Dann kriegen wir einen neuen Papst! Das erinnert mich an...
"Wir haben einen neuen Papst! Jausa! Einen neuen Papst! Der neue Papst ist besser,
ja besser als der alte Papst! Jeder neue Papst ist besser! Wir wollen täglich einen neuen
frischen Papst! Täglich, täglich einen neuen, funkelnagelneuen Papst! Schon morgen fangen wir an. Morgen schon wollen wir einen niegelnagelneuen Papst. Und den alten schaffen wir ab. Und übermorgen schaffen wir den neuen ab. Zuerst einen neuen und dann abschaffen. Oder nein - wir schaffen gleich am besten alle ab. Bevor der Neue da ist, wird er abgeschafft.
Dann sparen wir Geld und Gebete und Tränen. Und dann verkaufen wir den ganzen Vatikan:
Zum Schleuderpreis! Zum ersten, zum zweiten und zum dritten! Zum Schleuderpreis! Vatikan gefällig? Frisch erhaltene Pieta, Juwelen, Fresken und Ornate! Päpste, konzilerprobt! Und heilige Banken und Häuser und Straßen und Seen und Paläste billig abzugeben! Kaufen Sie sich einen Papst? Oder wenigstens einen Kardinal oder einen Erzbischof? Vielleicht fürs Parteibüro einer christlichen Partei?
Und dann verschenken wir das Geld! Nein! Nein, wir geben es einfach wieder zurück!
Das wird ein Fest, wenn die Jahrhunderte Schlange stehen - die Armen, die Krüppel, die Rothaarigen, die Schwulen, die Alchimisten und die Frauen, die seelenlosen Frauen. Halt nein - 1400 sowieso haben sie ja eine bekommen, eine Seele. Bravo! Bravo! Und ein Recht aufs Himmelreich dazu! Bravo!
Alle stehen sie an und trommeln mit den Fingern und stampfen auf und klappern mit ihren Blechnäpfen: die Zahnlosen, die Aussätzigen, die Diebe, die Hexen, die Huren -
alle wollen sie was zurück. Ihr Geld und ihre Seligkeit und ihre Herzen und Hirne. Alle stehen sie Schlange.
Aber: Es ist ja genug da! Jetzt wird VERTEILT, in nomine patris et filii et spiritus sancti!
Und so wird das alles ja nun auch mal gemeint gewesen sein, denk ich immer. Ungefähr so, als die sich damals prügeln ließen und kreuzigen und steinigen und foltern. Soviel unbeschreibliche Schmerzen; all die Sanften, während sie singend auf die Löwen zuschritten, im Namen des Menschen. Die müssen das nämlich alle so gemeint haben.
Und manchmal, aber nur wenn man sich sehr bemüht, hört man sie schluchzen in ihren Katakomben. Immer nur nachts, wenn die Heiligenbildverkäufer ihre Stände abgebaut haben.
Und strahlend betreten am nächsten Morgen die Ehrwürdens die Bühne, behängt und geschmückt und beringt wie die Christbäume und sprechen das Agnus Dei. Und wenn sie ihre Hände zum Segen erheben, mach ich mich ganz klein, um auch ja nichts abzukriegen davon."
(Konstantin
WeckerBearbeitet von donnawetta am 12.02.2013 09:09:22