ich wundere mich über deinen beitrag und über die dinge, die du dir zusammenreimst.
die große auswahl bei brot und brötchen: wundervoll. und sie wird ausgenutzt. artikel, die nicht gut gehen, werden nicht mehr angeboten. ich bin sehr glücklich darüber, dass ich gutes schwarzbrot und viele verschiedene brotsorten mit kernen und samen kaufen kann und das angebot sich nicht auf weißbrot und graubrot beschränkt.
darauf sind die deutschen bäcker zu recht sehr stolz. vielleicht tust du einmal deinen unmut über die vielfalt bei ihnen kund und schlägst vor, dass sie ihr angebot reduzieren, weil es dir verschwenderisch vorkommt. ich jedenfalls freue mich immer wieder über neue brotsorten, die ich oft auch gern versuche.
obst und gemüse außerhalb der saison: würde alles hergeflogen werden, wäre es sehr viel teurer. das meiste kommt über containerschiffe oder über den landweg. auch hier gilt, dass du nicht das kaufen musst, was du nicht kaufen willst.
das tue ich auch nicht. dennoch nehme ich gern das angebot an, viele verschiedene früchte und gemüse kennen zu lernen und zu verspeisen. wenn du nur lokal und saisonal erhältliches obst und gemüse essen magst, hält dich gewiss niemand davon ab und wird sich hüten, dir etwas bei einer einladung zum essen etwas anzubieten, das deiner einstellung nicht entspricht.
weswegen betonst du so arg, dass du übrig gebliebenes am nächsten tag noch verspeist? das ist nichts außergewöhnliches, das tun gewiss die meisten haushalte, wenn sie ein wenig verstand haben. bei uns wird sehr selten etwas fortgeworfen, da mein mann beim essen wie eine neunköpfige raupe ist und wir recht oft gäste haben. auch kann man vieles noch einfrieren, was das verwerten noch einfacher macht.
es sind nicht nur bedürftige menschen, die sich gern dinge aus containern nehmen. es werden immer mehr, die es nicht unterstützen wollen, wie viel gutes fortgeworfen wird. und sich aus prinzip dieser lebensmitteln annehmen.
aus containern mag ich nichts nehmen. jedoch würde ich, wenn ich dürfte, mir verwertbares aus kartons nehmen, die man daneben stellt. ich verstehe diese menschen sehr gut, die so zeigen wollen, dass man sich noch davon ernähren kann und dass es furchtbar ist, dass man von müll satt werden kann, während andere menschen nicht einmal das haben.
aus kohlrabiblättern und radieschenblättern lässt sich auch ein gericht kochen. ich versuche es gern und bisher konnte man es essen, obwohl es mir nicht sehr gut geschmeckt hat. doch das liegt gewiss daran, dass ich noch nicht die richtigen gewürze und zutaten für diese gerichte herausgefunden habe. zu hören bekommen habe ich, dass mir bei dieser kost bald mein mann davonliefe, meine kinder bei nachbarn um brot betteln und dass man niemals so arg rechnen wollen müsse wie ich.
mir wurde nachgesagt, dass wir es nun wohl nötig hätten, aus abfall essbares zu kochen, wenn wir die blätter verwerten. auf dieses dumme gerede gebe ich jedoch nichts.
du fragst, ob es uns schon aufgefallen sei, dass es in unserem land immer mehr arme menschen gibt. schaust du niemals nachrichten, liest du keine zeitung, unterhältst du dich niemals mit anderen menschen? es ist seit jahren so, die zeitungen berichten darüber, es gibt immer mehr fernsehsendungen über dieses thema. wie kann man es nicht wissen?
jedoch nimmst du beispiele dafür, die ich nicht als indiz dafür anerkenne. darf man als alter mensch keine kleinen einkäufe machen und sein kleingeld dabei loswerden? auch ich kaufe brot vom vortag. weil es noch gut ist und schmeckt. und ob ich dieses kaufe oder frisches, irgendjemand hat immer etwas daran auszusetzen. bei frischem brot, weswegen man nicht spart. bei altem, weswegen man ärmeren menschen dieses fortnimmt.
dein angeführter alter mann könnte auch ein schrecklicher geizkragen sein, der nicht mehr geld ausgeben mag. der damit zufrieden ist. der spielsüchtig ist und sich nichts anderes leisten mag. der in anderen geschäften sein geld für teure lebensmittel ausgibt. der diese lebensmittel vergessen hat und nun noch einmal einkaufen musste. und gern kleingeld ausgibt, bevor er einen neuen schein anbricht. wie ich auch.
weswegen sollten wir uns schämen? jeder einzelne? ich bin nicht nur teil einer masse, ich bin auch ein einzigartiger mensch mit gründen, wie jeder andere mensch. ich schäme mich für nichts, sonst täte ich es nicht.
du willst keine unbegrenzte vielfalt. schön. du musst sie auch nicht nutzen. was ich nicht kaufen mag, lasse ich ebenfalls liegen. daraus jedoch eine wissenschaft zu machen und das große angebot zu verteufeln, finde ich zu kurz und zu eingeschränkt gedacht.
marktwirtschaftlich gesehen wäre es auch ein großer verlust, das angebot auf sehr wenig zu beschränken. die umsatzsteuer fiele fort. steuern, die dem land wieder zur verfügung gestellt werden. keine lebensmittel mehr im müll hieße auch kein nachschub mehr für die tafel. sie ist im gegenteil erst daraus entstanden, dass man diese lebensmittel weiterverwerten will. die tafeln gäbe es nicht mehr.
ich muss im augenblick nicht auf jeden cent schauen. darüber bin ich schrecklich froh. dennoch baue auch ich eigenes gemüse an. nicht weil ich muss, sondern weil ich es schön finde, eigenes gemüse zu säen, zu pflegen und zu ernten. weswegen ich mich recht oft fragen lassen muss, ob es bei uns finanziell so arg ist. noch dazu die mitleidigen blicke, wenn mein mann vom holz hacken bei bekannten kommt und für seine hilfe gemüse und obst aus dem garten bekommt. es ist leichter, kräuter zu kaufen anstatt sie selbst anzubauen, zu ernten und zu verarbeiten. und sich darum zu kümmern, was man mit dem überfluss macht.
wenn man deine beiträge liest, kann man sehr leicht auf die idee kommen, dass du alles schlechtredest, was du dir nicht leisten kannst oder magst. und als ob sich andere dafür entschuldigen müssen, nicht deinen konsumweg gehen zu wollen oder zu müssen.
Bearbeitet von seidenloeckchen am 13.04.2011 15:46:13