Psychische Erkrankungen: Reaktionen der anderen?

Wenn man eine Psychische Erkrankung hat, hat man es immer schwer von anderen Ernst genommen zu werden. Wie heißt es doch: "Wer ein gebrochenes Bein hat, bekommt Mitleid. Wer Psychisch Krank ist, muss sich rechtfertigen." Man sieht es eben meist nicht von außen, vor allem wenn man nicht so genau hinschaut.

Wie oft hört man dann ein: "stell dich nicht so an gehört"?
Ich denke jeder kennt diese Sprüche. Oft sind sie ja nicht nur von "Gesunden", sondern auch von denen die selbst etwas haben. Es wird einfach oft vergessen, "das jeder sein eigenes Ende der Welt erlebt". Was für den einen eine Kleinigkeit ist, ist für andere schon ein Weltuntergang. Wie geht man mit sowas um?

Bei mir ist es mit der Zeit immer mehr zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus gegangen. Natürlich zieht es einen manchmal noch runter.
Ich hab da so jemanden in der Familie. Nach seinen Worten sind Depressionen, Ängste einfach nur falsche Denkweisen, die man locker wieder los wird. Schön wärs. smile.gif oder? Natürlich hat es viel damit zutun an sich selbst zu arbeiten, aber so einfach kann man das auch nicht sagen.

Nun weiter zu ihm. Er ist noch jung, vor 2 oder 3 Jahren hat er wie viele Jugendliche sein Leben dahin geschludert. Jetzt ist er in der Ausbildung und wenn es ums Thema arbeiten geht ist es ganz schlimm. Alle die nicht arbeiten sind quasi faul und alle die die sich nicht genug rein hängen auch. Ich hab früher auch immer gedacht, du wirst niemals nicht arbeiten. Das war bevor plötzlich von einen auf den anderen Tag alles anders war. Wenn ich es schaffe zu arbeiten, dann war ich bei einer Teilzeitstelle nach 20 Stunden mehr als fertig. Ich versuche es immer wieder, aber ich bin schon ohne arbeit mehr als überfordert mit den Leben. Wenn man ständig Druck von außen kommt fühle ich mich noch schlechter als besser.

Wie geht ihr damit um? Wenn andere so einen Druck machen, obwohl ihr schon so am Ende eurer Kräfte seit und es einfach nicht geht? Gerade wenn es von den Eltern, dem Partner oder den Geschwistern kommt?
Zitat (MelaW, 25.01.2019)
... "Wer ein gebrochenes Bein hat, bekommt Mitleid. Wer Psychisch Krank ist, muss sich rechtfertigen." ...

... und der Drogensüchtige ist der ungepflegte Junkie und der Alkoholkranke ist der Penner auf der Parkbank mit der Weinbrandpulle in der Manteltasche ...

Es geht doch nichts über ein paar handfeste Vorurteile und ein profundes Halbwissen whistling.gif

Erstmal willkommen bei den Muttis @MelaW.

Wie Du schon geschrieben hast, ist das Eine sichtbar und das Andere nicht. Das Eine kann man handwerklich behandeln und das Andere braucht einen anderen Spezialisten. Nämlich den Psychologen. Aber Krankheitsbefunde sind beide und genauso ernst zu nehmen. Eine psychische Erkrankung gehört in die Hände eines Fachmanns oder einer Fachfrau.

Wir sind hier in einem Haushaltsforum. Alles was ich für Dich tun kann, ist, Dich jetzt erstmal herzlich zu drücken console.gif

Gehe zu Deinem Hausarzt und lasse Dich zum Psychologen überweisen. Der kann Dir wirklich helfen, wenn Du ihn lässt. Und Du kannst lernen, den Druck, den Dir die bucklige Verwandtschaft nach Deiner Ansicht macht, auf ein Blatt zu setzen, das auf einem Bachlauf an Dir vorbeizieht ...

Grüßle und alls Gute,

Egeria
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@Egeria: wenn du dir alle Beiträge von MelaW durchgelesen hättest, wäre klar, sie ist bereits in Behandlung (zumindest lese ich es daraus).



@MelaW: ich bin zwar nicht selbst Betroffene, aber Angehörige. Und ich kann es nur aus meiner Sicht schildern:

Ja, anfangs habe ich auch gedacht "warum reißt sich derjenige nicht am Riemen und macht dies oder das", ich musste erst lernen (und verinnerlichen - ganz wichtig!), dass es eben oft einfach nicht geht. Dass der Mensch, der nach außen so normal aussieht, innen eben anders tickt. Und selbst heute, nach zig Jahren, fällt es mir manchmal noch schwer, nicht einfach zu sagen "nun reiß dich zusammen". Nein, es geht nicht um zusammenreißen ... es geht einfach in diesem Moment gar nicht.

Ich würde eventuell mal versuchen, einen Termin bei deinem Psychotherapeut zu bekommen, zusammen mit den Angehörigen. Denn - so meine Erfahrung - es hilft ungemein, wenn man von Fachleuten mal erklärt bekommt, wie ein psychisch kranker Mensch innerlich tickt. Wenn man Fragen stellen kann, wie damit umzugehen ist (in Watte packen oder trotzdem ab und an einen A-tritt geben zum Beispiel), wie man selbst auch für sich damit umzugehen hat. Denn auch für Angehörige ist es nicht leicht, das auszuhalten, nicht vor eine Wand zu laufen oder daran zu zerbrechen oder sich selbst aufzureiben, wenn ein geliebter Mensch so leidet.

Oder - wenn Du das kannst - suche selbst das Gespräch mit demjeningen, erkläre dass es eben nichts mit "Arschbacken zusammenkneifen" zu tun hat. Erkläre ihm, wie es dir mit dem Druck geht, den er verursacht. Dass es eben nicht hilfreich ist, sondern eher alles verschlimmert. Vielleicht hast Du auch Literatur, die du ihm geben kannst, die gut erklärt, wie es dir geht?

Ich wünsche dir viel Erfolg, dass du bei ihm Verständniss für deine Situation wecken kannst - und für dich, dass du es schaffst, dir weniger Druck von außen machen zu lassen. Denk nicht immer drüber nach "was denken die bloß von mir" ... vielleicht denken sie auch gar nicht ;-)
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