Nöööö, da ist überhaupt nix dran peinlich, sich ein Doggy-Bag mitzunehmen. Es würde eher ein bekümmertes Stirnrunzeln beim Wirt / beim Koch hervorrufen, wenn die Augen größer als der Magen gewesen wären und deshalb sein Essen halb-angestochert wieder zurück ginge. Der Koch würde sich nämlich überlegen, was ER falsch gemacht hat und ob es nicht geschmeckt hat. Jeder Magen ist halt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich aufnahmefähig. Egal, wie gut das Futter schmeckt. Doch das weiß der Koch ja nicht, ob man essenstechnisch gerade nicht in Form ist und sucht die Schuld bei sich. Insofern isses eigentlich ein Kompliment für den Koch, wenn man die Reste gerne mitnehmen möchte. Viele Restaurants sind darauf mittlerweile auch bestens mit Einweg-Geschirr vorbereitet. Mir ist es schon öfters passiert, dass die Reste sogar eingeschweißt waren.
Die Gastronomie- und Gaststätten-Verordnung sieht nämlich vor, dass das, was einmal auf dem (Gast-)
Tisch gewesen ist - also die Küche verlassen hat - nicht noch einmal aufgetragen werden darf. Das muss entsorgt werden. Schade drum.
Na gut, dann erzähle ich zur Veranschaulichung mal von meinem letzten Wochenende. Ich besuchte Tauchkameraden in NRW, die mich in einer urigen - zentral gelegenen - Kneipe mit Zimmervermietung untergebracht hatten. Das Frühstück - auf meinem Frühstückstisch aufgebaut - bestand aus: Müsli, Cornflakes, Frischmilch, Kaffee und/oder Tee in der bottom-less-cup (also bis zum abwinken), Orangensaft, Frühstücksei à point, üppiger Brot- und Brötchenkorb, Wurst- und Käseplatte mit Salami, Braten, Schinken (geräuchert und gekocht), diversen Käsesorten und auch noch zweierlei Marmeladen sowie Honig und Butter. Wer das alles alleine aufessen kann, ist wohl eine echte Buffetfräse.
Auf meine Frage, ob ich mir ein Doggy-Bag mitnehmen könnte, da das Frühstück doch sehr reichhaltig sei, bekam ich mit einem freundlichen Hinweis, dass die Tüten unterschiedlich groß wären, umgehend ausreichend Verpackungsmaterial gebracht. Der Wirt war augenscheinlich auch nicht darauf erpicht, gute Lebensmittel wegschmeißen zu müssen, wenn sie nicht verzehrt wurden.
Abends war die Speisekarte in dieser Lokalität auch sehr interessant: Da stand unter anderen leckeren Angeboten auch der Posten "Räuberteller". Kommentar dazu: "Ich esse bei meinen Eltern mit". Angebot: Teller und
BesteckFazit I: Ich denke, dass es auch dem Wirt nicht so ganz recht ist, wenn er Reste auf dem Teller qua Verordnung entsorgen muss. Da packt er sie doch lieber ein und begrüßt seine zufriedenen Gäste immer wieder.
Fazit II: Das ist meines Erachtens eine total antiquierte Einstellung, sich dafür schämen zu wollen, dass man übrig gebliebenes Futter mitnehmen will.
Nachdenkliche Grüßlies,
Egeria
Bearbeitet von Egeria am 17.07.2012 10:08:22