Das Wunder von Berlin: möchte mal was anmerken

Ja, ich hatte das große Glück, dass man mir nichts beweisen konnte. Mein Schwager war damals so schlau und hat mir auch nichts näheres gesagt. Nur, dass er mich und die Kleine holen kommt. So konnte ich immer alles abstreiten.

Wenn es anders gewesen wäre, dann hätte ich wahrscheinlich nach der Wende auch nach meinem Kind suchen müssen.
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Zitat (Renate54 @ 06.02.2008 21:34:08)
Ich möchte aber auch nicht alles schlecht reden. Es gab auch gutes. Kinderbetreuung, bezahlbare Wohnungen.......!

Ich muss dazu auch noch mal was sagen: Hier war das Leben aber ANDERS. Und zwar war es hier NORMAL, dass eine junge Mutter eben einige Jahre nicht arbeiten ging. Das waren wenige Frauen, die es doch taten.

Und ich weiss auch gar nicht, ob alle Frauen das damals anders wollten! :unsure:

Auch heute höre ich viele (ganz viele), die ihr Kind gar nicht "sofort nach der Geburt" bzw. nach ein paar Monaten abgeben WOLLEN. Nein, die wollen bei ihrem Kind bleiben und sich für einige Jahre um den Haushalt kümmern. Nicht alle, aber doch viele (zumindest, die ich kenne). Und ich habe auch schon von ehem. "DDR-Bürgern" gehört, dass die das so viel besser finden! Also dass man hier das Recht hat sich bis zu 3 Jahren nur um´s Kind zu kümmern!

Und das war damals noch viel mehr so, würde ich sagen. Ich kannte damals kein Kind, dessen Mutti (vollzeit) berufstätig war, nicht eine. Das war hier üblich und ob das generell IMMER schlechter war, ist Geschmacksache. Es war ANDERS.

:blumen:
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Krötilla, ich musste damals mein Kind mit 6 Wochen in die Krippe geben. Der Kindesvater lebte nicht mehr, von der Versicherung habe ich keinen Pfennig gesehen. Meine damalige Schwiegermutter war Rentnerin und meine Eltern beide berufstätig. Ich musste Geld verdienen. Damals gab es noch kein bezahltes Babyjahr.

Bei den beiden anderen war ich 1 bzw. 1 1/2 Jahre zu Hause und habe es voll bezahlt bekommen. Danach bin ich auch wieder arbeiten gegangen. Allerdings nicht den ganzen Tag. Aber es war damals halt so und ich habe es eigentlich nie bereut.

Meine Mädels sind heute selbst Mama und haben ihre Kinder bis zum Kiga zu Hause behalten. Obwohl sie gern in die Krippe gegangen sind (ja, sie kannten es halt nicht anders) wollten sie es bei ihren Kindern auf keinen Fall.
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Zitat (Renate54 @ 06.02.2008 21:56:00)
Der Kindesvater lebte nicht mehr, von der Versicherung habe ich keinen Pfennig gesehen. Meine damalige Schwiegermutter war Rentnerin und meine Eltern beide berufstätig. Ich musste Geld verdienen.

:huh: Das ist natürlich ne ganz andere Situation. :freunde:
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Zitat (Renate )
Aber ich möchte nicht bemitleidet werden, denn anderen wurde noch viel, viel schlimmer mitgespielt.

Weiss ich doch :blumen: Aber das bestürzt einen einfach . Finds gut , dass du das geschrieben hast , für uns die hier so unbedarft und behütet aufgewachsen sind ,ist das der Wahnsinn sich das vorzustellen :( :blumen:
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Zitat (Renate54 @ 06.02.2008 21:34:08)
Es gab auch gutes. Kinderbetreuung, bezahlbare Wohnungen.......!

Da ist der Satz, auf den ich gewartet hab. Und ich kanns nicht oft genug wiederholen, wie verlogen und und hinterhältig ich diese von der DDR organisierte Kinderbetreuung find. Die Kids direkt in ihr System reinpressen, nach deren Vorstellungen formen und zu linientreuen Bürgern erziehen, damit man keine Schwierigkeiten mit denen hat.
Ich würds geil finden, auch wenns aus der DDR war, wenn die dabei echt bloß an die Kids und deren Familien gedacht hätten, wenns da bloß drum gegangen wär, den Kids was Praktisches beizubringen, denen ne schöne Kindheit unter Gleichaltrigen zu ermöglichen und den Familien noch dazu zu ermöglichen, sich ne sichere Existenz aufzubauen, wozu meistens eben n bisschen mehr Kohle hilfreich war. Aber so wars eben nicht. Ich könnte sowas von kotzen wenn ich daran denk, was der wahre Grund dafür war und wie von vielen so getan wird, als hätte man bloß das Wohl der Kids im Sinn gehabt.
Hab grade von älteren Müttern aus der DDR gehört, dass die die Frauen im Westen manchmal total beneidet haben, weil die ihre Babys alleine erziehen durften und die ganze Zeit bei denen sein durften, ohne die abgeben zu müssen, auch wenn denen ihr Job gefallen hat. Ist auch nicht so, dass jede Mutter in der DDR drauf abgefahren ist, sozusagen gleich nach dem Durchschneiden der Nabelschnur wieder arbeiten zu müssen.

Von der Idee der ständigen Kids-Betreuung her wars sowieso nicht neu. Hitlerjugend und BDM war schließlich so ähnlich. Man lernt was Sinnvolles, entwickelt Gemeinschaftssinn, treibt Sport und und und. Die Absicht dahinter war bei den Nazis natürlich schlimmer, klaro, die Jungs sollten kräftige Soldaten werden, die Mädels gute Hausfrauen und gesunde Gebärmaschinen. Aber auch da wars von Kindesbeinen an durchorganisiert und unter staaatlicher Aufsicht, denen ist auch das eingetrichtert worden, was der Staat wollte.
Und wenn ich dran denk, dass in den USA öfter mal laut gedacht und kritisiert wird, wie auffällig das doch ist, dass die meisten Neuankömmlinge der Pfadfinder mittlerweile "komischerweise" Kids von WASPs sind, seh ich da im Grundsatz auch keinen großen Unterschied zu den beiden anderen Einrichtungen.

Bearbeitet von Kalle mit der Kelle am 06.02.2008 22:32:32
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Und ichh dachte es gibt nur Alte ewig Gestrige,die gibt es auch in Jung! :huh:
Wenn auf der Ost/West-Vergangenheit auch solange Rumgeritten wird wie auf der Sache mit AH.und dem 2:WK.na dann Gute Nacht Deutschland!!! B)
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Zitat (Kalle mit der Kelle @ 06.02.2008 22:31:19)
Da ist der Satz, auf den ich gewartet hab.

Nun hast Du ihn ja.

Kannst Du Dir vielleicht vorstellen, dass die meisten Mütter in der DDR darauf angewiesen waren mit zum Unterhalt der Familie beizutragen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Kinder in eine Kindereinrichtung zu geben. Denkst Du, es ist allen leicht gefallen ihre Kinder den ganzen Tag in einer Einrichtung zu lassen? Viele wären liebend gern 3 Jahre zu Hause geblieben (ich übrigens auch), aber es ging einfach finanziell nicht.

Und falls Du Dir nicht vorstellen kannst, dass es den Kids auch gefallen hat, dann muss ich Dich eines Besseren belehren. Klar gab es Beschäftigungen, die sich mit Politik befasst haben (was ich auch immer abgelehnt habe), aber ansonsten war Spiel und Spaß angesagt. Die Kinder wurden nicht getrimmt.

Ich habe hier einige gleichaltrige Kolleginnen und wir sprechen eigentlich oft über das Thema. Ich habe schon von vielen gehört, dass das doch eigentlich gut war und sie sich gewünscht hätten, in der BRD hätte es sowas auch gegeben. Auch hier ist es vielen Familien schwer gefallen auf einen Verdienst zu verzichten, aber denen blieb da auch wieder keine andere Wahl.
Warum werden gerade wieder Kinderkrippen neu erfunden? Aus dem Grund, dass es sich heute kaum noch eine junge Familie leisten kann, dass die Mutter 3 Jahre zu Hause bleibt. Warum wird Ganztagsschule gefördert? Damit die Mütter arbeiten können und die Kids gut untergebracht sind.

Warum werden alle Mütter, die Berufstätig sind oder waren eigentlich immer als Rabenmütter angesehen?

Ich finde Deine Vergleiche hier voll daneben. Falls Du was gegen Leute aus dem Osten hast, dann sags doch einfach ehrlich. Ich kann damit leben und werde trotzdem weiter hier bleiben und meine Meinung vertreten.
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Ich frag mich grade, ob du überhaupt verstanden hat, worums mir geht bei den Hintergründen für Kinderbetreuung. Von wem die kommt ist mir eigentlich latte, solange Kids nicht benutzt werden. Ich find jede Kinderbetreuung daneben, die nicht das Kind selber in den Vordergrund stellt und die Zeit mit den Kids benutzt, um eigene Ansichten wie Dogmen an die Kids zu vermitteln. Mir geht auch jede streng religiöse und patriotische (ums mal harmlos auszudrücken) Betreuung auf den Sack, wenn die Kids in ne bestimmte Richtung geleitet oder sogar gedrängt werden, anstatt einfach bloß zu informieren und verschiedene Ansichten, Lebensweisen und und und vorzustellen.

Wenn du denkst ich hab was gegen Ostdeutsche, isses dein Problem.
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Wie kann man die Auswirkung und die Hintergründe einer Kinderbetreuung beurteilen , ohne das/die betreffende(n) Kind(er) im Anschluss daran erlebt zu haben ? :hmm:
Da fehlt Aussenstehenden wohl nun wirklich der nötige Einblick um sich da ein Urteil bilden zu können , so seh ich das jedenfalls . <_<
Da wird man wohl eher denen glauben können die das gelebt haben .
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Zitat
ich will nicht und auf gar keinen fall die DDR zurück haben jedoch ist es doch so das einiges jetzt wieder erfunden wird was für uns gang und gebe war
also schlußfolgere ich das kann doch dann doch nicht soooooooo schlimm gewesen sein


weißte kalle, du solltest dir doch mal die mühe machen und nicht sätze auseinander zureißen.
dann würdest du auch besser verstehen. ich mußte tatsächlich selber nachschauen, warum ich den einzelnen satz geschrieben hatte.
Zitat

Dann les ich von dir das Zitat oben und frag mich, wie rosarot deine Brille ist, dass du nach fast 20 Jahren Mauertote, Zwangsadoptionen und und und immer noch nicht soooooooooo schlimm findest. Verdrängst du das eigentlich? Sorry, aber du bist für mich der typische Fall von "was ich nicht weiß macht mich nicht heiß und was Negatives über die DDR gesagt wurde, ist sowieso bloß üble Nachrede".

Zitat

Ich geb zu ich überflieg die längeren Postings von dir, weil ich mit deinem Schreibstil nicht klarkomm, da weder Punkt noch Komma find, deinen Gedankensprüngen oft nicht folgen kann und und und. Aber auf das, worauf ich mich bezieh, hab ich genau gelesen und ich steig nicht dahinter, dass du nicht kapierst, dass es den meisten hier wohl bloß darum geht, dass dort ohne jedes Schönlabern Menschen eingesperrt waren und nicht frei waren.


ist doch in ordung das du das nicht verstehst. aber ich hatte das von den zwangsadoptionen z.b. nichts gewust. woher auch? hatte ja vorher keiner was gesagt und hellsehen kann ich bis heute nicht. und mauer tote, ja habe ich hier und da was gehört. doch bestimmt nicht, so wie ihr.
einerseits gestehst du uns zu, das wir eingemauert wahren und anderseits wenn man nichts damit direckt zutun hatte und nichts ankam, verurteilst du uns,/mich
und das langeposting was ich geschrieben habe, habe ich extra auf microsoft wort
geschrieben, damit es, groß und klein und punkt und komma an den richtigen stellen sind. so das es besser zulesen ist.(habe mich schon mal geautet, das ich eine lese rechtschreibschwäche hatte und mich eher recht als schlecht durch kämpfe) ich habe schwierigkeiten, kommas und punkt, an den richtigen platz zusetzen. aber vielen dank trotzdem von mir an dich ich denke das wir irgend wann mal freunde werden da ich merke das du dir mühe gibst, um auch mich zuverstehen. :pfeifen: :trösten: :wallbash:
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Und trotzdem nach fast 20 Jahren und Aufklärung ohne Ende noch solche Kommentare mit der rosaroten Brille? Bin wohl zu blöde, um das zu kapieren.
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kalle ich komme da nicht mehr mit.
das sind meine meinungen, zum teil gewesen wie ich auch schrieb.

und zum anderen, was ich erlebte.

ich kann nicht verstehen, ich lese alle beiträge komplett.
muß auch hier und da schaun, was wirklich gemeint ist.
weil ein buchstabe verrutscht ist oder ich die meinung nicht gleich verstehe.

klar ich bin teilweise wohl übers ziel hinaus geschossen.
aber manch einer ,auch du , sind einfach genauso stur.
wie ich, wenn es um unsere lebensart geht oder ging

ob das jetzt 20 oder 100 jahre ist, ist egal.
man es gibt leute, die wollen den alten kaiser willhelm wieder haben
und noch andere

ICH BIN ZUFRIEDEN WIE ES JETZT IST
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Zitat (Kalle mit der Kelle @ 07.02.2008 10:23:48)
Ich frag mich grade, ob du überhaupt verstanden hat, worums mir geht bei den Hintergründen für Kinderbetreuung.

Ich glaube wirklich ich verstehe Dich nicht ganz.

Du hast unsere Kindereinrichtungen nie kennengelernt. Hast wahrscheinlich nur vom Hören und Sagen davon gewusst. Was denkst Du eigentlich was da mit den Kids passierte? Es war kein Kasernenhof, die Kinder wurden nicht gedrillt.
Frag doch einfach mal Leute, die in eine Kindereinrichtung in der DDR gegangen sind ob sie unglücklich waren!

Wie stellst Du Dir solche Kinder vor? Das würde mich schon interessieren.
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ja renate, das würde mich auch mahl interesieren.

hatte nicht mehr den mum dazu.
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Mich beschäftigen nach dem Verfolgen der Diskussion die Fragen: Gab es auch was Schlechtes/Negatives in der damaligen BRD/alten Bundesländer?
Wie haben die dort Aufgewachsenen ihre Kindheit und Jugend erlebt?
Was war gut und was war schlecht?

Jeder hatte seine persönlichen Erlebnisse, hüben und drüben.
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Lucia
ist doch wohl klar, daß der Jugendwerkhof in dieser Art nicht zurück kommen soll.
Das müßte komplett überarbeitet werden.
Die Auskünfte in Deinen Quellen sind aber nicht vollständig. Dort wird nur über Jundliche mit politischen Problemen gesprochen.
Ich persönlich kenne aus meiner Schulzeit 3 Jungs die in solchen Jugendwerköfen waren, aber nicht aus politischen Gründen. Alle 3 sind auch wieder nach einer gewissen Zeit in unsere Klasse zurück gekehrt. Also war auch eine Entlassung vor dem 18 Lebensjahr möglich.

Krötilla
zum Thema bevorzugte Einstellung von Ossis.
Wir sind aus dem Osten und haben unsere Firma aber im Westteil von Berlin.
Wir haben einen Angestelltenmix von Ossi und Wessi.
Viele Bekannte von uns, welche in der Nachbarschaft Firmen haben, stellen sehr gern Ossis ein. Die Mitarbeiterquote liegt bei den meisten 50/50.

Kalle
Du läßt an der DDR keinen guten Faden. Hast Du Dir schon mal die Frage gestellt, ob es auch glückliche Menschen gab? Es gab nicht nur Menschen verachtende Handlungen.

Renate
zur Frage glücklich im Kindergarten.
Ich selber war in der Krippe und im Kindergarten und erinnere mich gern, soweit man es kann, an diese Zeit zurück.
Auch unser Sohn war in der Krippe und im Kindergarten.
Aus ihm ist ein ordentlicher junger Mann ( 23 ) geworden. Er hat mir nie den Eindruck gemacht, daß es ihm Kindergarten nicht gefällt. Er ist sehr gern hingegangen.

Gitti
ich finde Deine Berichte sehr interessant, obwohl ich auch aus dem Osten bin, höre/lese ich gern so etwas. Denn jeder hat mit der DDR seine eigenen Erfahrungen gemacht.
Wer sich für Deine Berichte interessiert gibt sich Mühe Deine Berichte zu lesen, so schwer ist es doch garnicht. Kalles Bemerkung zu Deine Schreibweise war nicht angebracht. Erstens trägt dies nicht zum Thema bei und zweitens soll er froh sein, daß er sich damit nicht abmühen muß.
Mach weiter so :blumengesicht:

Meine generelle Meinung über Ossi und Wessi ist, daß ein absoluter Gesprächsbedarf zwischen beiden besteht :kaffeeklatsch:
Es sind zuviele Lücken vorhanden wie dies oder jenes wirklich war oder erlebt/empfunden wurde.
Zuviele Wessis wissen über die DDR bescheid, manchal sogar besser als Ossis, obwohl sie es nicht erlebt haben, komisch oder.
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Zitat (helena @ 07.02.2008 21:44:24)
Mich beschäftigen nach dem Verfolgen der Diskussion die Fragen: Gab es auch was Schlechtes/Negatives in der damaligen BRD/alten Bundesländer?
Wie haben die dort Aufgewachsenen ihre Kindheit und Jugend erlebt?
Was war gut und was war schlecht?

Sicher gab es auch "Schlechtes"; es gibt ja IMMER Gutes UND schlechtes.

Meine Kindheit/Jugend sah so aus: Kindergarten mit 4. Manchmal hatte ich keine Lust in den KiGa zu gehen, dann blieb ich manchmal zu Haus und hab da gespielt.

Mit 6 Schule. Wenn ich zurückkam mittags, war meine Mutter IMMER da und das Essen war (fast) fertig. Nachmittags wurden Hausaufgaben gemacht und dann gespielt. Mein Vater kam um 4 von der Arbeit, dann wurde Kaffee getrunken.

Meine Mutter ging wieder arbeiten (auf Selbstständigenbasis, so dass sie ihre Zeit einteilen konnte) als ich 11 (!) war. Aber auch dann war sie fast immer zu Hause, wenn ich aus der Schule kam.

Ich glaube ich persönlich hätte als Kind wie ein Tier gelitten, wenn ich schon mit 1 oder 2 Jahren den ganzen Tag von meiner Mutter getrennt gewesen wäre.

Früher war das - wie ich schon sagte - so üblich. Ich kannte keine Mutti, die arbeiten ging. Jedenfalls nicht, bis wir größer waren. Viel Geld hatte auch niemand, aber das war nicht schlimm und eigentlich gar kein Thema. Denn NIEMAND hatte viel Geld.

Ich kannte nur Familien, in denen der Vater Alleinverdiener war und alle Väter hatten "normale" Jobs. Mein Vater war Kfz-Mechaniker, der Vater einer Freundin Schlachter, der andere Maurer. Ich weiss noch, dass mein Vater samstags immer arbeiten musste, aber plötzlich nicht mehr. DAs hatten wir den Gewerkschaften zu verdanken mit ihrer Aktion "Samstags gehört Papi mir".

Wir mussten auch samstags immer noch zur Schule. War dann irgendwann auch nicht mehr so und ich weiss noch, dass ich mein Glück gar nicht fassen konnte. :hihi:

Die DDR haben wir auch manchmal besucht. Mein Vaters SChwester leb(t)en ja dort und meine Cousins und Cousinen. Wir waren immer schrecklich aufgeregt. Mein Vater war schließlich ein "Flüchtling". Wenn wir die Kontrolle zur DDR passiert hatten, dann standen hinter uns immer Männer, die die Maschinengewehre auf uns bzw. unser

Und wenn wir dann bei meiner Tante ankamen, musste alles ganz schnell gehen: Schnell das "Westauto" in die Garage, damit es keiner sieht. Meine Cousine wollte "schließlich noch studieren" und die hatten Angst, dass man denen sonst STeine in den Weg legt, wenn die zuviel "Westkontakt" haben.

Ich weiss noch, es roch immer nach Qualm und Ruß in der DDR. Und die - meist verputzten - Häuser waren alle GRAU. In Restaurants wurde man von Kellnern sehr von oben herab behandelt, so als ob man DANKBAR sein müsste, dass die so gnädig sind einen überhaupt zu bedienen.

Ich hatte immer ein komisches Gefühl, wenn ich in der DDR war... Alles war so anders. :unsure: Ich weiss, dass ständig spekuliert wurde, wer wohl bei der "Stasi" ist und wer nicht. Und dass man einige in Verdacht hatte.

Das sind so meine Erinnerungen Ost/West. Sorry, etwas länger geworden.

:blumen:
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Zitat (Chucko @ 08.02.2008 09:54:31)
Zuviele Wessis wissen über die DDR bescheid, manchal sogar besser als Ossis, obwohl sie es nicht erlebt haben, komisch oder.

So sehe ich das eigentlich schon die ganze Zeit. Wie kann man über etwas reden (oder schreiben) was man nicht erlebt hat? Erzählungen weichen meist von der Realität ab. Und wenn man so jung ist und es nichtmal aus dem Fernsehen kannte.

Ich würde mir nie erlauben über die BRD vor der Wende etwas zu schreiben. Ich wusste genausowenig darüber, wie viele in der BRD über die DDR wusste und heute noch weiß. Wir hatten keine Verwandschaft (außer dem damaligen "Fastschwager - aber der ist noch vor der Wende verstorben) und durch Fernsehen wussten wir auch nichts, da wir ja im Tal der Ahnungslosen gewohnt haben.

Ich habe das System in der DDR (bissel krass ausgedrückt) gehasst und habe mich die ganzen Jahre nicht untergeordnet nur angepasst. Schon meinem Kind damals zuliebe. Aber alles kann man einfach nicht schlechtreden, da es gelogen wäre.
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danke Chucko (IMG:https://www.cosgan.de/images/midi/verschiedene/n090.gif)

kröti das war ja fast wie bei uns

nur wir hatten kaum, nein einmal west besuch, da war ich nicht mal zuhause.
aber was solls.
das du die kellner, bei uns, so erlebt hast ist normal.
aus diesen grund, hatte mein vater auch soviel erfolg.(er wurde ja alle 1-2jahre zur nästen gaststätte geschickt,von der partei)
denn er war sehr beliebt, da er seine kellner/inen immer abstrahfte wenn sie sich so verhielten. ich selbst, hatte mal großen liebeskummer,ich war 18, da hatte er mir eine lings und eine rechts gegeben und mit seinen zeigefinger auf höhe des herzens gepickt mit den worten;,,wie es da drinnen aussieht interesiert da draußen niemanden. die wollen ein paar schöne stunden haben und somit haben sie auch ein recht, auf ein lächeldes gesicht. und wenn du das nicht kannst, bist du falsch hier. so jetzt gehst du wieder raus und lächelst.´´
man das tat weh, mir branten die wangen die tränen liefen aber ich lächelte seit dem, egal ob es mir sche... geht oder nicht denn er hatte ja recht.
ich glaube, das ich, an diesen tag meinen beruf wirklich verstannden habe.
ich bin eine kellnerin, die tatsächlich, ein trinkgeld von einer famielie die sich den besuch, bei uns, abgespart hatt lieber.
auch wenn es nur 5 oder 10 cent sind.
als jemanden seine 10 €, bloß weil er vor seinen gästen angeben will(damit will ich nicht sagen das ich es nicht nehme). aber man merkt ob es dankbar ist oder nicht.
dankbar, meine ich weil ich mich so um sie gekümmert habe. und sie ein paar schönene stunden hatten, und sich mal fühlten wie ein kaiser.
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Krötilla
danke für Deinen Bericht.
Man erfährt viel zu wenig aus der Sicht der Wessis.
Vielleicht schließen sich Dir einige Wessis an und machen uns Ossis ein wenig schlauer über Eure Erlebnisse :blumengesicht:

Um endgültig als Land zusammen zu wachsen, sollten wir noch viel mehr von Ossi und Wessi erfahren und Akzeptanz den Anderen gegenüber lernen.
Dazu sind hier schon einige nette Beiträge als Anfang drin.
Da wir in diesem Forum bunt gemixt sind, kann das große Ziel klappen.
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Zitat
Um endgültig als Land zusammen zu wachsen, sollten wir noch viel mehr von Ossi und Wessi erfahren und Akzeptanz den Anderen gegenüber lernen.

So denke ich auch. Wir müssen nicht jedem seine Kindheit und Jugend schlecht reden, dürfen aber auch nicht weghören vor den schlechten Dingen.
Jeder hat so seine Sichtweise. Man sollte sich der guten Dinge auch erinnern dürfen. Es war unser Leben. Wir haben uns mit den Widrigkeiten arangiert und gelernt damit zu leben (mussten).
Ich bin froh das dass meine Kinder nie mussten.
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Es dürfte schwierig sein, alle auf einen Nenner zu bringen. :angry:

Ich behaupte mal, das geht garnicht. :wallbash:

Wi seggt jümmers, wat den eenen sien Uhl, is den annern sien Nachtigall. :pfeifen:

Es kommt wohl immer darauf an in welcher Situation man sich im jeweiligen
Staat befindet. :wacko:

Als Cheffe,egal wo, sehe ich die Lage anders als Muschpoke im letzten Glied :pfeifen:

Mfg

Sebring.
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Zitat (Chucko @ 08.02.2008 11:27:24)
Man erfährt viel zu wenig aus der Sicht der Wessis.
Vielleicht schließen sich Dir einige Wessis an und machen uns Ossis ein wenig schlauer über Eure Erlebnisse :blumengesicht:


Ok, dann mach ich mal weiter. :)

Obwohl ich etliche Jahre älter bin als Krötilla, verlief meine Kindheit nicht sehr viel anders, nur "keine Lust" das gab es nicht, Pflichterfüllung stand ganz oben auf der Liste.

Ausser Haus arbeitende Mütter kannte ich auch nicht, einige machten Heimarbeit. Meine Eltern hatten ein Geschäft, waren somit immer zu Hause, auch mein Vater. Zudem lebten die Großeltern mit im Haus und auch Hausangestellte. Ich war nie auch nur eine Minute alleine.

Nach dem Mittagessen wurden Hausaufgaben gemacht, täglich, ohne Ausnahme und erst danach durfte man den Freizeitbeschäftigungen nachgehen - sofern keine anderen Pflichten mehr auf dem Plan standen.

Wir mussten damals alle zu Hause mithelfen, Bauernkinder bei Stall- und Feldarbeit, Kinder aus Privathauhalten musste abtrocknen oder spülen, auch mal putzen ect. Ich hatte ab dem Alter von sechs Jahren für die komplette Familie die Schuhe zu putzen, was damals ein Riesenaufwand war, mit neun musste ich die blutigen, eingeweichten Metzgerschürzen von Vater und Großvater mit Kernseife und Wurzesbürste behandeln, mit zwölf dann auch mal in den Laden, Karpfen und Forellen töten und ausnehmen, Laden putzen usw. Natürlich hätten wir manchmal lieber etwas anderes gemacht, aber wir kannten es ja nicht anders.

Die Amis, die liebten wir heiss und innig und ich schmecke heute noch den pfefferscharfen Kaugummi. Manchmal bekamen wir auch kleine Schokoladentäfelchen und das höchste für uns war, wenn uns einer in den Jeep hob und wir auf seinem Schoß ein paar Runden drehen durfen. Nur Panzern hatten wir aus dem Weg zu gehen, zu leicht hätte da ein Kind übersehen werden können.

Überhaupt war der Krieg, obwohl schon einige Jahre vorbei, noch allgegenwärtig. Aber das wäre schon wieder ein eigenes Thema. Besonders haften blieb mir, im Grenzland geboren und aufgewachsen, der "Prager Frühling", dem ich die erste und einzige Ohrfeige meines Vaters zu verdanken hatte.

Geld war bei uns zu Hause kein Thema, es war immer mehr als genug da. Dennoch wurden wir zur Sparsamkeit angehalten und uns wurde eingebleut, dass man es sich gefälligst nicht anmerken lassen sollte, wenn man etwas mehr Geld als andere Leute zur Verfügung hatte, denn damit würde man diese Leute beschämen und sich selbst kein gutes Zeugnis ausstellen. Entrpechend wurden wir erzogen. Ich musste z. B. grundsätzlich die Pullis und Strickjacken meines Bruders auftragen. Auch wenn die falsch rum geknöpft waren und in fürchterlichen Farben. Buben trugen damals überwiegend Glrau, Blau oder Grün......... alles dunkel natürlich. Hosen waren für Mädchen verpönt, ich kannte nur die Keilhosen zum Schifahren und Turnhosen.

Weggeworfen wurde nichts, gar nichts, sogar aus alter Unterwäsche wurden noch Putzlappen gemacht. Zu klein gewordene Kinderkleidung oder unmodern gewordene Damenkleidung wurden verschenkt, vorwiegend an Flüchtlingsfamilien. Für die hatte man schnell Mehrfamilienhäuser gebaut. In den alten Flüchtlingsbaracken lebten Frauen mit Kindern ohne Väter, d. h. die Väter waren Besatzungssoldaten und längst wieder "home in USA". Ich verstand das damals nicht. Für mich gehört zu einem Kind auch ein Vater und so waren diese Kinder in meinen Augen etwas ganz besonderes,, schon alleine deswegen, weil farbige Kinder darunter waren und mir schien das Ganze auch immer recht geheimnisumwittert, denn natürlich hatte man mir erst viele Jahre später erklärt, was es mit den Vätern dieser Kinder auf sich hatte.

Meine Mutter sah es nicht gerne, wenn ich Barackenkinder besuchte und der Zirkus, den sie jedesmal veranstaltete, war bühnenreif. Vorher gab es jede Menge Ermahnungen: isst nichts und trink nichts. Erstens haben die selber nicht genug und zweitens bestimmt auch kein sauberes Geschirr! :o Fass nichts an und wasch dir immer wieder die Hände, aber lass sie an der Luft trocknen, nimm um Himmels Willen kein Handtuch. Wenn du zur Toilette musst, dann geh lieber ins Gebüsch usw. usf. Nun war fließendes Wasser ohnehin noch längst nicht in allen Häusern vorhanden und die Klohäuschen noch reichlich vertreten. Meine Mutter hasste sie, ich liebte sie.

Natürlich tat ich nichts von alledem, was meine Mutter mir auftrug. Ich spielte mit fremden Spielsachen, ich aß und trank was man mir hinstellte und die Hände hab ich mir so gut wie nie gewaschen. Kam ich dann heim, wurde ich nackt in die Badewanne gestellt und einer genauen Inspektion in Bezug auf Läuse und Flöhe unterzogen, ein einziges Mal war man fündig geworden.

Trotzdem aber hat meine Mutter mir IMMER ein Stück Wurst mitgegeben, wenn ich Schulkameradinnen besucht habe, die nicht so gut gestellt waren, wie wir und das waren fast alle.

Schule hatten wir bis in die Siebziger hinein auch samstags. Dann hatten wir zuerst einen und dann auch noch einen zweiten Samstag im Monat frei, der Huber- und der Meiersamstag, benannt nach den damaligen Kulltusministern.

Ich ging sehr gerne in die Schule, nur auf die Prügel, auf die hätte ich gerne verzichtet. Das war aber ganz normal, niemand dachte sich was dabei, es war so üblich - basta!

Ich muß jetzt aufhören, sonst sitze ich morgen früh noch da, einfallen würde mir genug.
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Jetzt hätte ich vor lauter Erinnerungen fast das Thema des Threads vergessen. :D

Der Begriff "DDR" existierte damals im üblichen Sprachgebrauch nicht. Selbst in den Nachrichten wurden diese drei Buchstaben in Anführungszeichen gesetzt und im Alltag sprach man, meist unter vorgehaltener Hand, ohnehin nur von der "Ostzone".

Wir kannten niemanden dort, jedenfalls dachten wir das. Anfang der Siebziger bekam dann mein Vater einen Brief von einem Kriegskameraden, der in der Nähe von Dresden lebte und quasi um Besuch bat.

Gerne fuhr mein Vater nicht, aber er fuhr, im Gepäck, soweit ich mich erinnere, überwiegend Obst und Drogerieartikel. Er lieh sich für die Fahrt übrigens extra einen VW-Käfer, er hilet es nicht für klug, dort mit einem Mercedes aufzukreuzen.

Was er hinterher erzählte, was sehr spärlich............. und voller Wut. Er bezeichnete es als Verbrechen, wie die Menschen dort behandelt wurden.

Ein paar Jahre später verstarb die Mutter dieses Kriegskameraden, die im Rheinland lebte. Zur Beerdigung durfte er ausreisen, alleine, ohne Frau und Kinder und er durfte nur zum Wohnort der Mutter und schnurstracks wieder zurück. Einen unerlaubten Umweg oder gar ein Fernbleiben hätte die Familie vermutlich mit Gefängnis oder Schlimmerem bezahlt.

Nach der Wende, mein Vater hat sie leider nicht mehr erlebt, kam dieser Mann uns besuchen. Über die DDR sprach er nicht...... aber er weinte!
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Zitat (silent @ 08.02.2008 21:23:34)
.... Dennoch wurden wir zur Sparsamkeit angehalten und uns wurde eingebleut, dass man es sich gefälligst nicht anmerken lassen sollte, wenn man etwas mehr Geld als andere Leute zur Verfügung hatte, denn damit würde man diese Leute beschämen und sich selbst kein gutes Zeugnis ausstellen.

Weggeworfen wurde nichts, gar nichts, sogar aus alter Unterwäsche wurden noch Putzlappen gemacht. Zu klein gewordene Kinderkleidung oder unmodern gewordene Damenkleidung wurden verschenkt, vorwiegend an Flüchtlingsfamilien.

Trotzdem aber hat meine Mutter mir IMMER ein Stück Wurst mitgegeben, wenn ich Schulkameradinnen besucht habe, die nicht so gut gestellt waren, wie wir und das waren fast alle.

:wub: Silent, das war ein ganz toller Bericht!

Und gerade der Abschnitt, den ich gequotet habe, find ich ganz wichtig und leider ganz anders als heute...

:blumen:
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Zitat (Krötilla @ 09.02.2008 09:44:03)
:wub:  Silent, das war ein ganz toller Bericht!


Danke! :)
Zitat (Krötilla @ 09.02.2008 09:44:03)
:Und gerade der Abschnitt, den ich gequotet habe, find ich ganz wichtig und leider ganz anders als heute...

:blumen: 


Du hast recht, heute ist es oft so, dass viele Leute mehr vorgeben, als sie tatsächlich haben. Andere lassen sich ihren tatsächlichen oder vermeintlichen Reichtum raushängen, dass es einemm anwidert und das Geld wird leider oft einfach zum Fenster hinausgeworfen, auch von denen, die es sich im Grunde gar nicht leisten können. Viele wollen um jeden Preis mithalten mit denen, die besser gestellt sind, nur ja nicht zugeben, dass man weniger hat und eigentlich mit dem Pfennig rechnen muß. Ich mach das übrigens heute noch so, dass ich nur in Ausnahmefällen etwas wegwerfe, ist mir einfach in Fleisch und Blut übergegangen.

Ich muß jetzt doch noch über den "Prager Frühling" schreiben, weil er so gut zum Thema passt.

Im Sommer des Jahres 1968, ich hatte gerade meinen 11. Geburtstag hinter mir, liefen in allen Familien praktisch rund um die Uhr die Radios und immer wieder hörte man Wörter wie „Warschauer Pakt“, „Alexander Dubcec“, „CSSR“ usw. Jedes Mal, wenn diese Wörter fielen, und das war wirklich oft in jenen Tagen, wurden die Radios lauter gestellt und wir Kinder wurden zum Schweigen aufgefordert.

Und dann eines Morgens, es war der 21. August, hörte man in der ganzen Stadt nur noch einen einzigen Satz: „Der Russe steht an der Grenze“.

Schon früher hatten wir Gespreächsfetzen der Erwachsenen aufgeschnappt und dabei die Bezeichnung "der Russe", stets mit angsvollem, auch zornigem Unterton gesprochen. Wir Kindeer konnten uns nichts darunter vorstellen, dennoch verspürten auch wir eine ganz eigenartige Gänsehaut, wenn die Erwachsenen darüber sprachen. Oft kam das nicht vor und wenn wir Kinder unverhofft erschienen, brachen diese Gespräche ohnehin ab. Aber dass "der Russe" etwas ganz schreckliches sein musste, das ahnten wir schon im Kindergartenalter. Sogar mein Opa, als gelernter Metzger während des Krieges zum Koch "befördert" und ein Mensch, der so gut wie alle Dinge mit einem Augenzwinkern betrachtete, verging dieses Augenzwinkern wenn "der Russe" ins Spiel kam. Er hatte einst den Frankreich- und den Russlandfeldzug mitgemacht und während er von Ersterem ab und zu mal kleine Anekdoten erzählte, versteinerte er bei "der Russe" praktisch augenblicklich und verlor nicht ein einziges Wort darüber.

Und nun stand er an der Grenze, dieser Russec der Russe, von dem man schon soviel und doch im Grunde gar nichts gehört hatte. Aber was hieß das, er steht an der Grenze? Steht er einfach da und schaut rüber auf unser schönes Bayern? Und warum stand er da, in der Tschechei war doch angeblich „nichts.“

Jedenfalls wurde uns das immer so erklärt, wenn wir nach der Tschechei fragten und das taten wir oft, wir lebten ja unmittelbar an der Grenze und wurden angehalten, beim Spielen auf den Wiesen und im Wald unbedingt auf die Grenzpfähle zu achten. Auch die Wachtürme mit tschechischen Soldaten waren uns ein sattsam bekannter Anblick. Wollten wir aber wissen, was das nun eigentlich war, diese geheimnisvolle Tschechei dann lautete die lapidare Antwort: „Dort ist nichts mehr“.

Später erfuhr ich, dass mit „nichts“ die ehemals von Deutschen bewohnten Dörfer gemeint waren, die nach Krieg und Vertreibung ausnahmslos dem Erdbogen gleichgemacht worden waren. So ganz stimmte das aber nicht, wie sich nach der Öffnung der Grenze im Januar 1990 herausstellte. Ein paar der Dörfer standen noch, waren nun aber allesamt von Tschechen, Zigeunern oder Vietnamesen bewohnt und bestanden größtenteils aus Ruinen.

Als Kind war dieses „Nichts“ für mich wirklich nichts. Ich stellte mir nach dem Wald, der war ja nun nicht wegzuleugnen, eine riesige, völlig kahle Betonplatte vor über die man einfach drüberging und immer weiter und weiterging. Irgendwo, ganz weit dahinter, musste dann Amerika sein, denn das war ja ganz, ganz weit weg (das wusste ich von den Kindern, deren Väter "ganz, ganz weit weig" waren) und hatte man auch das durchquert, fiel man einfach runter ins Nirgendwo. Ich war wohl nicht gerade sehr hell im Kopf. :pfeifen:

Ich begriff auch nicht, weshalb "nichts" bewacht werden musste und das wurde es und zwar sehr streng.

Und nun stand also „der Russe“ an der Grenze und ließ die Leute in der Stadt den Atem anhalten. Wenn man ihn mal sehen könnte, diesen Russen, vielleicht könnte man dann verstehen.

Wir fragte, ob wir an die Grenze durften. Mein Bruder, mittlerweile 15 bekam die Erlaubnis, ich nicht! Das fand ich ausgesprochen ungerecht und widersetze mich dem Verbot meines Vaters. Dies brachte mir später, wie bereits gesagt, die erste und einzige Ohrfeige ein, die ich je von meinem Vater bekommen hatte. Erfahren hatte er es nur, weil mein feiner Herr Bruder natürlich gepetzt hatte.

Ich ärgerte mich, vor allem deswegen, weil ich fand, dass mein verbotener Ausflug sich überhaupt nicht gelohnt hatte. Da standen russische, statt tschechische Panzer am Schlagbaum, auf deutscher Seite waren es nicht nur vereinzelte, sondern massenhaft amerikanische, und auf den Wachtürmen standen Russen, statt Tschechen, die Gewehre schussbereit in der Hand. Bis auf die Tatsache, dass es eben nicht nur ein Russe, sondern mehrere waren, fand ich das alles ziemlich langweilig.

Erst ein paar Jahre später begriff ich, was mit dem „Prager Frühling“ gemeint war und wie nahe die Welt an einem neuen Krieg gestanden hatte.

Jetzt fällt mir noch was zum Spielen ein. Aber das ist schon wieder soviel, dass es ein Extrakapitel wäre.
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silent,
Dein Artikel war sehr aufschlußsreich für mich, danke schön, mach ruhig weiter.

Krötilla und silent,
wie habt Ihr denn die Zeit/Unruhen kurz vor der Wende erlebt?

Ich selber habe neben der Tatsache, daß mein Mann zu der Zeit bei der Armee war, noch ein ganz anderes Erlbenis gehabt.
Von meinem Mann die Oma hat sich trotz ihres Alters ( 85 J. ) immer für die Geschehen in der Welt interessiert und ihr Meinung gehabt. Man konnte mit ihr richtig toll darüber diskutieren. Eines Tages sagte sie zu uns: wenn das mit den Unruhen so weiter geht, gibt es wieder einen Krieg in Deutschland.

Das hat uns sehr nachdenklich gestimmt, denn Oma hatte sehr viel durch den Krieg erlebt und ein hohes Maß an Lebenserfahrung. Sie wiederholte es immer wieder und uns wurde immer mulmiger. Doch sie hat die Wende leider nicht mehr miterlebt. Für sie wäre es bestimmt schön gewesen mit zu erleben wie friedlich sich solche Unruhen in ein positives Ende lösen.
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Ich möchte nochmal was dazu sagen, dass wirklich keiner was dafür kann, in welchem Teil Deutschlands er zur Welt kam.

Hätte mein Vater bei Kriegsende nicht mit drei anderen Soldaten noch eines nachts die Oder durchschwommen........... wer weiß...........
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Zitat (Chucko @ 09.02.2008 10:48:15)

Krötilla und silent,
wie habt Ihr denn die Zeit/Unruhen kurz vor der Wende erlebt?

Ich war überwältigt, obwohl ich noch relativ jung war (ca. 15) und bin es heute noch, wenn ich die Bilder sehe. Mir kommen immer wieder die Tränen, wenn ich sehe, was Menschen mit friedlichen und vor allem ausdauernden Protest erreichen können! :wub:

Auch ich "habe" nichts "gegen" ehem. DDR-Bürger!!!! :blumen: Ganz im Gegenteil. :wub:
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Zitat (Chucko @ 09.02.2008 10:48:15)

Krötilla und silent,
wie habt Ihr denn die Zeit/Unruhen kurz vor der Wende erlebt?


Also, ich persönlich konnte die ersten Nachrichten von ausreisenden DDR-Bürgern über Ungarn erst nicht so richtig glauben. Dann kamen die Berichte über Zigtausende, die in den Botschaften von Prag und Warschau Zuflucht gesucht hatten. Aus Prag kamen Sonderzüge, die auf unserem Bahnhof hielten.

Ich hatte anfangs Angst vor einem neuen Krieg und ich glaube, ich war mit dieser Angst nicht alleine.

Es war überhaupt ein ereignisreicher Sommer. Meine Oma und zwei nahe Verwandte waren innerhalb weniger Tage verstroben und ich hatte nach fünfjähriger Pause wieder angefangen, zu arbeiten. Und dann Tag und Nacht die Berichte über Demos, über Leute, die wie die Ameisen über die Zäune der Botschaften kletterten, Genscher in Prag........ Gorbatschows Mahnung, überhaupt Gorbatschow, Krieg oder Frieden lag in seiner Hand!

Als die Grenze dann schließlich aufging, war ich erstmal dankbar und erleichtert, dass es friedlich ablief. Aber sofort machte sich bei mir auch ein etwas mulmiges Gefühl breit. Natürlich habe ich mich gefreut und schaute mit Gänsehaut und offenem Mund den Leuten zu, die das Brandenburger Tor stürmten. Eine solche Euphorie hatte ich nie zuvor erlebt. Doch mich beschlich gleichzeitig ein leises Gefühl, dass nun neue und nicht gerade kleine Probleme auf uns alle zukommen würden.
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Zitat (Renate54 @ 07.02.2008 19:38:58)
Ich glaube wirklich ich verstehe Dich nicht ganz.

Du hast unsere Kindereinrichtungen nie kennengelernt. Hast wahrscheinlich nur vom Hören und Sagen davon gewusst. Was denkst Du eigentlich was da mit den Kids passierte? Es war kein Kasernenhof, die Kinder wurden nicht gedrillt.
Frag doch einfach mal Leute, die in eine Kindereinrichtung in der DDR gegangen sind ob sie unglücklich waren!

Wie stellst Du Dir solche Kinder vor? Das würde mich schon interessieren.

Ich kenn Eltern und Kids, die da waren, sowohl linientreue als auch welche, die das System gehasst haben aus den gleichen Gründen wie ich und nicht jeder von denen hat die Hintergründe erkannt.
War ja auch nicht für jeden schwer. Wer mit seinem Umfeld glücklich war und alles hatte, was der wollte und sich nicht für Freiheit, oder Redefreiheit oder persönliche, oder Menschenrechte interessiert hat, hat nach deren Aussagen gut leben können in der DDR.
Die einen fanden das super, wie sich der Staat drum gekümmert hat, wie die Kids da gleich von Anfang an mit dem "bösen Westen" konfrontiert worden sind, die anderen fandens beschissen, wenn die Kids nach Hause gekommen sind und erzählt haben dass das ja derbe cool ist, dass die vor nix Angst haben müssen, weil die Mauer ja auf die aufpasst und da auch Leute sind die aufpassen, dass keine reinkommt und denen was tut, und Westdeutschland ist ja sowieso gearscht, weil die soviele Türken haben, die die durchfüttern müssen und die faul sind und und und. :blink: :blink: :blink: Da gabs noch soviel mehr, wofür die heißblütigen Verteidiger garantiert kein Ohr haben.
Füe die Kritiker der DDR isses immer bloß darauf hinausgelaufen: Bin eingesperrt, kann mein Maul nicht aufmachen und muss Schiss haben, dass meine Familie drunter leidet, wenn ichs doch mach. Sowas ist in jedem Land beschissen und ich seh keinen Grund das zu vernachlässigen, wenn ich über ne Regierungsform sprech, sowas steht für mich immer an erster Stelle. Klaro sind niedrige Mieten cool, hätte ich auch gerne hier. Aber das ist nix gegen Freiheit, jedenfalls nicht für mich und auch für viele andere nicht, die geflohen sind oder fliehen wollten. Wenns das hier gegeben hätte, würd ichs genauso anprangern und versuchen, von da wegzukommen.

Falls immer noch keiner kapiert hat, dass ich weder was gegen normale DDR-Bürger, die keinem was getan haben, hab noch gegen Einrichtungen, die alleine das Wohl des Kindes beabsichtigen, ohne irgendwelche bekloppten Hintergründe zu haben, kann ich da nix dran ändern, habs oft genug gesagt und irgendwann muss es reichen, ist oft genug nachzulesen für die, die sich die Mühe machen wollen.
N katholischer Kindergarten im Westen, der den Kids erzählt, jede andere Religion ist beschissen oder ne Lehrerin, die meint alles, was aus nem bestimmten Land kommt, ist nix wert, find ich genauso daneben. Aber ich glaub das interessiert hier auch keinen, weils ja schön einfach ist, mich in ne "der hat was gegen die DDR bzw. Ostdeutschland"-Schublade zu packen.
Meine Eltern sind gebürtige Amis und gegen die bin ich n Waisenknabe, wenn die über das labern, was denen da auf den Sack geht und gegangen ist, als die da noch gelebt haben, die werden von Leuten, die die USA für das freieste rofl rofl rofl Land der Welt halten, regelmäßig für bekloppt gehalten, obwohl die da gelebt haben, bis die junge Erwachsene waren.

Wer die einfachste Lösung für die beste hält, wird damit bestimmt derbe glücklich sein.
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Kalle, ich habe versucht aus der DDR wegzukommen. Aber nachdem es das erste Mal schief gegangen ist habe ich es auch nicht wieder versucht. Meine Angst, mein Kind zu verlieren oder dass man meine Eltern dafür belangt ( und das wäre passiert) haben mich dann aufgeben lassen.

Auch in meiner Ehe hat mein damaliger Schwager immer wieder nach Wegen gesucht um uns da rauszuholen. Aber es sollte nicht sein. Und irgendwann haben wir resigniert.

Ich habe mich dann auch ruhig verhalten und versucht aus meinem und dem Leben meiner Familie das Beste zu machen. Was ich gedacht habe, das ging nur mich was an. Glaub mir, ich war mehr als einmal am verzweifeln. Besuchsanträge zu meinem Schwager wurden immer abgelehnt. Obwohl ich wiedergekommen wäre, denn mein Kind hätte ja nicht mitgedurft. Die wussten schon warum. Und auf Familienzusammenführung hätte ich mich nicht verlassen. Ich wusste, dass es in der DDR Zwangsadoptionen gab. Mein Kind war mir wichtiger!

Ich habe den Staat nicht gehasst, aber glücklich war ich da nie. Stimmt nicht ganz, als Kind habe ich das nicht so mitbekommen. Da hat man sich auch keine Gedanken gemacht, aber ja älter ich wurde, desto schlimmer wurde es.

Als die Mauer gefallen ist, habe ich mit gebrochenem Fuss zu Hause auf dem Sofa gelegen. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Noch in der Nacht bin ich mit Freunden nach Hof gefahren. Mit Gipsbein! Ohne Familie, denn das wäre nichts geworden im Trabbi. Ich wollte wenigstens 1x im Westen gewesen sein. Ich habe nicht daran geglaubt, dass die Grenze offen bleibt.
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Zitat (Kalle mit der Kelle @ 09.02.2008 17:39:34)
War ja auch nicht für jeden schwer. Wer mit seinem Umfeld glücklich war und alles hatte, was der wollte und sich nicht für Freiheit, oder Redefreiheit oder persönliche, oder Menschenrechte interessiert hat, hat nach deren Aussagen gut leben können in der DDR.
.
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Falls immer noch keiner kapiert hat, dass ich weder was gegen normale DDR-Bürger, die keinem was getan haben, hab noch gegen Einrichtungen, die alleine das Wohl des Kindes beabsichtigen,

alles hatte, was der wollte
erstens wahren die das, die auf jeden fall raus wollten

für Freiheit, oder Redefreiheit oder persönliche
und die wollten nur raus wenns wirklich möglich wahr Z.B. Renate54

und zu meiner verteidigung

ich habe bei meinen eltern gearbeitet.
schon seit ich 9 jahre war.
wenn mal nicht, mußte ich auf meine beiden brüder aufpassen.
ich hatte keine zeit, für oder gegen irgendwas zusein.
ich bin z.b. nicht mal tanzen gewesen, nie, hatte keine zeit.
und in meinen ehen(2) hatte ich zusätzlich noch mehr zutun.

und sollte sich doch noch zeit gefunden haben , da war eins meiner hobbis mal zu pennen.
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