Lieber Jörg,
was für eine schöne Idee! :)
Ich habe ein bisschen auf deiner Website gestöbert und finde die Grundidee super, war wirklich interessant. Mir sind dabei ein paar Ideen gekommen, die dir vielleicht (bzw. hoffentlich) ein wenig weiter helfen können:
Wie gesagt: Die Grundidee finde ich gut, nur erscheint sie mir nicht so richtig ausgereift.
Wer soll deine Zielgruppe sein? Wen willst du mit deinem Buch ansprechen? Der Anteil der Leute, die einen
Bezug zur Schlepperfahrt haben, wird vermutlich sehr gering sein. Das heißt, ich würde mich nicht so sehr auf den Schlepper beziehen, sondern das wirklich, so wie du ja auch schon angedeutet hast, auf das Seefahrer-/Seebärendasein an sich beziehen. Damit weitest du deinen Radius schon mal erheblich aus. Vielleicht kannst du auch auf den aktuell gerade so angesagten "Piraten-Zug" aufspringen.
Dann ist die Frage: Für wen sind deine Rezepte geeignet? Wer könnte ein Interesse daran haben, sie nachzukochen? Wenn ich das richtig sehe, sind die wichtigsten Charakteristika:
Kochen mit wenig Ausstattung und auf engem Raum
Kochen mit Lebensmitteln, die man gut bevorraten kann
Einfache, bodenständige Kost
Also wäre zu überlegen: Auf wen trifft das noch zu? Versierte (Hobby-)Köche und Hausfrauen/-männer fallen als Zielgruppe schon mal raus, die werden aus deinen Rezepten nichts mehr lernen können. Mir kamen zum Beispiel sofort Studenten, Wohngemeinschaften oder andere junge Leute mit wenig Kocherfahrung und nur einer Grundausstattung an Küchenutensilien sowie einem geringen Budget in den Kopf. Motto: Die ganze Besatzung (= Mitbewohner, Freundeskreis) ohne viel Aufwand bekochen.
Also wärst du dann bei einem Kochbuch in Seefahrer-Aufmachung mit einfachen Rezepten für Personen mit wenig Kocherfahrung und einfacher Küchengrundausstattung.
Finde ich als Zielgruppe gar nicht so schlecht.
Dementsprechend müsstest du dann die Rezepte auswählen. Du hast ja schon so etwas wie Labskaus und Fischgerichte dabei, das passt doch gut zum Seebären-Thema.
Deine Anekdoten könntest du in Form von Kästchen am Rand der Rezepte oder als "Vorgeschichte" zum Rezept unterbringen. Thematisch passend könntest du sie zuordnen. Deine Anekdote zur Seekrankheit könnte zum Beispiel vor ein Rezept gesetzt werden, das gut bei Krankheit/
Übelkeit/"Kater" hilft, die Geschichte von Jonny, der das Geld über Bord warf, zu einem Rezept für kleines Budget usw.
Als kleines zusätzliches "Gadget" könnte ich mir Plattdeutsche Begriffe mit Übersetzung oder einen kleinen "Plattdeutsch-Sprachkurs" im Buch gut vorstellen. Gängige Begriffe, Begrüßungs- und Verabschiedungsformel usw. Dazu würde dann deine Geschichte passen, dass du früher kein Hochdeutsch beherrschtest.
Den Rezepten würde ich noch tolle Namen mit Seefahrer-Bezug geben (z.B. "Seemannsschmaus", "Käpt'ns Lieblingsessen", "Seefahrermedizin"). Vielleicht auch mit den in deinen Anekdoten erwähnten Namen dazu, sowas wie "Jonnys Low-Budget-Labskaus für Pleitegeier" oder so.
Dazu würde ich mir an deiner Stelle einen erfahrenen Schreiberling suchen, der dich unterstützt. Das, was ich auf deiner Website gelesen habe, klingt zwar "nett", aber ich würde es viiiiel mehr ausschmücken und sprachlich anders verpacken. So, wie es da jetzt steht, ist es nicht wirklich spannend oder lustig, sondern eben nur "nett". Du wirst sehen: Deine Geschichten werden inhaltlich dieselben bleiben, aber mit der richtigen Wortwahl und dem richtigen Ausdrucksvermögen können sie viel amüsanter und fesselnder wirken. Die Idee mit der "Kochklingel" zum Beispiel finden bestimmt viele Leute der Zielgruppe "junge Leute" lustig und würden sie vielleicht sogar beim nächsten Kochabend aus Spaß umsetzen. Aber sie müsste sprachlich anders "verpackt" werden, um wirklich interessant zu sein.
Ich bin ganz sicher kein Profi-Schreiber, aber wenn du magst, würde ich mal was für dich umschreiben, damit deutlicher wird, was ich meine. Habe Spaß an sowas :) Wenn du Interesse hast, sag Bescheid.
So viel erst mal von mir, muss jetzt zur Arbeit flitzen. Viele Grüße und weiterhin viel Spaß! LaVie