt Menschen die sich freuen…, ich hatte mal einen älteren Herren in der Abendschicht gegen neun Uhr abends an der Strippe, der mir sagte: „Es ist schön mit jemandem reden zu können, gerade jetzt…ich kann noch nicht schlafen.“ Im Zuge des Interviews kam heraus, dass seine Frau wenige Wochen zuvor an Krebs gestorben war und er sich sehr einsam fühlte und froh über eine Ablenkung war.

Nach solchen Schichten fahre ich mit meinem Fahrrad oftmals im Regen nach Hause und frage mich, was hinter all den Nummern steckt, die ich während einer solchen Schicht anrufe….
Es beschäftigt mich, sei es, weil ich so eine Schreiberlingsfantasie habe oder weil es mich mitnimmt über tote Partner/ Familienmitglieder nachzudenken….
Ich versuche mir immer zu sagen: es ist nur ein Job…

Andererseits bin ich nur ein Mensch…

Ich bin froh, dass ich in meinem Job nichts verkaufen muss, wie es so viele Callcenteragenten tun müssen. Ich sammle nur Meinungen.

Und manchmal Lebensgeschichten, von denen ich mir für mein Seelenheil wünschen würde, sie nicht zu erfahren…. Aber so ist es… Und vielleicht ist das auch okay so.

Noch weiß ich das nicht.

...

Würde mich freuen, von eurem Arbeitsalltag zu erfahren....

Liebe Grüße,
Goody
(PS: wenn ich dich, lieber User anrufe und du keinen Bock hast: einfach sagen!)

Bearbeitet von Goody am 03.07.2007 00:46:11
Profilbild
Tipp von Bernhard aus der Redaktion:

In einem Callcenter ist es oft laut und stressig. Mit Lärmschutz-Kopfhörern kannst du dich besser auf deine Gespräche konzentrieren und gleichzeitig deine Ohren schützen, was den Arbeitsalltag angenehmer gestalten kann.

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hi..
Auch ich habe als Friseurin viel mit Menschen zu tun..Doch seid einigerZeit bleiben immer mehr weg...Was nicht an meiner Arbeit liegt -sondern an dem ganzen drum herum...
Es ist schlimm zu sehen wie sich innerhalb (fast ) 3o Jahren die ich arbeite, das bild zum Friseur zu gehen geändert hat...

Die Leute haben weniger Geld-die Sachen werden alle super teuer..Ich weiss das unsere Produkte mit dem W darauf zwei mal im Jahr die Priese anheben-wie soll man das denn auch noch bezahlen??

Ich frage mich-wie ich ein Shampoo verkaufen soll das -umgerechnet-20 DM kostet und von der öko zeitung ein befriedigend bekommt???

Ich musste schon Tage kanceln das heisst ich gehe nur noch zwei mal die Woche...Das reicht mir nicht und ich werde was neues suchen...
und das mit fast 45....

Auch wir haben mal gutes und auch mal traurige tage. Auch wir leiden mit wenn uns die Kunden erzählen was zuhause passsiert..
Ich liebe es Bräute zu verschönern und ihnen zu helfen...Ich bin immer wieder überrascht wie gut manche doch aussehen an ihrem schönsten tag und wie sie in sich zusammen sinken ein jahr danach...

Ich versuche auch immer (!) den letzten gang mit meinen Kunden zu gehen..Das kommt nicht oft vor-doch leider ist es so..

Schlimm ist es auch wenn ich unter tränen die Haare abrasiere wegen Chemos-auch das habe ich zwar nur 4 mal in 30 Jahren gemacht .

Es ist ein schöner Job-und ich liebe ihn...

Lieben Gruss
Sille
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Frühdienst in der Altenpflege

6 Uhr-6.30 Übergabe mit der Nachtwache, anschließend Tropfen stellen,Schwerstpflegen lagern,

ab ca 7.00 Uhr wecken der Bewohner die noch laufen können, beim waschen oder duschen und ankleiden helfen,Prophylaxen durchführen, nach Auffälligkeiten sehen, Verbände wechseln ,Spritzen geben, zum Frühstücksraum begleiten,Betten machen, eventuell neu beziehen.

Zwischendurch Medikament verteilen, die Leute mit einer PEG- Sonde versorgen, also Nahrung oder Wasser geben.
Schauen ob alle mit Getränken versorgt sind, aufpassen, das genügend getrunken wird.

Um ca 9.00 Uhr ist das erledigt, kurze Zigarettenpause, dann geht es weiter, Versorgung der Schwerstpflegen, bis ungefähr kurz nach 10 Uhr, dann müssen noch diverse Anrufe erledigt werden, wird teilweise auch schon zwischendurch gemacht,die Dokumentation wird angefangen,,nein wir haben noch keinen PC,

11Uhr Frühstückspause bis 11.30

Pflegearbeitsraum aufräumen, auffüllen, nachsehen was fehlt, Dokumentation, Telefonate
ab 12 Uhr Mittagessen für die BW,
dann Lagerung der Schwerstpflegen , ab 12.45 nochmals Dokumentation, Medikamente umfüllen, teilweise kommen Ärzte, da wird auch noch mitgegangen, 13 Uhr bis 13.30 Übergabe mit dem Spätdienst, normalerweise 13.30 Feierabend.

Für die Grundpfllege, Frühstück zubereiten und verteilen und zum Essen anreichen und Toilettengänge haben wir normalerweise Hilfskräfte, aber falls jemand ausfällt müssen wir das auch noch machen.

Nebenbei noch Schüler anleiten,wenn man Glück hat sind sie gut, wenn nicht ,kann man da auch noch ewig hinterher sein.

Für längere Gespräche mit den Bewohnern oder Angehörigen bleibt kaum Zeit und wehe es tritt ein Notfall ein, dann ist der ganze Ablauf hin.
Es ist schon oft vorgekommen,das wir nur durch Verzicht auf Pausen unser Arbeitspensum erledigen konnten.
Ich bin allen Widrigkeiten zum Trotz immer bemüht ,die Bewohner nicht spüren zu lassen was wir für einen Stress haben.Sie mögen mich, genauso wie ich sie auch mag.
Es freut mich immer wieder aufs Neue, wenn ich morgens zu hören bekomme, ach Schwester schön das sie wieder hier sind,sie sind wenigstens immer lustig und nicht so ungeduldig.
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