Ich halte von der Super Nanny gar nichts, aus folgenden Gründen...
BTW: ich glaube, ich habe hier eh schonmal gepostet..
Also die Gründe:
Ich halte es unverantwortlich und mies, Familienprobleme als Fernsehformat zu missbrauchen. Die Familien und gerade die Kinder brauchen mehr als nen Fernsehteam auf Schritt und Tritt. Besonders erschreckt mich dabei, daß die Super-Nanny als studierte Pädagogin dies eigentlich wissen sollte und als verantwortungsvolle Pädagogin solch ein "Gaffer-Format" auch ablehnen sollte.
Dann sind die "Erziehungstipps" die sie gibt unter aller Sau und hat mit Pädagogik nichts zu tun. Das ist reine Psychologie, also Konditionierung und somit Dressur. Das mag für Psychologen interessant klingen aber bei einem Pädagogen sollten sich da alle
Haare sträuben.
Ich halte zum Beispiel die "stille Treppe" für grausam. Denn was vermittelt sie? Sie schließt die Kinder, auch wenn es nur für 5 Minuten ist, aus der Familie aus. Es vermittelt, "Du gehörst jetzt da hin, nicht mehr zu uns" Auch wenn dieser "stille Ort" in Sichtnähe ist....Es ist bescheuert. Es ist wie bei einem
Hund, der was ausgefressen hat: "Ab Hasso, pfui, ab in dein Körbchen!" Ja, sowas funktioniert bei Hunden....
Natürlich werden jetzt einige sagen; "Es funktioniert aber, die Kinder sind danach brav und hören"
Das stimmt, sie werden dadurch hörig.
Das ganze Problem was die Pädagogik mit sich bringt, ist folgendes. Was habe ich für ein Bild vom Kinde, als was sehe ich mein Kind, was will ich von und für mein Kind, jetzt und später?
Was mir immer wieder bei der Super-Nanny, bzw bei den Familien auffällt;
Die Eltern sehen ihr Kind nicht als selbstständige Persönlichkeit. Als eine Persönlichkeit mit einer ganz eigenen Welt. Eine Welt, die Erwachsene gar nicht verstehen können. Sie sehen ihre Kinder vielmehr als kleine unfertige Erwachsene, die möglichst schnell sich in die Erwachsenenwelt fügen müssen. Ja, die Kinder müssen so funktionieren, daß es den Erwachsenen passt.
Wenn ich so ein Bild vom Kinde habe, dann sind die
Rezepte der Super-Nanny natürlich goldwert.
Aber will ich das? Will ich ein Kind, das immer erwachsenengerecht funktionieren soll?
Natürlich müssen Kinder erst ihre Grenzen austesten, sie müssen verstehen, warum es Dinge gibt, die nicht erlaubt sind...
Erwachsene sollten sich mal in die Welt von Kindern versetzen. Dazu empfehle ich mal von Alison Gopnik "Forschergeist in Windeln" Auch wenn ich persönlich mit so populärwissenschaftlichen Werken nicht viel anfangen kann, kann man dort viel interessantes über die Erfahrungswelt der Kinder lernen.
Meine Eltern haben mich glaube nie bewußt erzogen. Aber sie haben eines gemacht. Sie haben mich bedingungslos am Familienleben teilnehmen lassen. Ich konnte mich frei entfalten und wußte immer, daß ich jederzeit willkommen war. Auch wenn ich Ärger gemacht habe und zurecht gewiesen wurde, geschah das immer so, daß ich zwar wußte, "hey, hier ist ne Grenze.." aber ich war dennoch immer ein Teil der Familie. Ich wurde nie ausgeschlossen. Genau deshalb halte ich Stubenarrest und "stille Treppe" für höchst bedenklich.
Bei der Super-Nanny sieht man manchmal Eltern, die ihre Kinder voller Verachtung anschauen...Und ich will ihnen gar nicht abstreiten, daß sie ihre Kinder nicht lieben, das tun sie, wenn auch auf ihre ureigenste Art, aber wenn ich Kinder als Menschen betrachte, die ich nach meiner Laune formen kann, dann scheitert Erziehung.
Die Super-Nanny vermittelt leider auch, daß es sowas wie ein
Rezept für brave Kinder gibt, was immer und überall aus der "Rohmasse" Kind einen funktionierenden Menschen macht.
Pädagogik aber ist keine Rezeptesammlung. Pädagogik setzt viel tiefer an.
Pädagogik fragt sich; Was habe ich für ein Bild vom Kind? Sind Kinder für mich eine formbare Masse? Oder sind Kinder bereits kleine Persönlichkeiten, mit ihrer eigenen Erfahrungswelt? Was möchte ich für mein Kind? Soll es funktionieren und möglichst wenig Ärger machen? Oder soll es die Welt auf seine Art entdecken? Und zum Schluß die Frage, wie gehe ich dabei vor, damit mein Kind so wird, wie ich es wünsche? Schaue ich die Super-Nanny und wende ihre "Rezepte" an? Oder begleite ich mein Kind auf dem Weg zu einem selbstbestimmten, mündigen Menschen und stehe beratend und helfend zur Seite?
Das ist Pädagogik!!!