Erbswurstsuppe habe ich geliebt. Manchmal, wenn genügend Geld da war hat meine Mutter ein hartgekochtes Ei reingeschnippelt.
Waren Pellkartoffeln übrig, aber nicht genug für alle Mann wurden daraus "Schmorkartoffeln" gemacht. Heute würde man sagen, sie werden in eine Bechamelsauce geschnippelt und darin erwärmt. Damals war es eine Mehlschwitze, wenn alles gut lief sogar mit einer Speckschwarte aufgekocht.
Überhhaupt war Mehlschwitze in meiner Kindheit (1964) ein probates Mittel, um erstmal die Mägen voll zu kriegen, damit wurde auch Gemüse angedickt, und Saucen natürlich auch.
Ich habe noch ein handgeschriebenes Kochbuch von meiner Großmutter. Sie kam aus einem ostpreußischen Pfarrhaushaltaushalt mit 12 Kindern, da musste am Sonntag ein ganzes Huhn für 15 Personen genügen (12 Kinder, die Eltern plus ein "Mädchen"), und selbst das war Luxus.
Dennoch beschrieb meine Großmutter ihre Kindheit als sehr vergnüglich, keiner im Umfeld hatte mehr auf dem Tisch, und das gemeinsame Essen hatte immer Vorrang vor dem, was auf dem Teller lag.
Ich erinnere mich auch noch gut an das "Schiebebrot"
Das war eine normal große Brotscheibe, dünnst Schmalz drauf, und ein kleines Eckchen Wurst. Beim Abbeißen hat man dieses Wurstück auf dem Brot mit den Zähnen immer weiter nach hinten geschoben, um dann den letzten Bissen mit der ganzen Wurst genießen zu können. Der köstliche Nachgeschmack wurde bis zum Zähneputzen genossen!
Richtig Hunger geschoben hat damals keiner von uns, auch bei meinen Eltern und Großeltern nicht, insbesondere, weil alles, was das Land hergab, incl. Nüsse, Eckern, Esskastanien, Beeren, neben Obst und Gemüse verarbeitet wurde. Entweder beim Ernten direkt ins helfende Kind gestopft, oder eingekocht, getrocknet, gesäuert, etc. Wir alle lebten allerdings auch eher ländlich. ( Ich denke, nach dem zweiten Weltkrieg in einer Großstadt satt zu werden war schwieriger!)
Meine Mutter hat auch diverse Sparrezepte mit uns durchstehen müssen.
Da gab es das "gewickelte Gackei", dünne Pfannekuchen gebraten (danach stank die ganze Bude), mit selbst eingekochter Marmelade bestrichen.
Auch, was das Sparen bei der Zubereitung anging hatte sie Nachkriegsideen auf uns übertragen:
Reis oder Pellkartoffeln wurden auf dem
HerdMilchreis mit Zucker und Zimt ging für mich als Kind immer, Haferflocken - und Grießbrei sowieso.
Samstags gab es meistens Eintopf, mit allem, was an Resten der Woche übrig geblieben war. Suppenbasis war manchmal ein Knochen, den ein Metzger ihr für kleines Geld überlassen hat. Fleisch war keines drin. Erst später, als es finanziell wieder besser wurde, kam mal ein Stückchen Wurst rein.
War witzig, was sich meine Mutter alles einfallen ließ, wenn der Garten saisonal übergequollen ist. Einmal hat sie sogar Trauben unter den Reis gemischt, um erstens weniger Reis zu brauchen, und damit zweitens die Trauben nicht verderben.
Es fällt mir heute noch schwer an Gärten vorbei zu gehen, wenn Früchte reif sind, und weit und breit keiner da ist, um zu ernten.
Et voila, trotz Sparmaßnahmen, ich lebe noch :D und kann bis heute kein Essen wegwerfen.