Zitat (Paradiesvogel @ 28.03.2005 - 21:06:29)Ihr Lieben,
da lässt man einen Menschen einfach austrocknen und verhungern.
Ich habe vor meiner letzten OP ein Patiententestament gemacht und darin lebensverlängernde Maßnahmen ausgeschlossen.
Dieser Fall macht mich aber doch sehr betroffen.
Bin ich jetzt zu radikal? Ich weiß es nicht.
der traurige und verwirrte Paradiesvogel
Eigentlich wollte ich hier den Link auf eine Seite zum Thema "Wach"koma legen, das ich vor kurzem mehr überflogen als gelesen habe, aber trotz intensiver Suche finde ich diese Seite nicht wieder. Also versuche ich, es aufzuschreiben.
In diesem Artikel werden zwei Komaarten beschrieben.
1. Das Stammhirn (?) des Patienten ist betroffen. Dieser Teil des Gehirns ist für Reflexe und Bewegungen zuständig - also Atmung, Schlucken. Wer sich in dieser Form des Komas befindet, muß zwingend beatmet und ernährt werden, weil er dazu nicht (mehr) fähig ist. Er kann außer den Augen(lidern) nichts mehr steuern, ist aber bei vollem Bewußtsein, sofern er nicht - wie jeder gesunde Mensch - schläft.
2. Die Hirnrinde des Patienten ist ganz oder teilweise betroffen, aber das Stammhirn nicht. Der Patient kann deswegen z. B. selbständig atmen, hat Gesichtsmimik, bewegt sich, muß aber trotzdem mit Nahrung versorgt werden.
Bei Terri Schiavo ist es so, daß ihr Gehirn (Hirnrinde) vor dem/beim Eintritt ins Koma bereits aufgrund Sauerstoffmangels schwer geschädigt worden ist (sein soll), das heißt, sie ist (wäre) geistig schwerbeschädigt. (Es fällt mir nicht leicht, meine Gedanken zu formulieren!) Gesetzt den Fall, man würde sie weiterhin künstlich ernähren, und sie wacht irgendwann auf, dann denke ich, würde sich an ihrem Zustand aufgrund des Hirnschadens nichts ändern: Sie muß weiterhin künstlich ernährt werden und ist weiterhin in gleicher Art und Weise ans Bett gefesselt wie in den letzten 15 Jahren, zeigt Mimik und schaut diejenigen an, die ihr gegenübersitzen; aber sie wird (würde) nie mehr die Terri Shiavo sein, die sie vor ihrem Unfall war. Sie wird in beiden Fällen dann solange künstlich ernährt werden müssen, bis sie ihr genetisches Alter erreicht hat (oder evtl. vorher an einer Krankheit sterben) - vielleicht mit 67, vielleicht aber auch erst mit 100 Jahren. Sie würde im Extremfall dann noch 60 Jahre (insgesamt also 75 Jahre) auf fremde Hilfe angewiesen sein. Ihre Eltern und Geschwister werden sich dann wahrscheinlich schon lange nicht mehr um sie kümmern können.
Kann sich jemand für sich vorstellen, an Terris Shiavos Stelle, in ihrem Zustand zu sein? Ich möchte das nicht: über Jahre in den Mühlen des Gesetzes gefangen (Magensonde raus, Magensonde wieder rein), profilierungssüchtigen Politikern ausgeliefert, über Jahrzehnte am Sterben gehindert ...
Ich kann aber die Eltern und Geschwister verstehen, daß sie so sehr um ihre Tochter und Schwester kämpfen bzw. gekämpft haben. Nicht zuletzt machen uns solche familiären Bande zu Menschen.
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