Augenblicke: honeysüß bis beinhart

Tschuldigung, aber ich will auch mal mitspielen (IMG:https://666kb.com/i/agvgbn9ghwthkp7en.gif)

:pfeifen:
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Zitat (Lion @ 22.08.2006 15:56:51)
Tschuldigung, aber ich will auch mal mitspielen (IMG:https://666kb.com/i/agvgbn9ghwthkp7en.gif)

:pfeifen:

Tja Löwchen, gerne. ;)

Aber Charly steht beleidigt in der Ecke.
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Zitat (stone45 @ 22.08.2006 16:17:09)
Zitat (Lion @ 22.08.2006 15:56:51)
Tschuldigung, aber ich will auch mal mitspielen  (IMG:https://666kb.com/i/agvgbn9ghwthkp7en.gif)

:pfeifen:

Tja Löwchen, gerne. ;)

Aber Charly steht beleidigt in der Ecke.

:blumen:
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..... Holla die Waldfee..... jetzt bin ich aber wach.....habt euch lieb sonst will ich mithauen.....

..... ääääähhh Blümchen ????
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Ich glaube an das Licht - auch in dunkelster Nacht.
Ich glaube an das Gute - auch in böser Zeit.
Ich glaube an die Freude - auch mitten im Leid.
Ich glaube an die Vergebung - auch bei schwerster Schuld.
Ich glaube an das Leben - auch noch im Tod.
Ich glaube an die Liebe - auch wenn die Welt voller Hass.

Verfasser unbekannt

Reicht das jetzt????
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Ein Seelenstand

Langsam schlenderte er, ganz langsam. Beinahe langweilig. Schritt um Schritt querauswerfend, links, rechts, und wieder rechts. Und um die Ecke, und wieder zurück. Ganz langsam.

Wie gesagt: beinahe langweilig.

Die Maximilianstraße hinauf, und wieder zum Hofgartentor. Und wieder, und dann zurück, und wieder zurück. - Aber endlich, vor dem Tor, die Schritte zusammenwerfend, querein, hielt er an, sah hinauf und hinunter, hinunter und hinauf, und wieder, lange. Und dann streckte er sich und gähnte.

Gähnte.

Gähnte schwelgend, langausarbeitend, mit Behagen, beinahe.

Und da kam etwas Reinigendes, Zufriedenstellendes. Erst nur wie Ungeduld, und so unbestimmt.

Aber doch etwas.

Etwas wie Ärger, daß er mit plötzlichem Antrieb die Halbschuhe scheuern ließ, rasch und rascher, wieder queraus.

Aber dann blieb er dennoch stehen. Denn jetzt wußte er es immer deutlicher.

Das heißt: es wollte kommen. Es keimte herauf, mit ersten weißgrünen Hoffnungsspitzen, durch die schweren Schollen seiner Empfindung, zerbröckelnd, siegreich. Es war ein Wunsch, ja. Ein Verlangen, beinahe.

Und da war es wieder, wahrhaftig!

Und wuchs immer höher.

Höher.

Leider. Denn es war ihm noch nicht klar.

Und doch war es etwas. Und schon da, beängstigend, beinahe.

Und er wußte noch immer nichts.

Nichts, ganz unzweifelhaft.

Und es sollte doch sein! Er sollte ja doch ringen darnach, ehrlich, lebhaft, beinahe.

Das wußte er, freillch. Nun ja. Und endlich mußte es doch klar werden. Dennoch.

Es kam ja nur auf ihn an. Er brauchte ja nur zu warten. Und er wartete ja bereits, ohnedies.

Sonst konnte es nicht kommen. Woher denn sonst? Vielleicht redete er es sich eben nur ein, das Ganze. Vielleicht nur vom Gähnen. Es war so unvermutet gekommen. Eine Störung, Medizinisches, Zirkulation, oder dergleichen.

Oder Liebe? Eine Kokotte?

Nein. Er mußte lächeln. Die Lederwangen zurück, schlaff, quappelig, runzelnd, wie die Hautringe einer Griessuppe, und die Zähne vor, grellweiß ans Tageslicht. Eingesetzt, natürlich. Schon lange.

Oder Hunger, vielleicht?

Er lächelte wieder, lachte, beinahe. Davon kam er ja. Er konnte sich erinnern. Der Kellner, und füuf Mark hatte es gemacht. Ein Knopf war abgesprungen, von dem Frack, ganz oben, und er hatte ihn aufgezogen, zum Nachtisch, unbarmherzig, und kein Trinkgeld o bendrein.

Das wußte er also doch. Und genau.

Aber was? Es blieb doch seltsam.

Hin und her, bohrend, ohne Beschwichtigung, wie Geburtswehen, beinahe, und immer seltsamer.

Als sollte etwas Ganzes dabei herauskommen - ganz etwas Ganzes.

Wenn er nur einmal das Gefühl hatte, auf der Zunge, namentlich, dann konnte es ja wohl herauskommen. Denn dann kam wohl auch schon der Begriff.

Auf der Zunge, ja. Das Gefühl, und auf der Zunge mußte es kommen. Auf weichen, träumerisch himmelblauen Fittichen der Erfüllung. So mußte es kommen, wahrhaftig!

Experimentieren, also.

Und er durchschmeckte, durchspürte, durchstöberte, durchstocherte, durchschnupperte sich, selber sich selbst, peinlichst, ob er nichts entdeckte, in tausend qualvollen Reizungen, mit hochgezwungenen Brauen, vorgedrücktem Rückgrat und eingekniffenen Hüften, gekrampft, beinahe.

Aber da kam es, allmählich.

Allmählich.

Aber sicher.

Beseligend.

Erlösend.

Berauschend, wie feiner Duft.

Nein - die Zunge!

Die Zunge mußte er festhalten. Nur keine Zersplitterung, jetzt.

Zwar, allerdings, es schien etwas wie Geruch dabei, neben dem Geschmack.

Aber festhalten, und standhaft! Die Zunge! nur die Zunge.

Und er klemmte sie zwischen die falschen Zähne, daß sie festlag, leiszitternd, in keuchender Erwartung, mit ahnenden Poren und gereckten, tastenden Wärzchen.

Wenn er nur die Spur nicht verlor!

Wenn er nur nicht ermüdete, wenigstens!

Da!

Der Lohn, der Sieg! Immer deutlicher.

Der Form nach walzig, heranrollend, näher und näher - braun, schmutzigbraun, lechzend, verzückt, ermattet, verröchelnd, verstöhnend, mit einem Stich ins Aschgraue, aber nur ganz leise.

Aber waren das nicht die Augen? Die Zunge? Ja so. Also.

Und er schloß die Lider, schwer herab, wie lackierte und verschwollene Jalousieen, aber kräftig, mit Entschluß. Die Zunge! Nur die Zunge.

Das war es.

Und da kam es, von der anderen Seite.

Von der richtigen.

Auf der Zunge, ganz nur. Untadelhaft.

Typisch, beinahe.

Tropenarom, kraftbrezelnd, und doch knospenhaft zärtlich und mild wie ein junger Kuß ...

Manila!

Ja.

Da warf er die Lider zurück, gierheulend wie ein hungriges Raubtier, endlich über der Beute, und stürzte den Blick herum, und erhaschte ein Ladenfenster, und riß die Tür' auf, schmetternd, und durchwühlte den Vorrat mit bebenden Fingern, und, abgeschnitten , angebrannt, hinaus und fort, saugend, jauchzend, pustend, in kurzen, wilden Bissen, gehässig, beinahe. Und immerfort. Ja, das war es.

Und nicht einmal bezahlt, nämlich!

Vergessen, in der Eile. Gleichviel.

Aber das war es.

(von einem guten Schüler Hermann Bahrs)
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Zitat (SILENCE @ 22.08.2006 19:45:56)
..... Holla die Waldfee..... jetzt bin ich aber wach.....habt euch lieb sonst will ich mithauen.....

..... ääääähhh Blümchen ????

Weißt du, Waldfee:
Mir würds ja schon reichen, wenn sie mich in Ruhe läßt.
Sie muß mich gar nicht lieb haben! :blumen:
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@ yolanda
Der Beginn war verheißungsvoll.
Das Finale fand ich überdehnt.

PS: Bist du Lehrerin?
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Zitat (carlos @ 25.08.2006 23:51:23)
@ yolanda
Der Beginn war verheißungsvoll.
Das Finale fand ich überdehnt.

PS: Bist du Lehrerin?

Am Anfang ganz leise, ganz langsam und dann dreht es sich immer schneller.....

der Beginn gefällt mir auch besser :D

YO

P.S.: Vor keiner Klasse - aber zuletzt im pädagogischen-pflegerischem Bereich gelandet

Bearbeitet von yolanda am 26.08.2006 00:02:52
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@ yolanda
Danke.
für die flotte und ehrliche Antwort! :blumen:
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...das paßt bestimmt hierher:

Appassionato

Du hast durch Deinen Kuß
Mein stromvoll Blut geweckt
Und mein Gesicht warm aufgehoben aus dem Tag,
Daß mich nun uferlose große nacht umspült,
Herwehend Glanz und Taumel.
Ein wiegend Zittern schwillt in meiner Füße Wurzeln,
Einströmen lassend Erde und Getön,
Und springt aus meiner Kniee Schreiten in die Brust
Zu meerbewegter Melodie,
Darin mein Herz , die Orgel rauscht.
Nun sich im Takte meine Sohlen heben
Und grenzenlos beseeltes Schweben
Die Glieder übergießt:
Hab ich die Arme aufgehoben,
Den Blick in Himmeldunkelblau zerstoben
Und fühl, wie meiner aufgelockten Haare schopf
Die nachtbemalten Wolken streift,
Sternenblütenkranz die Stirn umgreift,
Und tanze, tanze zu Dir hin !
Denn meiner segelwilden Sehnsucht Schauer,
All meine Einsamkeiten Trauer,
Mein hin und her durchflutet Sein,
Und nun des sel`gen Leibes neue Lust:
Stürmt fort und fort an Deine Brust,
Will nur in Dir geborgen sein!

(Gerrit Engelke 1890-1918)
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@ yolanda
Für die Zeit damals nicht ganz untypisch.
Aus heutiger Sicht: zu schwulstig. :blumen:
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Zitat (carlos @ 26.08.2006 00:59:55)
@ yolanda
Für die Zeit damals nicht ganz untypisch.
Aus heutiger Sicht: zu schwulstig. :blumen:

doch nicht schwulstig ;)

.....ist vielleicht mit meinem "freien" Abend zu erklären :pfeifen:

YO
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Vielleicht.
Dennoch - aus heutiger Sicht - zu barockesk.

Bearbeitet von carlos am 26.08.2006 01:16:23
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Heute gab es einen Augenblick....

der war Wahnsinn....

unvergesslich....

etwas ganz besonderes...

Und ich freue mich - unendlich...
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Zitat (Gitta1 @ 26.08.2006 02:14:09)
Heute gab es einen Augenblick....

der war Wahnsinn....

unvergesslich....

etwas ganz besonderes...

Und ich freue mich - unendlich...

.... ich wünsche dir jeden Tag solche Augenblicke

.... wahnsinnig zu lachen bringende

.... unvergesslich schöne

.... ganz besonders liebevolle
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Engel
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schreien,
sie sind alt oder jung oder häßlich oder schön oder gross oder klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weisses Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt Dir die Hand,
oder er wohnt neben Dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungerndem hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht
und er hört, wenn Du uhn Rufst in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein!
der Engel.
Gross wie ein Pfahl und hart wie ein Stein-
es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

(R.O.Wierner)
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Schreib auf des Teufels Hörn: guter Engel, und viele glauben's
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Zitat (Nellle @ 27.08.2006 22:36:05)
Schreib auf des Teufels Hörn: guter Engel, und viele glauben's

Leider ist der Spruch in diesem schwülstigen thread Wirklichkeit.
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Zitat (stone45 @ 27.08.2006 22:42:11)
Zitat (Nellle @ 27.08.2006 22:36:05)
Schreib auf des Teufels Hörn: guter Engel, und viele glauben's

Leider ist der Spruch in diesem schwülstigen thread Wirklichkeit.

rofl rofl Jepp
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Ihr müsst dieses schwülstige Thread ja nicht lesen, es zwingt euch keiner dazu.

Leuchtfeuer grüßt :blumen:
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leider "schwült" es ja mittlerweile in mehreren Threads, so das es nicht mehr zu übersehen ist.
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Einen schwülstigen Thread könnte man glatt übersehen . Da mittlerweile das Forum aus den Nähten platzt durch mehrere eröffnete schwülstige Threads , stellt sich da ein Problem . Ist fast Sektengleich :wacko:

Soll keine Beleidigung sein aber so liest es sich ....Sorry :)
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.... mit den Engeln ist es so wie mit den Träumen...
wer an sie glaubt lebt glücklich....wer nicht an sie glaub lebt...
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Zitat (Nellle @ 28.08.2006 14:57:53)
Einen schwülstigen Thread könnte man glatt übersehen . Da mittlerweile das Forum aus den Nähten platzt durch mehrere eröffnete schwülstige Threads , stellt sich da ein Problem . Ist fast Sektengleich :wacko:

Soll keine Beleidigung sein aber so liest es sich ....Sorry :)

Nellie könnte es nicht damit zusammenhängen das sich sehr viele Menschen in dieser kalten hektischen von Katastrophenmeldungen bestimmten Zeit wieder nach ein bißchen Wärme und Geborgenheit, ja behütet werden sehnen.
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Sei gegrüßt Carlos :wub:
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Zitat (omi @ 28.08.2006 22:07:06)
Zitat (Nellle @ 28.08.2006 14:57:53)
Einen schwülstigen Thread könnte man glatt übersehen . Da mittlerweile das Forum aus den Nähten platzt durch mehrere eröffnete schwülstige Threads , stellt sich da ein Problem . Ist fast Sektengleich  :wacko:

Soll keine Beleidigung sein aber so liest es sich ....Sorry :)

Nellie könnte es nicht damit zusammenhängen das sich sehr viele Menschen in dieser kalten hektischen von Katastrophenmeldungen bestimmten Zeit wieder nach ein bißchen Wärme und Geborgenheit, ja behütet werden sehnen.

Ich denke, damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.....
:blumen:
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Zitat (Leuchtfeuer @ 28.08.2006 13:50:08)
Ihr müsst dieses schwülstige Thread ja nicht lesen, es zwingt euch keiner dazu.

Leuchtfeuer grüßt :blumen:

.... nicht ärgern.... sie verstehen nicht....sie würden gerne....
doch sie sind noch nicht so weit...sei nachsichtig....
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Zitat (omi @ 28.08.2006 22:08:22)
Sei gegrüßt Carlos  :wub:

Liebe Omi,
sei du auch gegrüßt. Ganz herzlich! :wub:
Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast.
Und hilfreich von dir, dass du die richtigen Fragen stellst.

MarkOsten wird wohl recht haben.
Silence auch: Sie verstehen noch nicht.
Wir müssen nachsichtig bleiben. Die Hoffnung, weißt du?!

Bearbeitet von carlos am 28.08.2006 22:20:46
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Diese Augenblicke sind wirklich etwas ganz besonderes!!

Mir passierte es des öfteren,das ich Menschen treffe,wo ich das Gefühl habe sie zu kennen!!
Vor nicht allzu langer zeit,beim einkaufen traf ich ein kleines süsses Mädchen,ca.eineinhalb - zwei jahre,Sie fixierte mich von hinten.Mir lief es ganz angenehm über den rücken.Als ich mich umdrehte,schaute ich in zwei augen,die mir,so schien es irgendwie vertraut vorkommten.Sie lächelte mich an so als würde sie sagen wollen "hi,wir kennen uns doch".Ihr mutter sagte mir,sie hätte das beobachtet und sich sehr gewundert,da ihre kleine eher scheu und zurückgezogen sei,fremden gegenüber!!!!War ein tolles Erlebnis!!

Leider beachten viele menschen diese momente gar nicht,oder messen ihnen keinerlei bedeutung zu! :(

L.G.:blumenelfe :blumen:
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Es war einmal Engel, der nichts davon wusste.

Er fristete ein schlichtes, normales Dasein, freute sich am Leben und dessen oftmals merkwürdiger Blüten, die es manchmal trieb. Sein gewählter Lebensweg war einfach: Der Weg war das Ziel. Und er nahm sich alle Zeit, die er für die jeweiligen Strecken brauchte; nahm sich die Zeit, an einem Blümchen am Wegesrand zu schnuppern, das erste Grün der Laubbäume im schattigen Tal zu bewundern, den Sonnenstrahl, der seine Nase kitzelte, zu genießen. Er haschte mit der Zunge Schneeflocken, die vom Himmel wie kleine, weiße Wattewölkchen zur Erde schwebten, sprang in große Pfützen, sog die kühle, klare Nachtluft ein, flog im Geiste zu den Sternen und beobachtete die kleinen Atemwölkchen, die im kühlen Dunkel gen Himmel stiegen.

Manchmal wunderte er sich über die Menschen, die seinen Weg kreuzten und für all das Schöne auf dieser Welt keinen Sinn zu haben schienen. Sie hasteten an ihm vorbei oder schauten träge und teilnahmslos drein.

Er traf auch auf Menschen, die mit ihm gemeinsam Rast am Wegesrand hielten. Oftmals waren sie sehr traurig. Doch als sie ihn, strahlend und hell, mit einem aufmunterndem Lächeln im Gesicht sahen, fassten sich einige von ihnen ein Herz und sprachen ihn an. "Was ist die Quelle deines Lachens? Woher kommt die Energie, die dich zum Strahlen bringt?", fragten sie. Der Engel lachte. "Ich lebe.", sagte er.

Und die Menschen beschlossen, fortan auch zu leben. Doch alleine konnten sie es nicht. Und sie dachten bei sich: "Wenn das Schicksal mir einen Engel schickt, so muss ich ihn halten, um glücklich zu werden." Und weil der Engel gerne half, brachte er es nicht über sich, seinen Weg allein weiterzugehen und die Menschen zurückzulassen. Er lud sie also ein, ihn zu begleiten, und die Menschen folgten ihm gern.

Sie folgten ihm sehr lange. Manche hatten es eilig; und sie schleiften ihn hinter sich her. Andere wiederum konnten nicht so schnell laufen; und sie hingen sich an ihn, so dass er sie mit sich zog. Das eine wie das andere kostete ihn viel Kraft, so dass er sich eine Pause erbat. Da sagten die Hastigen: "Bevorzugst du denn die Lahmen, dass du uns hinderst, weiterzugehen - nur, damit sie aufholen können?" Der Engel erwiderte verunsichert: "Ich bevorzuge niemanden und will auch niemanden hindern, aber ich brauche mein eigenes Tempo und erbat die Pause für mich!". Doch die Hastigen glaubten ihm nicht. Der Engel, um sie zu überzeugen, setzte seinen Weg fort. Da sagten die Lahmen: "Machst du uns nur glauben, dir läge etwas an uns, indem du kurze Pausen einlegst, damit wir nachkommen, um uns sogleich wieder zu entwischen?" Der Engel erwiderte ungläubig: "Ich gebe nichts vor und will niemandem entwischen, aber ich brauche ein eigenes Tempo und Pausen für mich!", doch in den Augen der Lahmen las der Engel Enttäuschung.

Und so setzte er seinen Weg fort, umgeben von Hastigen und Lahmen, gefangen zwischen Eile und Stillstand; bemüht, das Gleichgewicht zwischen denen, die eilen, und denen, die weilen, zu wahren. Er schaute nicht mehr auf den Weg, registrierte weder Blumen noch Wald, weder Tag noch Nacht, und die Jahreszeiten verschmolzen zu einem endlosen Gemisch aus Wettergegebenheiten. Einzig die vor und die hinter ihm hatte er im Sinn; und die Absicht, keinen zu enttäuschen, brachte sein Strahlen letztendlich zum Erlöschen, und sein Lachen verstummte.

Als die Hastigen rasteten, suchten sie nach dem Engel, doch sie fanden ihn nicht. Als die Lahmen aufrückten, suchten sie ihn, doch auch sie fanden ihn nicht - doch er war mitten unter ihnen. Seine Stimme, einst glockenhell und kraftvoll, ertönte, nun brüchig und leise: "Ich brauche eine Pause!" Doch sie hörten ihn nicht. Die Menschen stritten untereinander. "Er hat uns alle verlassen, weil ihr ihm zu langsam seid!", riefen die Hastigen wütend. "Er hat einen anderen Weg genommen, als den, den ihr in eurer Raserei vorgegeben habt!", riefen zornig die Lahmen. Der Engel erhob sich verzweifelt und mit letzter Kraft, um den Streit zu schlichten. Aber sie sahen ihn nicht.

Und doch - gerade, als die Menschen aus beiden Lagern aufeinander losgehen wollten - erkannte ihn einer der Lahmen und zeigte auf ihn. Alle Gesichter wandten sich ihm zu. Aus den Augen des Engels war jeder Glanz gewichen, und dunkle Schatten lagen auf seinem Gesicht. Seine einst weiße Reisekleidung war nun schmutzig und grau. Seine hellen Haare hatten sich ins Dunkle verfärbt, und statt aufrecht und stolz stand er nun gebückt vor denen, die ihn einst liebten und deren Liebe sein Strahlen zum Opfer gefallen war. "Er hat sich als einer von uns getarnt, er will sich uns entziehen!", tönte es empört von den Lahmen. "Er strotzt vor Egoismus, er verdient unsere Liebe nicht!" schallte es aus den Reihen der Hastigen. "So jemanden brauchen wir nicht!", waren sich alle einig. Sie stoben in alle Himmelsrichtungen davon, in ihrer Eitelkeit verletzt und von ihrem Stolz geblendet.

Der Engel aber blieb allein zurück. Müde vom Sein schlief er lange, lange Zeit an dem Ort, an dem er verlassen wurde, und wünschte sich, nicht mehr aufwachen zu müssen. Der Weg, den er vor sich sah, wenn er mit den Augen blinzelte, war endlos lang, und er fühlte keine Kraft mehr in sich, auch nur ein Stück weit zu kriechen. Und so blieb er und schlief.

Bis er eines Tages spürte, wie ein Sonnenstrahl seine Nase kitzelte. Er fühlte ein köstliches Kribbeln in sich aufsteigen und nieste herzhaft. Er streckte und dehnte sich ausgiebig und betrachtete sein Umfeld. Ein Spatz, der vor ihm im Staub des Weges ein Bad nahm, brachte ihn zum Lachen, und er fühlte neues Leben in sich aufsteigen. Er wusch sich im am Wegesrand entlang fließenden, klaren Bach, und war bereit, seinen Weg weiterzugehen. Doch hatte er gelernt. Seine Kleider ließ er schmutzig und grau, und auch das Haar verlor seine dunkle Färbung nicht. Er verbarg sein Lachen hinter einem Schleier von Nachdenklichkeit und schritt davon, dem Leben entgegen.

Rast hielt er nur, wenn er sich allein wähnte. Und wenn sich ein Mensch zu ihm gesellte, brach er alsbald auf, um ein Gespräch zu vermeiden, und setzte seinen Weg fort. Menschen eilten vorbei und ihm entgegen, doch die meisten nahmen ihn nicht zur Kenntnis oder wollten es nicht, denn seine Kleidung war schmutzig und grau. Manche Menschen aber sahen ihn an, und ihre Blicke folgten ihm verwundert. Es war ihnen, als ob sie ihn kannten; der Engel aber lächelte still und ging unbeirrt weiter seines Weges. Und er dachte bei sich: "Wie gut, dass ich kein Engel bin! So kann ich für mich leben und glücklich sein, muss niemanden enttäuschen, und die Erwartung der anderen stutzt mir nicht die Flügel."

Bearbeitet von Minikeks am 08.10.2006 00:04:58
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Nun, minikeks, (IMG:https://www.feebleminds-gifs.com/smiley-faces20.gif)

Deine wunderbare Geschichte läßt einen schon sehr nachdenklich stimmen. :(
Hoffentlich lesen es auch recht Viele hier und hinterlassen dazu mal so ihre Gedanken.

LG biohl (IMG:https://img52.exs.cx/img52/2236/lovebirds3ed.gif)

Bearbeitet von biohl am 08.10.2006 23:52:16
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Eine sehr sehr schöne Geschichte. Einfach schön und trotzdem sooo traurig! :heul:

Wenn man mal darüber nachdenkt geht es einem vielleicht genauso und man hat schon manche Engel einfach "übersehen"!
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Danke. :)

Ja, die Geschichte ist etwas traurig. Und ja, sie erzählt auch vom "Übersehen"; aber nicht nur vom Übersehen von potenziellen Engeln, die uns im Alltag begegnen, sondern auch davon, dass viele Menschen einfach das Leben selbst übersehen zu scheinen, indem sie (vermeintlich) selbst gesteckten Zielen und Idealen nachjagen.

Und die Geschichte berichtet auch von der Neigung des Menschen, Dinge, die ihnen gefallen und die ihnen guttun, festhalten und restlos vereinnahmen zu wollen, statt sie zu teilen oder sich einfach nur an einer Begegnung zu freuen - ohne zu bemerken, dass sie mit dieser Eigenschaft Neid und Eifersucht, Hass und Wut, Blindheit und Unglück einen Platz in ihrem Leben schaffen.
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Sehr schöne geschichte die zum nachdenken anregt.
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