Zitat (CracklinRosie @ 06.06.2016 12:26:24)Bei der oben irgendwo erwähnten Libellen-Brosche hätte mich mal interessiert, was für ein Material es war und wie der Materialwert war. Hat Fabian da tatsächlich drüber geboten oder hätte jede Scheideanstalt mehr für das Teil gezahlt?
wenn ich mich nicht irre, lag die expertise bei höchstens 1400, geboten hatte er 1450. ich fand die brosche auch sehr hübsch. es waren smaragde in 585er gold, dazu diamanten in rosenschliff, wenn das der richtige ausdruck ist. die expertin hatte gesagt, die smaragde seien nicht sehr gut, manche steine seien auch ein wenig beschädigt. das alles mindert natürlich den wert, auch wenn man selbst sehr viel dafür gezahlt hatte. mit der zeit werden dinge nicht immer wertvoller, und nur sehr selten bekommt man mehr, als man selbst dafür geboten hatte. alter, geschichte und exklusivität spielen dabei eine große rolle.
selbstverständlich wollen händler profit machen. das müssen sie, davon leben sie, wie jeder andere händler auch. allein schon der begriff mehrwertsteuer zeigt, wie das funktioniert. es sind etwa 30 - 35 prozent, die jeder händler beim weiterverkauf machen will oder muss, um bestehen zu können, von großkonzernen abgesehen. wie groß ihr gewinn sein wird, ist unterschiedlich, und nicht selten bleiben sie auch auf ihren käufen sitzen, weil sie sich verkalkuliert und den markt nicht richtig eingeschätzt haben.
und auch bei antiquitätenhändlern gibt es gewiss jeden schlag von mensch. vom ganoven, der ramsch bewusst als wertvoll verkauft und somit betrügt, bis zum windigen schlitzohr, das weit unter wert bietet und vielleicht eine notlage ausnutzt. aber auch professionelle, die einen anständigen preis bezahlen. denn wer sich betrogen fühlt oder sogar weiß, dass er betrogen wurde, kommt nicht wieder, wenn er nicht muss.
in der schwiegerfamilie meines mannes gibt es viel kunst. manches sollte verkauft werden, unter anderem auch gemälde. und mehrere male traf man auf händler, die mit großem bedauern sagten, was für wunderschöne stücke man da habe, die beim verkauf eine gewisse summe wert seien, aber dass man selbst das leider nicht zahlen könne, weil die eigenen finanzen das nicht hergaben, oder weil sie befürchteten, dass keiner ihrer eigenen kunden es kaufen würde und man dann auf gebundenem kapital sitzen bliebe.
in manchen fällen wollen die besitzer einfach nur verkaufen und akzepieren dafür auch weitaus weniger geld, als der gegenstand wert ist. es geht schnell, das geld gibt es sofort, man hat mehr platz, vielleicht ist dann nun endlich etwas aus dem haus, was man noch niemals mochte oder womit man schlechte erinnerungen verknüpfte, und das geld ermöglicht etwas, was einem viel wichtiger ist als die hoffnung auf einen höheren erlös. dafür müsste man es wieder einpacken, zum nächsten händler bringen und wieder zweit und vielleicht auch fahrtkosten dafür aufwenden.
und es empfiehlt sich immer, sich nicht allzu interessiert zu geben, weder als händler noch als potentieller käufer. ich liebe trödelmärkte. ich schreie gewiss nicht vor begeisterung, wenn ich ein schönes oder seltenes stück entdeckt habe und kein preis darauf steht, wie sehr ich es doch haben möchte. das würde den preis sofort in die höhe treiben. wer würde denn allen ernstes das scheußliche gemälde, das bei opa im keller hing, für zwei euro verkaufen, wenn er wüsste, dass das ein verloren gegangener renoir ist?
ich habe immer eine gute geschichte parat, weswegen ich etwas auf dem trödelmarkt haben will, und niemals ist es not oder überbordende begeisterung, und gewiss nicht erzähle ich händlern, dass nur noch dieses eine stück in meiner sammlung fehlt, um sie komplett zu machen. bei mir sind es die "kleinigkeiten nebenbei", die ich dann jemandem mitbringen will, oder ich finde, das kleidungsstück reicht, damit meine kinder damit im dreck spielen können. bei mir hört es jedoch auf, wenn ich jemanden eindeutig über den tisch ziehen würde. das gehört sich nicht.
händler sollten nicht unter wert verkaufen, wenn sie im geschäft bleiben wollen und ein wenig ahnung haben. andererseits müssen auch sie rechnungen bezahlen, und verkaufte ware bringt sofort bargeld. jeder händler weiß: der euro, den du heute hast, ist besser als der euro, den du morgen hast. woraus sich dann auch erklärt, weswegen manche händler skonto gewähren. große unternehmen und ketten haben das selten nötig, gehen aber trotzdem öfter darauf ein.
ich fände es jedoch auch sinnvoll, wenn man wüsste, wer ahnung und erfahrung hat und wie sie erworben wurde. gibt es zertifikate, kurse, ausbildungen? soweit ich weiß, braucht man auch keine ausbildung zum immobilienmakler. man darf seine eigene imbissbude aufmachen, wenn man die gesetzlichen auflagen erfüllt und die hygienbelehrung mitmacht. das dauert nicht länger als ein paar stunden. allerdings kann man erfahrung und intuition oft nicht begründen, und das ist oftmals mehr wert als ein stückchen papier mit nachweisen.