In meinem Betrieb fällt mir auf, dass die SPORTLER sehr oft krank sind.
WELCHE AUSFÄLLE HAT EUCH DER SPORT SCHON BESCHERT?
ZUR EINSTIMMUNG
ein netter Artikel zum MYTHOS LAUFEN.
Hier was Nettes zum Laufen :P
Grenzen des Heilversprechens (von Werner Sonntag)
Für die Gesundheit reicht Laufen alleine nicht. Die Grenzen des Therapeutikums
Laufen zeigen bei Todesfällen und Herzerkrankungen von Läufern. Bei ihnen steht
zweifelsfrei fest, dass ihre Erkrankungen nicht auf Bewegungsmangel
zurückzuführen
sind.
ALL DAS STIMMT JA: Ein ausdauerdominiertes Bewegungstraining ist ein
Präventionsinstrument ersten Ranges. Fast jeder hatte, als er mit dem Laufen
begann, einen Aha-Effekt. Die Annahme, dass etwa ein Drittel aller Krankheiten
durch regelmäßiges Ausdauertraining vermieden werden könnte, scheint realistisch
zu sein. In der Frühzeit der Laufbewegung haben die wundersamen Erscheinungen
- zum Beispiel Übergewicht weg, Migräne weg - allerdings zu einer Überfrachtung
der präventiven Wirkungen geführt.
Wenn man in den ersten deutschen Laufzeitschriften blättert, mündeten die
medizinischen Ratschläge Dr. Ernst van Aakens meist im Ausdauertraining. Man
musste zu dem Eindruck kommen, was es auch sei, ob Bluthochdruck oder
Osteoporose, Krebs oder Diabetes, Herzrhythmusstörung oder Allergie - es
genüge, tüchtig zu laufen. Doch so einfach hat auch Ernst van Aaken nicht
gedacht, wovon man sich insbesondere durch sein Buch "Alternativ Medizin durch
Ausdauer" überzeugen kann. Es ist menschlich verständlich, dass die am eigenen
Körper erlebte Wirkung des Lauftrainings dazu verführt, Laufen als Allheilmittel
zu
preisen. Bei einer solchen Überhöhung werden jedoch andere Krankheitsursachen
als die Bewegungsarmut vernachlässigt.
Es mag merkwürdig erscheinen, wenn in einer Laufzeitschrift davor gewarnt wird,
den gesundheitlichen Wert des Laufens zu überschätzen. Ganz sicher wird damit
faulen Säcken kein Argument an die Hand gegeben. Läuferinnen und Läufern
hingegen kann man Gesundheitsbewusstsein unterstellen und damit die Fähigkeit,
zu differenzieren.
Zwar ist 1986 in einer Studie der Universitäten von Stanford und Harvard unter
Ralph Paffenbarger statistisch nachgewiesen worden, dass körperliche Aktivität
das Leben um zwei Jahre verlängere, gemessen an nicht Aktiven; zugrunde lag die
Befragung von 17ooo ehemaligen Studenten. Aber eine Lebensversicherung ist
Laufen nicht. Die Grenzen des Therapeutikums Laufen zeigen sich bei Todesfällen
und Herzerkrankungen von Läufern. Bei ihnen steht zweifelsfrei fest, dass ihre
Erkrankungen nicht auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind. Wenn auch das
Schicksal in Form der Gene eine Rolle spielt, in der Regel muss man nicht an
seinen Genen sterben. Wir behaupten ja, dass Sport ein genetisches Handicap
kompensieren könne.
LAUFEN IST KEINE UNIVERSALMEDIZIN
Der spektakulärste Fall war der von James F. Fixx, dem Autor des "Kompletten
Buches vom Laufen". Aus dem Klappentext: "Als James F. Fixx vor gut zehn
Jahren als Redakteur bei Life arbeitete, wog er über zweihundert Pfund, litt
unter
Atembeschwerden und überlegte, wie er sich wieder fit machen könnte. Er begann
zu laufen. Heute wiegt er 145 Pfund, hat eine ganze Reihe von Marathonläufen
bestritten und ist Zehntausend Meter Champion seiner Altersklasse. Er erfreut
sich
bester Gesundheit..." Das war 1977, sieben Jahre danach starb er 52 jährig beim
Lauftraining. Die Obduktion erbrachte zwei verschlossene Herzkranzgefäße und
ein verengtes. Zehnjähriges Lauftraining hat diesen arteriosklerotischen Prozess
nicht aufhalten können.
Der Trainer Woldemar Gerschler, der zusammen mit Professor Herbert Reindell
das Invervalltraining institutionalisierte, ist 1982 im Alter von 78 Jahren
gestorben.
Hätte Laufen ihn nicht ein paar Jahre länger gesund erhalten können als den
Durchschnitt der Bevölkerung? Dr. med. Walter W Doehrn, stellvertretender
Vorsitzender der Interessengemeinschaft älterer Langstreckenläufer, starb 1983
im Alter von 74 Jahren bei einem Trainingslauf, ebenso wie sein laufender
Kollege
Dr. med. Philipp Schaefer, 61 Jahre alt, an einem Herzinfarkt. Otto Hosse, der
Begründer des Volkslaufs, ging im Jahr 1992 mit nur 69 Jahren von uns,
Friedemann Haule, der Lauftreffbeauftragte des DLV, starb nach jahrelanger
Herzerkrankung im 77. Lebensjahr. Fred Lebow, der Begründer des New York
Marathons, konnte ebensowenig wie der japanische Verbandsfunktionär
Hideo Okada durch Laufen den Krebs besiegen. Im vorigen Jahr ist der ehemalige
kanadische Marathonläufer Brian Maxwell, Erfinder des Powerbar Energieriegels,
im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Der Renndirektor des
Berlin-Marathons, Horst Milde, der seit über vier Jahrzehnten Ausdauersport
treibt, hat im Januar 2004 im Alter von 65 Jahren einen Herzinfarkt erlitten.
Heinz Spies, der unter anderem um den norddeutschen Volkslauf verdiente Trainer,
musste sich nach zwei Herzinfarkten einer vierfachen Bypassoperation
unterziehen.
Dr. Ulrich Strunz, den die Medien in Unkenntnis auf den Thron eines
"Fitnesspapstes" gehoben haben, wird ein Herzinfarkt im Jahr 2003 zugeschrieben.
Genaues weiß man nicht, Neidkomplexe sind in der Tat nicht auszuschließen - nur,
warum stellt sich ein rüstiger Sechzigjähriger, der lauthals mit der Devise
"Forever young" zum Laufen gelockt hat, keinem Wettkampf mehr?
Von prominenten Fällen abgesehen, wird wahrscheinlich jeder in seiner Umgebung
Menschen gekannt haben, die jahrelang gelaufen und dennoch vor der Zeit
dahingerafft worden sind. Ich erinnere mich an den Reutlinger Zahnarzt
Günter Zeiger, der beim Lauftraining zusammenbrach. Bei Todesfällen während
eines Marathons ist ganz offensichtlich, dass hier Guttrainierte betroffen sind.
Früher
kamen Todesfälle im Fußballstadion gelegentlich auf den Zuschauerrängen vor;
im Stress der Aufregung wurden Risikobehaftete vom Herzinfarkt ereilt.
Erkennbar schlägt der Herztod jetzt selbst auf dem Spielfeld zu.
Die Chronik des vorigen Jahres: Im Januar erlitt der Ungar Miklos Feher den
Sekundenherztod. Im März las man, dass Marco Pantani, Sieger der Tour de
France und des Giro Italia, im Alter von 34 Jahren an "akuter Kokain Vergiftung"
gestorben ist (ein traumatisches Ereignis zwar, aber die Folge einer
"lebensbedingten Krankheit"). Im Februar brach der 43 jährige Libero
Frank Albrecht zusammen und starb, im selben Monat der Trainer Georgios an
einem Herzinfarkt beim Dauerlauf Anfang Mai 2004 brach der Mannschaftskapitän
des BSV Schwenningen bei einem Spiel in der Fußball Landesliga Württemberg
zusammen und starb, 28 Jahre alt. Ein paar Tage darauf stürzte ein 27 jähriger
Baseballspieler der Cologne Cardinals, Bundesligaspieler, während eines Spiels
tödlich zu Boden.
DER MENSCH IST, WAS ER ISST
Wie es heißt, sterben jährlich in Deutschland einige Hundert Menschen während
einer körperlichen Aktivität einschließlich des Sportes. Sie sterben bei dem,
was
sie vor einem zu frühen Tod hätte bewahren sollen. Man kann freilich auf
Altersläufer
hinweisen, die auch im neunten Lebensjahrzehnt leistungsfähig gewesen sind. Aber
muss man nicht ebenso auf diejenigen blicken, die rüstig die Neunzig
überschritten
haben und keinen Schritt gelaufen sind? Mit dem Lauftraining kann man, versteht
sich, Krankheiten, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind, begegnen.
Und die anderen? Die komplizierten Diagnosen, bei denen nicht selten Symptome
als Ursachen ausgegeben oder "Syndrome" schlicht erfunden werden
(Jörg Blech: "Die Krankheitserfinder"), täuschen darüber hinweg, dass
Krankheiten
im Grunde nur auf wenige Hauptgruppen von Ursachen zurückzuführen sind. Wenn
man die Folgen von Infektionen einem ungenügenden Immunsystem zuschreibt,
bleiben außer traumatischen Ereignissen und Bewegungsmangel Krankheiten fast
nur noch übrig: ernährungsbedingte und lebensbedingte Krankheiten. Was der
Skispringer Hannawald durchmacht, ist nichts anderes als eine lebensbedingte
Krankheit. Alle Formen der Sucht und alle negativen Umwelteinflüsse zählen dazu.
Auf traumatische Ereignisse hat der einzelne keinen Einfluss; nur die
Gesellschaft
insgesamt kann zu ihrer Verhinderung oder Reduzierung beitragen, was im Hinblick
auf Straßenverkehrsunfälle recht gut gelungen ist. Krebs, die zweithäufigste
Todesursache in den Industrienationen, lässt sich keiner Gruppe ausschließlich
zuordnen - ein Hinweis auf die multifaktorielle Ätiologie.
Bedenkt man, dass die Medizinstudenten Generation Ernst van Aakens keinen
Herzinfarkt zu Gesicht bekam, muss man sich doch mit gesundem Menschen-
verstand, wenngleich es dafür keinen Lehrstuhl gibt, fragen, weshalb Herz
Kreislauf
Erkrankungen an die Spitze der Todesursachen Statistik rücken konnten.
Sie sind offenbar weit weniger, als wir das wahrhaben wollten, eine Folge von
Bewegungsarmut. Wenn von Diabetes als einer Volkskrankheit gesprochen wird,
dann kommt bei einer solchen Stoffwechselstörung doch nur ein verhängnisvoller
Wandel der Ernährungsgewohnheiten als Ursache in Frage nicht Bewegungsmangel,
nicht Infektion, nicht vererbte Disposition. Was es so schwer macht, Kausalität
festzuschreiben, ist der Umstand, dass die gesundheitsfördernden Wirkungen des
Laufens innerhalb sehr kurzer Zeit offensichtlich werden, die Folgen von
Fehlernährung sich im allgemeinen jedoch erst nach 20 bis 30 Jahren oder in der
nächsten Generation zeigen, beginnend mit dem Gebissverfall, sich steigernd zu
Rückenschmerzen, die zu einem Milliardenverlust in der Wirtschaft führen.
Die Kompensation der Bewegungsarmut und ihrer Folgen ist geradezu simpel: sich
bewegen - laufen. Die Alternative zur Fehlernährung ist nur scheinbar simpel:
sich richtig ernähren. Doch was ist richtig? Da Ernährung von einem schwer-
gewichtigen Markt bestimmt wird, ist Fehlinformation aus wirtschaftlichem
Interesse an der Tagesordnung. Gesunderhaltung bleibt ein Informationsproblem.
Runner World 04/2005
Bearbeitet von Ingeborg am 27.05.2006 17:46:00
WELCHE AUSFÄLLE HAT EUCH DER SPORT SCHON BESCHERT?
ZUR EINSTIMMUNG
ein netter Artikel zum MYTHOS LAUFEN.
Hier was Nettes zum Laufen :P
Grenzen des Heilversprechens (von Werner Sonntag)
Für die Gesundheit reicht Laufen alleine nicht. Die Grenzen des Therapeutikums
Laufen zeigen bei Todesfällen und Herzerkrankungen von Läufern. Bei ihnen steht
zweifelsfrei fest, dass ihre Erkrankungen nicht auf Bewegungsmangel
zurückzuführen
sind.
ALL DAS STIMMT JA: Ein ausdauerdominiertes Bewegungstraining ist ein
Präventionsinstrument ersten Ranges. Fast jeder hatte, als er mit dem Laufen
begann, einen Aha-Effekt. Die Annahme, dass etwa ein Drittel aller Krankheiten
durch regelmäßiges Ausdauertraining vermieden werden könnte, scheint realistisch
zu sein. In der Frühzeit der Laufbewegung haben die wundersamen Erscheinungen
- zum Beispiel Übergewicht weg, Migräne weg - allerdings zu einer Überfrachtung
der präventiven Wirkungen geführt.
Wenn man in den ersten deutschen Laufzeitschriften blättert, mündeten die
medizinischen Ratschläge Dr. Ernst van Aakens meist im Ausdauertraining. Man
musste zu dem Eindruck kommen, was es auch sei, ob Bluthochdruck oder
Osteoporose, Krebs oder Diabetes, Herzrhythmusstörung oder Allergie - es
genüge, tüchtig zu laufen. Doch so einfach hat auch Ernst van Aaken nicht
gedacht, wovon man sich insbesondere durch sein Buch "Alternativ Medizin durch
Ausdauer" überzeugen kann. Es ist menschlich verständlich, dass die am eigenen
Körper erlebte Wirkung des Lauftrainings dazu verführt, Laufen als Allheilmittel
zu
preisen. Bei einer solchen Überhöhung werden jedoch andere Krankheitsursachen
als die Bewegungsarmut vernachlässigt.
Es mag merkwürdig erscheinen, wenn in einer Laufzeitschrift davor gewarnt wird,
den gesundheitlichen Wert des Laufens zu überschätzen. Ganz sicher wird damit
faulen Säcken kein Argument an die Hand gegeben. Läuferinnen und Läufern
hingegen kann man Gesundheitsbewusstsein unterstellen und damit die Fähigkeit,
zu differenzieren.
Zwar ist 1986 in einer Studie der Universitäten von Stanford und Harvard unter
Ralph Paffenbarger statistisch nachgewiesen worden, dass körperliche Aktivität
das Leben um zwei Jahre verlängere, gemessen an nicht Aktiven; zugrunde lag die
Befragung von 17ooo ehemaligen Studenten. Aber eine Lebensversicherung ist
Laufen nicht. Die Grenzen des Therapeutikums Laufen zeigen sich bei Todesfällen
und Herzerkrankungen von Läufern. Bei ihnen steht zweifelsfrei fest, dass ihre
Erkrankungen nicht auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind. Wenn auch das
Schicksal in Form der Gene eine Rolle spielt, in der Regel muss man nicht an
seinen Genen sterben. Wir behaupten ja, dass Sport ein genetisches Handicap
kompensieren könne.
LAUFEN IST KEINE UNIVERSALMEDIZIN
Der spektakulärste Fall war der von James F. Fixx, dem Autor des "Kompletten
Buches vom Laufen". Aus dem Klappentext: "Als James F. Fixx vor gut zehn
Jahren als Redakteur bei Life arbeitete, wog er über zweihundert Pfund, litt
unter
Atembeschwerden und überlegte, wie er sich wieder fit machen könnte. Er begann
zu laufen. Heute wiegt er 145 Pfund, hat eine ganze Reihe von Marathonläufen
bestritten und ist Zehntausend Meter Champion seiner Altersklasse. Er erfreut
sich
bester Gesundheit..." Das war 1977, sieben Jahre danach starb er 52 jährig beim
Lauftraining. Die Obduktion erbrachte zwei verschlossene Herzkranzgefäße und
ein verengtes. Zehnjähriges Lauftraining hat diesen arteriosklerotischen Prozess
nicht aufhalten können.
Der Trainer Woldemar Gerschler, der zusammen mit Professor Herbert Reindell
das Invervalltraining institutionalisierte, ist 1982 im Alter von 78 Jahren
gestorben.
Hätte Laufen ihn nicht ein paar Jahre länger gesund erhalten können als den
Durchschnitt der Bevölkerung? Dr. med. Walter W Doehrn, stellvertretender
Vorsitzender der Interessengemeinschaft älterer Langstreckenläufer, starb 1983
im Alter von 74 Jahren bei einem Trainingslauf, ebenso wie sein laufender
Kollege
Dr. med. Philipp Schaefer, 61 Jahre alt, an einem Herzinfarkt. Otto Hosse, der
Begründer des Volkslaufs, ging im Jahr 1992 mit nur 69 Jahren von uns,
Friedemann Haule, der Lauftreffbeauftragte des DLV, starb nach jahrelanger
Herzerkrankung im 77. Lebensjahr. Fred Lebow, der Begründer des New York
Marathons, konnte ebensowenig wie der japanische Verbandsfunktionär
Hideo Okada durch Laufen den Krebs besiegen. Im vorigen Jahr ist der ehemalige
kanadische Marathonläufer Brian Maxwell, Erfinder des Powerbar Energieriegels,
im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Der Renndirektor des
Berlin-Marathons, Horst Milde, der seit über vier Jahrzehnten Ausdauersport
treibt, hat im Januar 2004 im Alter von 65 Jahren einen Herzinfarkt erlitten.
Heinz Spies, der unter anderem um den norddeutschen Volkslauf verdiente Trainer,
musste sich nach zwei Herzinfarkten einer vierfachen Bypassoperation
unterziehen.
Dr. Ulrich Strunz, den die Medien in Unkenntnis auf den Thron eines
"Fitnesspapstes" gehoben haben, wird ein Herzinfarkt im Jahr 2003 zugeschrieben.
Genaues weiß man nicht, Neidkomplexe sind in der Tat nicht auszuschließen - nur,
warum stellt sich ein rüstiger Sechzigjähriger, der lauthals mit der Devise
"Forever young" zum Laufen gelockt hat, keinem Wettkampf mehr?
Von prominenten Fällen abgesehen, wird wahrscheinlich jeder in seiner Umgebung
Menschen gekannt haben, die jahrelang gelaufen und dennoch vor der Zeit
dahingerafft worden sind. Ich erinnere mich an den Reutlinger Zahnarzt
Günter Zeiger, der beim Lauftraining zusammenbrach. Bei Todesfällen während
eines Marathons ist ganz offensichtlich, dass hier Guttrainierte betroffen sind.
Früher
kamen Todesfälle im Fußballstadion gelegentlich auf den Zuschauerrängen vor;
im Stress der Aufregung wurden Risikobehaftete vom Herzinfarkt ereilt.
Erkennbar schlägt der Herztod jetzt selbst auf dem Spielfeld zu.
Die Chronik des vorigen Jahres: Im Januar erlitt der Ungar Miklos Feher den
Sekundenherztod. Im März las man, dass Marco Pantani, Sieger der Tour de
France und des Giro Italia, im Alter von 34 Jahren an "akuter Kokain Vergiftung"
gestorben ist (ein traumatisches Ereignis zwar, aber die Folge einer
"lebensbedingten Krankheit"). Im Februar brach der 43 jährige Libero
Frank Albrecht zusammen und starb, im selben Monat der Trainer Georgios an
einem Herzinfarkt beim Dauerlauf Anfang Mai 2004 brach der Mannschaftskapitän
des BSV Schwenningen bei einem Spiel in der Fußball Landesliga Württemberg
zusammen und starb, 28 Jahre alt. Ein paar Tage darauf stürzte ein 27 jähriger
Baseballspieler der Cologne Cardinals, Bundesligaspieler, während eines Spiels
tödlich zu Boden.
DER MENSCH IST, WAS ER ISST
Wie es heißt, sterben jährlich in Deutschland einige Hundert Menschen während
einer körperlichen Aktivität einschließlich des Sportes. Sie sterben bei dem,
was
sie vor einem zu frühen Tod hätte bewahren sollen. Man kann freilich auf
Altersläufer
hinweisen, die auch im neunten Lebensjahrzehnt leistungsfähig gewesen sind. Aber
muss man nicht ebenso auf diejenigen blicken, die rüstig die Neunzig
überschritten
haben und keinen Schritt gelaufen sind? Mit dem Lauftraining kann man, versteht
sich, Krankheiten, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind, begegnen.
Und die anderen? Die komplizierten Diagnosen, bei denen nicht selten Symptome
als Ursachen ausgegeben oder "Syndrome" schlicht erfunden werden
(Jörg Blech: "Die Krankheitserfinder"), täuschen darüber hinweg, dass
Krankheiten
im Grunde nur auf wenige Hauptgruppen von Ursachen zurückzuführen sind. Wenn
man die Folgen von Infektionen einem ungenügenden Immunsystem zuschreibt,
bleiben außer traumatischen Ereignissen und Bewegungsmangel Krankheiten fast
nur noch übrig: ernährungsbedingte und lebensbedingte Krankheiten. Was der
Skispringer Hannawald durchmacht, ist nichts anderes als eine lebensbedingte
Krankheit. Alle Formen der Sucht und alle negativen Umwelteinflüsse zählen dazu.
Auf traumatische Ereignisse hat der einzelne keinen Einfluss; nur die
Gesellschaft
insgesamt kann zu ihrer Verhinderung oder Reduzierung beitragen, was im Hinblick
auf Straßenverkehrsunfälle recht gut gelungen ist. Krebs, die zweithäufigste
Todesursache in den Industrienationen, lässt sich keiner Gruppe ausschließlich
zuordnen - ein Hinweis auf die multifaktorielle Ätiologie.
Bedenkt man, dass die Medizinstudenten Generation Ernst van Aakens keinen
Herzinfarkt zu Gesicht bekam, muss man sich doch mit gesundem Menschen-
verstand, wenngleich es dafür keinen Lehrstuhl gibt, fragen, weshalb Herz
Kreislauf
Erkrankungen an die Spitze der Todesursachen Statistik rücken konnten.
Sie sind offenbar weit weniger, als wir das wahrhaben wollten, eine Folge von
Bewegungsarmut. Wenn von Diabetes als einer Volkskrankheit gesprochen wird,
dann kommt bei einer solchen Stoffwechselstörung doch nur ein verhängnisvoller
Wandel der Ernährungsgewohnheiten als Ursache in Frage nicht Bewegungsmangel,
nicht Infektion, nicht vererbte Disposition. Was es so schwer macht, Kausalität
festzuschreiben, ist der Umstand, dass die gesundheitsfördernden Wirkungen des
Laufens innerhalb sehr kurzer Zeit offensichtlich werden, die Folgen von
Fehlernährung sich im allgemeinen jedoch erst nach 20 bis 30 Jahren oder in der
nächsten Generation zeigen, beginnend mit dem Gebissverfall, sich steigernd zu
Rückenschmerzen, die zu einem Milliardenverlust in der Wirtschaft führen.
Die Kompensation der Bewegungsarmut und ihrer Folgen ist geradezu simpel: sich
bewegen - laufen. Die Alternative zur Fehlernährung ist nur scheinbar simpel:
sich richtig ernähren. Doch was ist richtig? Da Ernährung von einem schwer-
gewichtigen Markt bestimmt wird, ist Fehlinformation aus wirtschaftlichem
Interesse an der Tagesordnung. Gesunderhaltung bleibt ein Informationsproblem.
Runner World 04/2005
Bearbeitet von Ingeborg am 27.05.2006 17:46:00