Zitat (Lady Khaos @ 24.01.2005 - 19:16:24) |
7 Tage!!! *Entsetzt guck* Da bin ich ja mit meinen 30 Tagen richtig unverschämt gegen ...
Wie macht man denn bei so wenig Tagen Urlaub? (Ich meine in Urlaub fliegen so wie unsereins in Sommerurlaub oder so)
Kannst du denn wenigstens Überstunden aufbauen und abbummeln? Aber ich denke mal, eher nicht, was? Hört sich so an, als ob Überstunden "zum guten Ton" gehören, oder?
bedauernde Grüße Lady Khaos |
Urlaub? Was ist das? :unsure:
Normalerweise macht man hier hoechstens eine Woche lang "Urlaub". Also 5 Tage frei nehmen (oder weniger, wenn offizielle Feiertage dazwischen liegen, und eine Woche lang mit einer Reisegruppe nach Thailand oder Japan. Zu mehr reicht es meist nicht (auch vom Geld her). Besuche in Europa sind selten (zu teuer und die Flugzeit ist zu lang) und meist nur drin, wenn man gut verdient und auch noch ein paar Tage unbezahlten Urlaub ranhaengen kann.
Es gibt hier naemlich in den meisten groesseren Firmen folgende Regelung:
- bis zu 7 Tage bezahlten Urlaub (abgerechnet in 4 Stunden Einheiten, 2 Einheiten = 1 Tag)
- bis zu 14 Tage unbezahlte Abwesenheit (abgerechnet in 1 Stunden Einheiten)
- bis zu 7 Tage halbbezahlte Krankheitstage (abgerechnet in 4 Stunden Einheiten)
Wie man die Tage einsetzt bleibt einem selbst ueberlassen. Wenn ich zum Beispiel einen Tag lang krank bin (wegen Ueberarbeitung), kann ich mich entscheiden, ob ich einen Krankheitstag nehme (halbes Gehalt fuer den Tag), oder einen Urlaubstag (volles Gehalt), oder unbezahlte Abwesenheit.
Wenn ich Behoerdengaenge machen muss, nehme ich eigentlich immer unbezahlte Abwesenheit, da es nie laenger als 2 Stunden dauert.
Ueberstunden kann man sich meistens nur anrechnen lassen, wenn sie ausserhalb der Firma anfallen, also bei Kundenbesuch oder so. Wenn man in der Firma selber Ueberstunden schiebt, bekommt man keinen Ausgleich, denn man kann sich ja selbst einteilen wann und wo man seine Arbeit erledigt.
Staatliche Feirtage sind auch nur spaerlich gesaet, die meisten fallen immer aufs Wochenende...
Fuer 2005 haben wir nur 3 Tage neben Chinesisch Neujahr (eine ganze Woche), die in die Arbeitswoche fallen.
Aber auch am Wochenende und an Feiertagen haben die groesseren Geschaefte bis 22:00 Uhr geoeffnet. Das sind schliesslich die umsatzstaerksten Tage. Da geht die ganze Familie mit Kind und Kegel einkaufen. :)
Insgesamt mag ich das Arbeitsklima hier lieber als in Deutschland, auch wenn Urlaub und Gehalt etwas mickrig ausfallen. Aber man hat mehr Verantwortung, kann sich die Arbeit meistens selbst einteilen und ist auf sich selbst gestellt. Es gibt hier zum Beispiel auch keine Tarifvertraege. Arbeitsvertraege sind Verhandlungssache zwischen mir und meinem Chef. Die Arbeitsvertraege haben eigentlich immer nur eine Laufzeit von 1 bis 3 Jahren, dann wird neu verhandelt.
Ferner ist beim Einkommen brutto = netto. :) Der Einkommensteuersatz fuer Gering und Normalverdiener liegt bei 6 %. Die Steuer wird nicht sofort abgezogen, sondern man rechnet am Jahresende ab und ueberweist die faellige Steuer ans Finanzamt. Man kann also selbst entscheiden wieviel man angibt und wann man zahlt. :) Absetzen kann man nur wenig. Es gibt eine Pauschale pro Person, und dann kann man noch so Dinge wie Krankenversicherung, Rentenversicherung und Miete teilweise absetzen. Im Endeffekt zahle ich mit meiner Frau bei einem gemeinsamen Jahrseinkommen von 25000 € nur ca. 250 € an den Staat.
Dann gibt es noch eine staatliche Kranken- und Arbeitslosenversicherung, wo jeder Arbeitnehmer zwangsversichert ist. Das kostet ca. 30 € im Monat und wird direkt vom Einkommen abgezogen. Der Arbeitgeber muss das direkt and den Staat abfuehren.
Wenn man zum Arzt geht, zahlt man normalerweise nur die Praxisgebuehr. Medikamente bekommt man abgezaehlt in Tagesdosen direkt beim Arzt. Das sind fast ausschliesslich Generika. Die Behandlungskosten und Medikamentenkosten traegt die staatliche Krankenversicherung bis zu einem mir unbekannten Hoechstbetrag. Wird es teurer (z.B. stationaerer Krankenhausaufenthalt, Spezialmedikamente, usw.) muss man aus eigener Tasche zuzahlen. Fuer solche Faelle hat man dann noch eine zusaetzliche private Krankenversicherung (die man teilweise von der Steuer absetzen kann), wo dann meistens noch gleich eine minimale Rentenversicherung mit bei ist. Da sind die hiesigen Versicherungen recht kreativ (z.B. lebenslange monatliche Minimalrente ab dem 65 Lebensjahr). :)
Wenn man die Kosten dann bei der Krankenversicherung einreicht, hat man das Geld normalerweise innerhalb von ein paar Tagen auf dem Konto.
Die Arbeitslosenversicherung laeuft folgendermassen:
Man hat Anspruch auf Arbeitslosenhilfe, sobald man laenger als 1 Jahr lang eingezahlt hat. Die Hoehe des Arbeitslosengeldes betraegt ca. 600 € im Monat fuer laengstens 6 Monate.
Wenn man die Arbeitslosenhilfe einmal in Anspruch genommen hat, muss man 5 Jahre warten, bis man sie wieder in Anspruch nehmen kann.
Sozialhilfe gibt es keine. Die Familie kuemmert sich normalerweise um die eigenen Mitglieder. (Pro zusaetzlichem Kopf kann der Steuerzahler dann einen Pauschalbetrag von der Steuer absetzen).
Wenn man aber wirklich mal arbeitslos ist, gibt es genuegend Jobboersen im Internet, wo man Jobs finden kann. Als ich kurzzeitig arbeitslos war, hat es nur 4 Monate gedauert, bis ich wieder einen Job hatte. (Und das bei mir als Auslaender!). In der Zwischenzeit habe ich mich von Erspartem ernaehrt, ich brauchte also noch nicht einmal die Arbeitslosenhilfe in Anspruch zu nehmen. :)
Wenn man zu alt ist um einen Job zu finden, macht man sich halt selbstaendig. Die meisten Firmen hier sind Familienbetriebe. Viele Leute haben Strassenstaende, wo sie selbstgekochtes Essen fuer die Buerobevoelkerung verkaufen. Das ist angeblich die beste Einnahmequelle, wenn man hiesige Businessmagazine liesst. :)
Gruss aus Fernost
Bearbeitet von mixmaxtw am 25.01.2005 04:02:00