ja, ich wurde heuer 50. zeit um sein leben zu reflektieren. was war gut, was war schlecht.
wenn ich an meine kindheit denke, da fällt mir unwillkürlich sofort unser weihnachten ein so 1960-64.
unsere ganze 4-köpfige familie lebte noch in einem einzigen zimmer. das was heute menschenunwürdige zustände wären, empfand ich für unendlich angenehm. einfach wundervoll so nah mit seinen eltern zusammen zu sein. diese nähe ist es, die zusammenschweißt, die eine glückliche kindheit ausmacht.
kein vergleich zu heute wo kinder möglichst alleine in ihrem zimmer, abgestellt hinter pc und tv, ihre kindheit totschlagen, eltern ganztägig außer haus sind, nur um dem konsumterror zu frönen.
anfang der 60er da hatte sich die eltern- und großelterngeneration gerade mal vom krieg erholt. der wiederaufbau aus ruinen begann langsam und schleppend, aber viele ruinen erinnerten noch an den krieg. in den läden gab es alles, aber nicht in dieser horrenden vielfalt wie heute und die dinge waren noch "made in germany" und damit echte qualitätsarbeit, die man natürlich teuer bezahlen musste. so wünschte man sich zu weihnachten als kind eben eine ganz bestimmte puppe, die man inständig hoffte, auch zu bekommen.
wenn weihnachten näherkam, hat meine mutter stundenlang mit uns in der küche gestanden und plätzchen gebacken. es gab immer butterzeug und nussplätzchen. die butterzeugausstechförmchen hat schon meine urgroßmutter benutzt und jetzt lagen sie eben in unserem haushalt. mit den gleichen förmchen hat schon mein vater seine "sonntage " ausgestochen als kind und die oma ebenso.
wie jedes jahr wanderten die gesamten plätzchen bis weihnachten in eine metallschachtel und waren gegen zu frühes aufessen sehr gut auf dem schrank versteckt.
am tag vor weihnachten haben dann verwandte, die auf dem land wohnten, die frischgeschlachtete gans gebracht, andere den 3m hohen tannenbaum.
sofort hat meine mutter damit begonnen, die gans vorzubraten, damit sie nicht schlecht wird, denn einen kühlschrank kannten wir damals noch nicht.
nachdem die gans dann einige stunden im ofen verbracht hatte, ließ man die soße erkalten, um das fett abzuschöpfen, denn dieses haben wir dann wochenlang aufs abendbrot gegessen. und wir waren schlank, sehr schlank sogar!
als wir abends schlafen gingen, waren wir kinder sehr aufgeregt. wir freuten uns unwahrscheinlich auf den heiligen abend, auf die bescherung, die es aber erst nach sonnenuntergang, wenn es richtig winterlich dunkel und gemütlich war, gab.
fast den ganzen tag waren wir in der küche, haben dort gespielt, denn ins zimmer durfte man nicht, weil dort das christkind zugange war.
weihnachtsmann? nee, der war noch gar nicht erfunden. höchstens der santa claus, aber der kam nicht zu den kindern weihnachten 1960 in nürnberg. und schon gar nicht am 24.12.
gegen mittag gab es dann das sauere gansjung, was ich als kind nicht leiden mochte. das waren die gansinnereien. egal, man konnte ja auch ein gänsfettbrot essen.
die eigentliche gans gab es verteilt auf den 25. und 26.
die vorfreude auf die bescherung ließ einen sowieso nicht ans essen denken.
als es nachmittag wurde, sind wir mit den eltern zur kirche gelaufen. wo unser auto war? halt nein, wir sind alles zu fuß gegegangen. ein auto hatten wir noch nicht, aber unsere kinderfüßchen haben das viele laufen auch überstanden.
endlich, es wurde schon langsam dunkel, endlich sollte bescherung sein!
mein vater ging als erster rein ins zimmer und musste nachgucken ob das christkind schon weg war. dann erklang das bimmeln des glöckchens von 1931, das schon meinem vater als kleinkind zur bescherung geläutet wurde. es hatte den krieg überstanden und deshalb hatte es einen ehrenplatz im weihnachtsbaum. naja, genauer gesagt waren es drei gleiche silberne glöckchen.
das war unser signal. die bescherung konnte beginnen.
aus dem radio erklangen leise weihnachtslieder, keine hektik, kein geschrei, eine staade zeit.
wenn ich die augen schließe, bin ich wieder mittendrin, es duftet nach tannennadeln, nach plätzchen und warmem zimtgetränk. die lichter am baum glänzen so wunderschön, obwohl sie nicht echt sind. neinnein, viel zu gefährlich. mein vater hat die elektrische beleuchtung auch schon von seinem vater übernommen.
wir kinder haben wie jedes jahr unseren kaufladen gefüllt bekommen mit allerlei echten naschereien, außerdem saßen da zwei gleiche puppen, ganz wie meine schwester und ich sie uns gewünscht hatten. meine eltern hatten dafür lange gespart, damit sie uns einen herzenswunsch erfüllen können.
kommerz?
den erlebten wir in unserem zweiten teil der kindheit, als wir in eine größere wohnung gezogen waren. das wirtschaftswunder machte auch vor unserer familie nicht halt. es begann eine zeit des totalen überflusses.
wie immer freuten wir kinder uns auf weihnachten, aber alles war nicht mehr so schön wie früher: mehrere puppen, carrera-autobahn, eigener fernseher, plattenspieler, eigenes zimmer, dafür die eltern beide weg zum arbeiten...
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wenn ich an meine kindheit denke, da fällt mir unwillkürlich sofort unser weihnachten ein so 1960-64.
unsere ganze 4-köpfige familie lebte noch in einem einzigen zimmer. das was heute menschenunwürdige zustände wären, empfand ich für unendlich angenehm. einfach wundervoll so nah mit seinen eltern zusammen zu sein. diese nähe ist es, die zusammenschweißt, die eine glückliche kindheit ausmacht.
kein vergleich zu heute wo kinder möglichst alleine in ihrem zimmer, abgestellt hinter pc und tv, ihre kindheit totschlagen, eltern ganztägig außer haus sind, nur um dem konsumterror zu frönen.
anfang der 60er da hatte sich die eltern- und großelterngeneration gerade mal vom krieg erholt. der wiederaufbau aus ruinen begann langsam und schleppend, aber viele ruinen erinnerten noch an den krieg. in den läden gab es alles, aber nicht in dieser horrenden vielfalt wie heute und die dinge waren noch "made in germany" und damit echte qualitätsarbeit, die man natürlich teuer bezahlen musste. so wünschte man sich zu weihnachten als kind eben eine ganz bestimmte puppe, die man inständig hoffte, auch zu bekommen.
wenn weihnachten näherkam, hat meine mutter stundenlang mit uns in der küche gestanden und plätzchen gebacken. es gab immer butterzeug und nussplätzchen. die butterzeugausstechförmchen hat schon meine urgroßmutter benutzt und jetzt lagen sie eben in unserem haushalt. mit den gleichen förmchen hat schon mein vater seine "sonntage " ausgestochen als kind und die oma ebenso.
wie jedes jahr wanderten die gesamten plätzchen bis weihnachten in eine metallschachtel und waren gegen zu frühes aufessen sehr gut auf dem schrank versteckt.
am tag vor weihnachten haben dann verwandte, die auf dem land wohnten, die frischgeschlachtete gans gebracht, andere den 3m hohen tannenbaum.
sofort hat meine mutter damit begonnen, die gans vorzubraten, damit sie nicht schlecht wird, denn einen kühlschrank kannten wir damals noch nicht.
nachdem die gans dann einige stunden im ofen verbracht hatte, ließ man die soße erkalten, um das fett abzuschöpfen, denn dieses haben wir dann wochenlang aufs abendbrot gegessen. und wir waren schlank, sehr schlank sogar!
als wir abends schlafen gingen, waren wir kinder sehr aufgeregt. wir freuten uns unwahrscheinlich auf den heiligen abend, auf die bescherung, die es aber erst nach sonnenuntergang, wenn es richtig winterlich dunkel und gemütlich war, gab.
fast den ganzen tag waren wir in der küche, haben dort gespielt, denn ins zimmer durfte man nicht, weil dort das christkind zugange war.
weihnachtsmann? nee, der war noch gar nicht erfunden. höchstens der santa claus, aber der kam nicht zu den kindern weihnachten 1960 in nürnberg. und schon gar nicht am 24.12.
gegen mittag gab es dann das sauere gansjung, was ich als kind nicht leiden mochte. das waren die gansinnereien. egal, man konnte ja auch ein gänsfettbrot essen.
die eigentliche gans gab es verteilt auf den 25. und 26.
die vorfreude auf die bescherung ließ einen sowieso nicht ans essen denken.
als es nachmittag wurde, sind wir mit den eltern zur kirche gelaufen. wo unser auto war? halt nein, wir sind alles zu fuß gegegangen. ein auto hatten wir noch nicht, aber unsere kinderfüßchen haben das viele laufen auch überstanden.
endlich, es wurde schon langsam dunkel, endlich sollte bescherung sein!
mein vater ging als erster rein ins zimmer und musste nachgucken ob das christkind schon weg war. dann erklang das bimmeln des glöckchens von 1931, das schon meinem vater als kleinkind zur bescherung geläutet wurde. es hatte den krieg überstanden und deshalb hatte es einen ehrenplatz im weihnachtsbaum. naja, genauer gesagt waren es drei gleiche silberne glöckchen.
das war unser signal. die bescherung konnte beginnen.
aus dem radio erklangen leise weihnachtslieder, keine hektik, kein geschrei, eine staade zeit.
wenn ich die augen schließe, bin ich wieder mittendrin, es duftet nach tannennadeln, nach plätzchen und warmem zimtgetränk. die lichter am baum glänzen so wunderschön, obwohl sie nicht echt sind. neinnein, viel zu gefährlich. mein vater hat die elektrische beleuchtung auch schon von seinem vater übernommen.
wir kinder haben wie jedes jahr unseren kaufladen gefüllt bekommen mit allerlei echten naschereien, außerdem saßen da zwei gleiche puppen, ganz wie meine schwester und ich sie uns gewünscht hatten. meine eltern hatten dafür lange gespart, damit sie uns einen herzenswunsch erfüllen können.
kommerz?
den erlebten wir in unserem zweiten teil der kindheit, als wir in eine größere wohnung gezogen waren. das wirtschaftswunder machte auch vor unserer familie nicht halt. es begann eine zeit des totalen überflusses.
wie immer freuten wir kinder uns auf weihnachten, aber alles war nicht mehr so schön wie früher: mehrere puppen, carrera-autobahn, eigener fernseher, plattenspieler, eigenes zimmer, dafür die eltern beide weg zum arbeiten...
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