Zitat (Schroedi @ 11.10.2007 13:58:19) |
Zitat (Prinzen-Mutti @ 10.10.2007 16:28:48) | Was war denn da so unerträglich ? :blink: |
Das Gefühl der Enge. Ich hatte den Eindruck, mich nicht frei bewegen zu können. Regeln nicht wenigstens hinterfragen zu können. Wir waren noch einen Tag bei anderen Bekannten in Meißen gewesen. Wir haben sie dann Abends in diesen Auerbachkeller in Leipzig eingeladen (wo wohl schon Goethe war). Naiv, wie ich bin, wollte ich gleich in das Lokal rein - es war halb leer - um mir einen Platz zu suchen. Der Wachhund vorne am Eingang schmiß mir die Tür fast gegen den Schädel und zischte: "Hier wird gewartet." Normalerweise hätte ich dem was anderes gesagt, aber da hab ich halt meinen Mund gehalten. Dann bekamen wir einen Platz, den ich eigentlich nicht wollte - zig andere Plätze waren frei. Dann wollte ich mir das Fass angucken. Unsere DDR Bekannten sind vor Entsetzen fast unter den Tisch gekrochen, als ich sagte: ich guck mir jetzt das Fass an. offensichtlich durfte man keinen Schritt ohne Erlaubnis machen. Ich hab´s dann gemacht - und gedacht: "schnauz mich einer an und ich entfache den 3. Weltkrieg" - so "einen Hals" hatte ich. Das hat aber keiner getan. :P
nein, ich fand es einfach eng. Die Tatsache, dass man Regeln nicht einfach mal mit "Wieso?" in Frage stellen durfte, hat mich immer mehr bedrückt. Ich war froh, da wieder weg zu sein. |
Das Gefühl kenn ich auch! Wir hatten (haben quasi) Verwandte in der DDR, die wir ab und zu mal besucht haben. Ich war noch ein Kind (das erste Mal, glaube ich, ca. 6 oder 7), aber ich erinner mich, dass ich gemerkt habe, dass es was ganz anderes ist in die DDR zu fahren als z. B. nach Spanien.
Alles in der DDR schien mir uralt. Die Häuser (ich mochte bis vor Kurzem absolut keine verputzen Häuser, da mich das immer an DDR erinnert hat), die Klamotten der Leute, die Straßen... Und so ENG und alles musste HEIMLICH geschehen.
Wenn wir z. B. meine Tante besucht haben, mussten wir immer ganz, ganz schnell mit unserem Auto in deren Garage fahren, weil keiner sehen durfte, dass die "West-Besuch" bekamen, weil meine Cousine noch studieren wollte. Sowas halt!
Die
Jalousien mussten runter, wenn die "West-Fernsehen" gucken wollten und bis man im Restaurant bedient wurde, war man grau und alt und WENN mal ein Keller kam, war der super unfreundlich. Immer kam ich mir - obwohl ich ein Kind war - vor wie ein "Staatsfeind/Verbrecher". Ich fühlte mich die ganze Zeit irgendwie "schuldig". Man wurde auch komisch angesehen, da man ja "West-Kleidung" anhatte etc.
Also mir ist ein Rätsel, wie ehem. DDR-Bürger sagen können, die wollen die Mauer zurück. Ok, Kommunismus hat sicher auch Gutes ;) , aber dieses permanente Bewacht-Werden?!? Das geht ja GAR NICHT!
Mein Vater ist aus der DDR geflüchtet. Auf allen Vieren! :huh: Bis zu seinem Tod hat er davon noch erzählt und er hat noch 20 Jahre (!) nach seiner Flucht nachts davon geträumt. Also mit so Sprüchen wie "Ach, was war es in der DDR doch schön", braucht man mir nicht zu kommen.
Klar, Gutes gibt es überall, aber man muss ja mal real hinter die Kullissen gucken!
Bearbeitet von Krötilla am 11.10.2007 20:18:43