Etwas später wie sonst....aber das Licht brennt ja noch Es war einmal.....
ein Maulwurf, dessen größtes Vergnügen es war, den ganzen Abend, wenn es kühler und dunkler wurde, seine Gänge zu verbreiten und zu verbessern. Viele Tiere hielten den Maulwurf für mürrisch und schlecht gelaunt, dabei war das eigentlich gar nicht so. Er war eben ganz einfach gerne alleine und ließ die anderen Tiere das auch gerne spüren, wenn jemand von ihnen kam und neugierig in den Maulwurfshügel starrte. Zum Glück für den Maulwurf gingen die meisten Tiere, vor allem die, die am meisten nervten, rechtzeitig schlafen und so hatte er seine Ruhe, wenn er mal nach oben zur frischen Luft kam und seine schaufelförmigen Hände reinigte. Eines Abends war es wieder mal soweit. Der Maulwurf lugte in der Dämmerung durch das Einstiegsloch nach draußen und schnupperte die frische Luft. Er verzog das Gesicht etwas, da er den Geruch von frischer Erde vorzog, dann aber drückte er seinen Oberkörper etwas nach draußen und fing an, gewissenhaft seine Krallen zu reinigen. Er war in Gedanken, weil er dabei noch überlegte, wo er seine nächsten Hügel hinsetzen sollte, das er gar nicht bemerkte, wie sich ein kleiner, dunkel gefiederter Vogel neben ihm am Einstiegsloch hinsetzte und mit schief gelegtem Kopf beobachtete. „Na sag mal, was bist du denn für ein lustiges Tier, so was habe ich ja noch nie gesehen. Gräbst du immer unterhalb der Erde?“ Der Maulwurf zuckte fast vor Schreck zusammen, als er die Stimme des Vogels hörte und schaute irritiert zur Seite. Der seltsame Vogel schaute ihn freundlich an, so dass der Maulwurf sich genötigt sah, eine Antwort zu geben. „Ich bin meistens unter der Erde, da ich dort lebe und grabe. Du hast wohl noch nie einen Maulwurf gesehen.“ Der Vogel lachte. „Was hast du für einen komischen Namen. Wie kann man jemanden nur Maulwurf nennen.“ Der Maulwurf blinzelte mit seinen Augen, um besser sehen zu können und atmete tief durch. „Man nennt mich so, weil ich freche Tiere, die ein großes Maul haben, von meinen Hügeln werfe.“ Wieder lachte der Vogel. „Du bist schlagfertig und lustig. Das finde ich prima. Ich bin vor einiger Zeit hier hergezogen, weil die Gegend mit ihren wilden Gärten genau das richtige für mich ist. Lange Zeit habe ich nach so einem
Plätzchen gesucht.“ Der Maulwurf war es zwar nicht gewohnt, dass jemand anders so viel mit ihm redete, aber er fand den seltsamen Vogel nicht grade unsympathisch. „Sag mal“, sagte er, „ was bist du eigentlich für ein Vogel. So einen wie dich habe ich auch noch nicht gesehen.“ Der Vogel schaute dem Maulwurf ins Gesicht und sagte freundlich: „Ich bin ein Zaunkönig.“ Der Maulwurf kniff eins von seinen kleinen Augen zusammen. „Darauf hätte ich gleich kommen müssen, da du so königlich ausschaust. Wie kann man einen so unscheinbaren Vogel nur König nennen.“ Diesmal blinzelte der Zaunkönig. „Recht so, schließlich habe ich dich auch etwas geärgert.“ Der Maulwurf fand es im höchsten Maße beeindruckend, dass der Zaunkönig sich so gar nicht von seiner mürrischen Art abgestoßen fühlte. „Na ja, weißt du, wir singen recht schön und halten uns am liebsten in solchen Gegenden auf, deshalb der Name. Soll ich dir mal was vorsingen? Ich kann meine Stimme auch schön rollen lassen. Es wird eh Zeit für mich. Ich singe in der Dämmerung auch mal ganz gerne.“ „Nur zu“, lachte der Maulwurf, „ich höre eh etwas schlecht und bin eigentlich ganz froh, dass ich dich in der Dämmerung wenigstens halbwegs erkennen kann.“ Der Zaunkönig legte sein Kopf beiseite und fing an, leicht schmetternd zu trillern. Hätte der Maulwurf gute Ohren gehabt, so hätte er wohl seine schaufelartigen Hände gegen diese gepresst, so aber blinzelte er nur und blieb in der Nähe des kleinen Vogels, um besser zuhören zu können. Seit dieser Zeit trafen sich der Maulwurf und der Zaunkönig jeden Tag um die Dämmerung herum am großen Erdhügel. Und während der mürrische Maulwurf, der eigentlich zugeben musste, sich immer auf den Besuch zu freuen,
Käfer und Larven mit seinen schaufelartigen Händen nach oben buddelte und dabei das Erdreich auflockerte, saß der Zaunkönig neben ihm und ließ seine rollende, trillernde Stimme ertönen. Einige Tiere wunderten sich zwar, dass sich zwei so unterschiedliche Gartenbewohner so gut verstanden, aber wer fragt schon nach Herkunft und Art, wenn man jemanden als Freund bezeichnen darf. Und solltet ihr mal einen Maulwurfshügel sehen, auf dem ein Zaunkönig sitzt, dann habt ihr wahrscheinlich den Treffpunkt unserer beiden Freunde gefunden.