Ja, ich lese die Bild-Zeitung zuweilen auch mal en passant, wenn sie irgendwo rumliegt. Und lasse sie für den Nächsten liegen.
Ich finde es schade, dass die Diskussion hier dermaßen eskaliert. Nein, ich bin nicht weichgespült. Ich finde nur, eine Diskussion sollte nicht zu sehr ins Emotionale abdriften, sondern sachlich geführt werden.
Im Übrigen muss ich @Werschaf vollumfänglich Recht geben: Wer sich ausschließlich über die Bild-Zeitung informiert, hat damit eine sehr einseitige Informationsquelle gewählt. Okay, ihre Wortwahl war nicht unbedingt glücklich ausgesucht, doch das schreibe ich der Emotionalität dieses Threads zu und würde es keinesfalls persönlich nehmen, sondern hinterfragen. Doch im Tenor hat sie Recht. Egal, ob sie nun Medienwissenschaften studiert oder nicht. Der manipulatorische Einfluss dieses Revolverblattes ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Sie hat es lediglich klar und deutlich in eigenen Worten kommuniziert.
Anbei ein durchaus ironisch zu sehendes Gedicht von 1957. Vielleicht entspannt das die Debatte ein wenig. Eigentlich hatte ich ein noch älteres Gedicht zum Thema gesucht, das damals nur zehn Reichspfennig kostete. Leider habe ich es aber nicht im Netz gefunden und meine Hard-Copy (Entschuldigung, hier die Übersetzung: schreibmaschinen-getipptes Exemplar) war nicht mehr auffindbar. Das Gesuchte ähnelt dem hier wiedergegebenen Gedicht in etlichen Passagen frappierend. Doch jetzt wird es Off-Topic, wir diskutieren hier ja nicht über Copy-and-Paste im Zusammenhang mit Urheber-Rechten. Übrigens gibt es auch eine sehr interessante Rezension des hier zitierten Gedichts von Hans Magnus Enzensbergers. Falls es Jemanden interessiert.
Willst Du das Zeitgescheh'n erfassen,
dich bestens unterrichten lassen,
dann kauf Dir statt 'ner Chesterfield,
lieber "Fünfzig Pfennig"-Bild.
Menschenmord im Schneegestöber,
Rattengift in Gänseleber
Flugzeugabsturz - 13 Tote,
Rabe war der Unglücksbote.
Einbruchsdiebstahl im WC,
Schwein ertrank im Bodensee,
Untermieter totgeschlagen,
Täter floh im Kinderwagen.
Zweieinhalb - Millionen Leser,
von der Donau bis zu Weser,
Vater, Mutter, Greis und Knabe
warten auf die Bildauflage.
Hund biss Kind aus Eifersucht,
Raubmörder ergriff die Flucht,
Greis ein Auge ausgeschlagen,
Helmut Kohl, der hat's am Magen,
Polizei verfolgt Sadist,
Bauernlümmel warf mit Mist,
Riesensummen unterschlagen,
Kronjuwel im Mantelkragen.
Hat der Leser dies erfahren,
schlägt es ihm gleich auf den Magen
jene Dinge die passieren,
bringen ihn zum Phantasieren,
hinter Zäunen, hinter Mauern,
sind die Mörder die da lauern,
um mit Messern, Dolch, Pistolen,
ihn ins Traumland abzuholen;
Doch am nächsten Morgen dann,
schafft er Bild sich wieder an.
Kind im Walde ausgesetzt,
Amokläufer wird gehetzt,
Liebespärchen nicht mehr sicher,
aus dem Grabe kam Gekicher,
Drohbrief an die Tür geklebt,
nach dem Tode noch gelebt.
Faruk nicht mehr aktuell,
Ehedrama im Tunnel.
Englands Frauen sind gut dran,
kriegen Kinder ohne Mann;
Von der Zeitung tropft das Blut,
aber dennoch:
Bild ist gut!
Quelle:
http://www.andinet.de/lustiges/gedichte/bild.phpGrüßlies,
Egeria