What the hell ... Gender Mainstreaming: Habt Ihr Erfahrungen?

Ihr Lieben müsst wie immer gleich ran, wenn ich wieder mal Fragezeichen im Kopf habe.

Heute und morgen bin ich verdonnert worden, zu einem Seminar zu gehen, bei dem es sich um "Gender-Mainstreaming" handelt. Im Prinzip habe ich kapiert, dass es sich um ein Konzept handelt, das eine Gerechtigkeit im Arbeitsleben zwischen den Geschlechtern bewirken soll.

Diese Veranstaltung wurde ausdrücklich als Pflichtveranstaltung für Fachdienstleiter und deren Vertretung aufgedrückt und wird durchgeführt von dem "Frauenbüro" unserer Verwaltung, das früher Gleichstellungsstelle hieß. Den Begriff "Frauenbüro" finde ich übrigens ziemlich daneben. Die beiden Damen da sind meines Erachtens auch ein bisschen kopfgeschlagen.

Habt Ihr Eure Erfahrungen mit dem, was sich "Gender Mainstreaming" nennt?

Viele liebe Grüße, Daddel :blumen:
Hi Daddel,

"Gender Mainstreaming" ist einfach nur Gleichstellung - zumindest sagt das Wikipedia.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gender_Mainstreaming

Meine Mutter hält selbst solche Seminare (heißt aber immer noch Gleichstellungsbeauftragte, nicht Frauenbüroleiterin ;) )
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Ich hab das so verstanden,= optimale Arbeitsabläufe in den Firmen zu schaffen,
ohne diskriminierende Personalien,
Frauengleichstellung, Herkunft, Rasse, nur die Qualifikation zählt.

Glaube das sind Vorgaben der Eu, die umgesetzt werden müßen. :pfeifen:

Gruß

Sebring.
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" Frauenbüro" finde ich ziemlich diskriminierend :lol:
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Ich war heute bei der Veranstaltung, morgen geht es weiter.

Das "gender-mainstreaming" ist wohl ein weltweiter Begriff. Die Seminarleiterin erklärte, dass "gender" in jedem Land verstanden würde. Deutschland sei hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter weltweit im absoluten Rückstand. Verdienst, Position, Geltung - sogar die Gestaltung der Radfahrwege wurde angesprochen. Bei der Planung von Radfahrwegen sind seitens der Kommune auch Vereine anzuhören.

In vielen Radfahrvereinen sind überwiegend Männer. Wenn die in der kommunalen Planung mitreden, werden Wünsche nach geraden, sportlichen Wegen laut, während, wenn Frauen mitsprechen, diese gemütliche, schlängende Wege entlang eines Flusses mit ihren Kiddies bevorzugen würden.

Ich hatte auch Probleme, das angeprangerte und und verteufelte "Ehegattensplitting" bezüglich der Einkommenssteuer nachzuvollziehen. Letztendlich wird beim Einkommensjahresausgleich doch alles gleichgestellt? Brinarina, wo bist Du???

Ich berichte morgen weiter. Daddel
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Ich halte Gender Mainstreaming für eine gute Idee (wenn auch sciherlich verbesserungswürdig). Bedürfnise verschiedener Bevölkerungsgruppen schon in der Projektplanungsphase einzubeziehen ist sinnvoll und letzten Endes auch kostengünstiger, als später problematische Dinge für viel Geld erneuern zu müssen.

Wieso ist der Begriff "Frauenbüro" denn diskriminierend? Das ist ne Stelle, die sich um Frauenfragen kümmert. Das kommt für mich ungefähr genau so diskriminierend (oder besser nichtdiskriminierend) rüber wie Frauenarzt oder Damenfahrrad.

Zwar stimmts, dass wir, solang wir die Frauenbüros noch nötig haben, keine Gleichstellung erreicht ist, aber die sind das Symptom, nicht der Grund für Diskriminierung.
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Zitat (Cambria, 07.08.2008)
Ich halte Gender Mainstreaming für eine gute Idee (wenn auch sciherlich verbesserungswürdig). Bedürfnise verschiedener Bevölkerungsgruppen schon in der Projektplanungsphase einzubeziehen ist sinnvoll und letzten Endes auch kostengünstiger, als später problematische Dinge für viel Geld erneuern zu müssen.

Wieso ist der Begriff "Frauenbüro" denn diskriminierend? Das ist ne Stelle, die sich um Frauenfragen kümmert. Das kommt für mich ungefähr genau so diskriminierend (oder besser nichtdiskriminierend) rüber wie Frauenarzt oder Damenfahrrad.

Zwar stimmts, dass wir, solang wir die Frauenbüros noch nötig haben, keine Gleichstellung erreicht ist, aber die sind das Symptom, nicht der Grund für Diskriminierung.

Hi Cambria,

leider muss ich mich beruflich eher mit den trockenen Aspekten befassen. Gesetzlich ist nicht "Frauenbüro" sondern "Gleichstellungsstelle" definiert. OK, die Mitarbeiterin wird "Frauenbeauftragte" genannt. Nur: ihre eigenmächtige Umbenennung in "Frauenbüro" ist eigentlich nicht zulässig und kann meines Erachtens allein von der Begrifflichkeit dazu führen, dass dieses erstens belächelt wird und zweitens eine verfälschte Wiedergabe des eigentlichen gesetzlichen Auftrages vermittelt. Wie gesagt: in Gesetzen wird von Gleichstellungsstelle gesprochen und nicht von Frauenbüros.

Im "Gender-Mainstreaming"-Seminar, initiiert vom "Frauenbüro" wurde auch die gesellschaftliche Rolle der Männer diskutiert, die in heutiger Zeit zunehmend schwieriger wird. Zum Beispiel wurde darauf hingewiesen, dass Jungen heute aufgrund veränderter Strukturen erhöht suizidgefährdet sind, weil sie ihre Position im Leben nicht mehr richtig zuzuordnen wissen und sich schon im Kindesalter "entmannt" fühlen.

Wenn ein eigenmächtig umbenanntes "Frauenbüro" mittels eines Gender-Mainstreaming-Seminars solche Aspekte ins Feld führt, passt für mich da etwas nicht zusammen.

Das Seminar, an dem paritätisch ca. 30 Leute unserer Verwaltung teilnehmen mussten, war ein totaler Flop. Mit 1 1/2 Tagen Crash-Kurs dieses Themas kann man auch meines Erachtens die Menschen nicht mal schnell für so ein Thema sensibilisieren. Die fast einhellige Meinung war: "Für so einen Mist müssen wir hier hocken, und wer weiß, was diese doofe Tussi (Seminarleiterin) noch für Kohle, Honorar dafür bekommt".

Es soll aber nicht nur negativ klingen, mit der Seminarleiterin hatte ich ein nettes Gespräch, durch das ich durchaus nicht dümmer geworden bin. Es war ihre undankbare Aufgabe, ein so vielschichtiges Thema schnellstmöglich in einem zeitreduzierten Rahmen zu übermitteln.

Mann, meine trockene Schreibe nervt mich selber an. Ich fühle mich wie an der Arbeit.

Nichts desto trotz: viele Grüße, Daddel :blumen:
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hey Daddel :)

Mit trockener Schreibe kenn ich mich aus - Studiumsbedingt... aber ich find gar nicht, dass du trocken schreibst ;)

Gleichstellungsstelle klingt einfach nach blödem Juristendeutsch, ich kanns also schon verstehen, dass sich die Person selbst als Frauenbeauftragte und ihre Arbeitsstelle als Frauenbüro bezeichnet. So waren sie ja auch ursprünglich gedacht... Ich sach ja auch noch Raider zu Twix ;)

Ich denke, du hast eins der grundlegendsten Probleme der Gleichstellungsarbeit erkannt und auch noch selbst erlebt - es geht eben nicht nur um die Benachteiligung der Frauen, sondern um die Gleichstellung - was eben auch heißen kann, dass Nachteile, die Männer erleben müssen, beseitigt werden sollen (siehe "Entmannung" was allerdings ien Thema für sich ist....).
Kein Wunder, dass das als "Scheiß, für den man sich den Arsch in Seminaren platt sitzen muss" gesehen wird. Leider leider....
Die Dozentin scheint ja nicht grade die große Didaktikerin gewesen zu sein... obwohl man bei einem Blockseminar didaktische Glanzleistungen vollbringen kann, die dann trotzdem auf Grund der Zeit und der "Darreichungsform" des Stoffes völlig verpuffen.

Was war denn das Ziel des Kurses? Solltet ihr mit den theoretischen Grundlagen des GM vertraut gemacht werden oder sollte das tatsächlich ne Sensibilisierung mit dem Holzhammer sein? Wenn ja, dann... äh... hätte man es wahrscheinlich nicht falscher machen können.
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Hey Cambria,

die Intension des Frauenamtes hinsichtlich des Seminars ist eigentlich nicht durchschaubar. Es wurde auch vermutet, dass das Haushaltsbudget verbraten werden musste. Allein der Begriff "Frauenbüro", wie ich es schon vielfach erwähnt habe, weckt bei vielen negative Empfindungen und Abwehr (natürlich besonders bei männlichen Kollegen).

Über Nacht bin ich aber auf eine gute Idee gekommen. Die Frauenbeauftragte muss zur Zeit damit kämpfen, dass ihre Stelle wochenarbeits- und eingruppierungsmäßig bröckelt, da das Thema "Frauenbenachteiligung" nicht mehr den Stellenwert hat, wie in den vergangenen Jahrzehnten.

Ich habe Lust, und ich werde das auch tun, zunächst Änderungen insbesondere bei Begrifflichkeiten anzuregen. Ich meine, wenn "Gender-Mainstreaming" eine Bestrebung nach Harmonisierung und Gleichberechtigung in vielen Lebensbereichen (und nicht nur im Beruf) ist, und an Stellenwert gewinnt, könnte sie ihre Funktion danach gestalten und nicht mehr auf so viel Feindlichkeit stoßen.

Im Rahmen des Seminars äußerten auch viele Männer ihren Unmut über die gegebenen/vorgegebenen Lebensituationen. In Diskussionsrunden wurde, zwar eher scherzhaft, erwähnt, dass es jetzt auch einen Männerbeauftragten geben muss - die Gedanken dahinter sind meines Erachtens durchaus ernst zu nehmen.

Das Seminar ist einfach unglücklich gelaufen. Ich kann recht gut mit der Frauenbeauftragten (sind nicht per Du). Mal schauen, wie wir uns austauschen.

Viele Grüße, Daddel :blumen:
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Meine Meinung:
Gender mainstreaming, übrigens ebenso wie Qualitätssicherung, sind gut gemeinte Ansätze, deren Wirkung durch Bürokratie und unsägliche Ausführungsbestimmungen verpufft. Wer damit zu tun hat, und höllisch viel Zeit dafür aufbringen muss, ohne direkt den Nutzen dafür erkennen zu können, dem geht das verständlicherweise irgendwann am Gesäß vorbei. So wird bestenfalls nur ein Bruchteil dessen erreicht, was eigentlich richtig, wichtig und notwendig ist zu erreichen.
Sorry, wenn mir in dem Zusammenhang der Begriff „Korinthenkacker“ durch den Kopf schießt, für all diejenigen, die ihre Daseinsberechtigung als gut bezahltes Rädchen in einem unnötigen Verwaltungs-Moloch beweisen, indem sie nach unendlichen Sitzungen mit Gleichgesinnten ganz, ganz viel bedrucktes Papier produzieren. Getreu dem Motto: „Wenn du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis.“
Und wenn kein Arbeitskreis, dann eben ein Seminar… - aus welchen (Etat?)Gründen auch immer.
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