Ich denke, wer zu Weihnachten jenes Gefühl der aufgeregten Verzauberung haben möchte, daß er/sie als Kind hatte, der wird enttäuscht werden. Wir haben als Erwachsene die "magische Welt" der Kinder verlassen, eine Rückkehr ist unmöglich. Dieses kann man durchaus als "Leere" empfinden.
Aber auch als Erwachsener kann man diese "Leere" füllen. Etliche Vorschläge wurden hier ja bereits gemacht. Vielleicht wird man als Erwachsener eher zum "Gebenden" als zum "Empfangenden". Weitere Vorschläge wären: in eine Kinderstation eines Krankenhauses gehen, und dort vorlesen. Oder in ein Altenheim/Pflegeheim. Oder sich ganz allgemein bei sozialen/caritativen Diensten der Stadt, in der man lebt, erkundigen, ob und wo man sich an den Weihnachtstagen engagieren könnte. Ich bin sicher, tut man dergleichen, wird man mental reich belohnt.
Bleibt die Frage, über dererlei Aktivitäten hinaus, wie bekommt man so etwas wie ein Weihnachtsgefühl - wenn man es denn gerne haben möchte. Ein abendlicher Besuch eines schönen Weihnachtsmarktes, mit Glühwein o.ä. trinken und heißen
Maronen essen. Ein Besuch eines Weihnachtskonzertes in einer Kirche.
Kerzen anzünden,
Plätzchen essen, klassische Musik (z.B. auch das Weihnachtsoratorium von Bach) hören, Weihnachtsbücher lesen - es müssen nicht die üblichen, frömmlerischen sein, es gibt auch "mörderische", skurille/schrille, oder literarische. Sich einen schrägen oder superkitschigen
Adventskalender besorgen. Abends durch die Stadt oder das Wohngebiet laufen und sich an den geschmückten Häusern/Fenstern ergötzen. Sich
Gerüche ins Haus holen, die man mit dem "Kindheitsweihnachten" verbindet: Orangen, Zimt, Tannengrün etc. Wenn man das mit Bedacht und genüßlich tut, steht einem neuen, anderen Weihnachtsgefühl eigentlich nix mehr im Wege, daß man als Erwachsener neu in sich verankern kann. Dazu gehört jedoch sicher auch, daß man den Wahrnehmungsfokus nicht hauptsächlich auf die Negativmerkmale wie stressiges Einkaufen, Menschenmengen, die sich hektisch bis lieblos in den Geschenkerummel stürzen, endloses Abdudeln tongrausliger Weihnachtslieder u.s.w. richtet, sondern eben ganz still und leise und langsam und bedacht-behutsam sich ein ganz persönliches, inneres Weihnachtsgefühl neu schafft.
Bearbeitet von Bücherwurm am 25.11.2007 23:39:56