Hallo Miteinander,
nun gut, beginne ich die Geschichte von vorn.
Ich habe seit mehr als einem Jahr einen völlig verängstigten Kater (Bobo), der von seinem Mitbewohner (auch ein Kater) ständig verhauen wurde. Als es immer schlimmer wurde, hat sich die Katzenhalterin an mich gewandt, ob ich den Kater nehmen würde.
Gesagt, getan. Zuerst hat er 2 Wochen unter einer Treppe gesessen, dort hat er auch gegessen und getrunken, auf's Klo ist er nur in der Nacht. Nach diesen 2 Wochen war er weg wie Meiers Hund. Gefunden habe ich ihn dann unter unserer
Badewanne. Also, Badewannenverkleidung abgebaut und abgewartet. Nach weiteren 3 Monaten kam er immer noch nicht hervor. Hab' dann den Zugang wieder verschlossen, so daß er gezwungen war, sich einen anderen Platz zu suchen (hat er auch schnell gefunden, aber da bin ich dann auch an ihn herangekommen). Heute, fast 1 Jahr später ist er ein zutraulicher lieber Kerl geworden.
Vor 2 Wochen rief mich eine Freundin an und berichtete von Pauline, die wohl schon seit einiger Zeit von 3 Katern heftig angegriffen wird. Alle 4 haben fast 5 Jahre zusammengelebt und es gab keine größeren Schwierigkeiten. Als sie über Weihnachten Urlaub hatte, hat sie bemerkt, daß Pauline nur noch auf dem Schrank saß und nicht mehr herunterkam. Auf dem Schrank hat sie jede Nahrung verweigert und dort hat sie auch ihr Geschäft gemacht.
Also haben wir überlegt, was wir tun können. Erste Priorität, Pauline da 'rauszuholen, damit sie wieder Ruhe hat. Wie lange dieses Terror schon andauerte, konnte besagte Freundin nicht sagen.
Letzten Freitag haben wir dann Pauline geholt und zu meiner Freundin gebracht. Dort haben wie sie erst einmal eine halbe Stunde im Käfig gelassen und dann haben wir die Tür geöffnet. Was dann passierte, ist unbeschreiblich. Pauline sprang in Todesangst an die Wand, ging an der Wand hoch, sprang an die gegenüberliegende Wand, von dort gegen das Fenster, fiel auf dem Boden und sprang sofort wieder an eine Wand und von dort auf den Schrank und dann dahinter. Wir hatten panische Angst, daß sie sich und uns verletzt. Die war wie ein Querschläger, man mußte nicht, wo sie als nächstes einschlägt. Da saß sie dann hinter dem Schrank. Wir haben ihr Futter, Wasser und alles andere hingestellt und erst einmal die Tür zugemacht. Später sind wir immer wieder rein und haben mit ihr gesprochen, ohne Erfolg. Am Samstag haben wir dann den Schrank auseinandergebaut, damit sie ungehindert rein und raus kann. Dabei spielte sich das gleiche Drama ab. Immer wenn Pauline einen Menschen sah, sprang sie verzweifelt die Wände hoch. Also haben wir uns wieder zurückgezogen und die Tür zugemacht.
Am Sonntag haben wir den ganzen Tag damit verbracht mit Pauline zu sprechen. Haben Futter und Wasser gewechselt. Nichts passierte. Montag nach Feierabend das gleiche. Seit Sonntag abend haben wir aber die Tür aufgelassen, so daß sie nachts durch die gesamte Wohnung gehen konnte und tagsüber natürlich auch, wenn niemand da war.
Gestern nach Feierabend hatte sie zum ersten Mal etwas gegessen, und zwar das Futter, das in der Küche für sie bereitstand. Sie hat sowohl Futter in dem Zimmer, in dem sie sich aufhält, als auch in der Küche (Wasser ebenso). Die Nacht zu heute hat sie wieder gegessen. Ansonsten sitzt sie bewegungslos hinter der Schrankwand.
Wenn ich gleich nach Hause komme, werde ich sofort nachsehen, ob sie wieder gegessen und vielleicht auch das Katzenklo benutzt hat. Seit Freitag verbringe ich jeden Abend und das ganze Wochenende bei meiner Freundin, um zu sehen, was passiert.
Wenn ich dann höre, daß andere Katzen sich ebenso verhalten und die Besitzer dann sagen, ach ich möchte keine weggeben, ich mag alle, dann kriege ich die kalte Wut und überlege immer, wie es wäre, wenn ich auf Tod und Teufel mit jemandem zusammenleben müßte.
Wir sperren Pauline nicht tagelang ein. Es war nur in ihrem Fall das beste für sie, damit sie die neue Umgebung, die
Gerüche und Geräusche ohne Panik kennenlernen konnte. Nachts traut sie sich ja jetzt wohl auch hinter der Schrankwand weg.
Sie kann dort bleiben, solange sie möchte. Wir sind keine Typen, die auf eine Schmusekatze fixiert sind. Wir nehmen jedes Tier so, wie es ist. Mit den Menschen machen wir es übrigens genauso.
Aber Pauline war eine Gefahr für sich selbst und für uns. Deshalb haben wir sie auf ein Zimmer begrenzt, damit sie nicht an allen Wänden in der gesamten Wohnung panisch herumspringt.
Ich bin zutiefst erschüttert, daß es soweit kommen konnte und habe der besagten Freundin, von der wir Pauline haben, auch schon ordentlich den Kopf gewaschen. So etwas muß man sofort bemerken und auch verfolgen und ggf. Gegenmaßnahmen einleiten, damit es erst gar nicht soweit kommt.
Ich hoffe, daß ich nunmehr für etwas mehr Aufklärung im Falle Pauline gesorgt habe und hier nicht mehr angefeindet werde, wegen meinem angeblich so falschen Verhalten.
Liebe Grüße
Miss Georgina