ein gutes beispiel sein ist uns sehr wichtig. das ist ein großes thema bei uns. und ein schwieriges.
mein mann und ich geben uns nicht der illusion hin, dass wir nur alles möglichst gut machen müssen, damit unsere kinder sich so entwickeln, wie wir es wollen und für richtig halten. meine schwiegereltern haben nicht geraucht, trotzdem hat mein mann irgendwann damit angefangen. aufgehört hat er auch wieder, aber daheim wurde es ihm nicht vorgelebt.
wir bemühen uns , unseren kindern viel mitzugeben. vor allem, was die ernährung betrifft. sie werden später nicht behaupten können, daheim habe es nur ungesunde kost und fertiggerichte gegeben. sie sehen, wie eingekauft, vorbereitet und gekocht wird. sie kochen selbst und helfen mit, und sie kosten viele verschiedene nahrungsmittel. sie lernen, dass unbehandelte nahrungsmittel billiger sind als die gleiche menge fertiggericht. sie haben schon bei ernten und säen geholfen. pommes wachsen nicht auf bäumen. sie kommen aus der erde und werden dann in stäbchen geschnitten. als erwachsener weiß man das irgendwann, aber wir finden es gut, wenn die kinder es miterleben.
später haben wir es nicht mehr in der hand, ob sie, wenn sie ausgezogen sind, sich nur von tk-pizza und fast food ernähren. alles, was wir tun können, ist, sie vorzubereiten. sollten sie später einmal nicht kochen wollen, wird es nicht daran liegen, dass sie es nicht können.
mit alkohol sind wir sehr vorsichtig. bei familienfeiern gibt es auch wein, und die kinder sehen, dass er getrunken wird. viele sorten riechen auch gut. und wir erklären ihnen, dass es ein getränk nur für erwachsene ist. wir erklären ihnen, was übermäßiger konsum anrichtet, nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch, und dass er das gesamte leben zerstören kann.
wir leben ihnen auch vor, dass sie das recht haben, nein sagen zu dürfen, weil sie es wollen. egal, was andere dazu sagen und ob sie sie als feiglinge, langweilier oder spielverderber bezeichnen. sie wissen, alkohol, zigaretten und drogen kosten sehr viel geld.
für sammy und becky, meine ältesten, ist es logisch nachzuvollziehen. man muss erst einmal wohnen, essen und sich anziehen. und dann kommen die tiere und die kinder. das kostet geld. wie soll man da noch geld für diese rauschmittel ausgeben, wenn man gerade genug hat für das wichtigste?
becky und sammy wuchsen von anfang an mit tieren auf. und sie setzen tiere vor kinder. ihre erklärung ist kindlich einfach: wenn man tiere hat, muss man erst für sie sorgen, weil sie etwas anderes essen als menschen. essen für menschen gibt es überall. und damit die kinder keinen hunger haben, geben die eltern erst einmal etwas ab, und die älteren kinder. draußen wächst auch genug. oder man fragt andere menschen, ob sie etwas zu essen für kinder haben.
es ist natürlich noch kindlich vereinfacht, aber sie selber finden es schrecklich, wenn sie ausgehungerte, vernachlässigte und misshandelte tiere sehen. ihre rechnungseinheiten sind momentan eiskugeln, schokolade und katzenfutter und nicht bierflaschen und zigarettenschachteln. sammy weiß: für fünf euro bekommt er mehr als einen karton katzenfutter. davon werden ganz viele katzen satt.
dafür bekommt er auch fünf tafeln schokolade. noch mehr, wenn sie im angebot sind. sammy liebt angebote, sogar david hat er damit schon angesteckt. und die schokolade hat man schnell aufgegessen. zigarettenkonsum begreift sammy nicht. es stinkt, man muss husten, man kriegt gelbe finger, und es richtig teuer, und man wird krank davon. er kann nichts daran finden. es wäre wundervoll, wenn es dabei bleibt. nicht einmal mein mann kann ihm erklären, warum er früher geraucht hatte. er war nicht einmal nikotinabhängig.
er sagt ihm klar: "sammy, ich wär blöd. richtig bescheuert. rauchen ist einfach nur bekloppt. ich würde heute nicht mehr damit anfangen."
momentan glauben wir, dass dieses vorleben gut klappt. die kinder haben derzeit prioritäten, was geld ausgeben betrifft. sie sehen nicht, dass ihre eltern beim einkaufen kein geld für süßigkeiten haben, aber daheim ein stets gut gefülltes tablett mit tabak für selbstgedrehte zigaretten.
becky und sammy machen sport in einem verein für selbstverteidigung für kinder. beide sind selbstbewusst und stark, auch körperlich. es gibt noch keinen gruppendruck, oder so gut wie keinen. becky ist manchmal von ihren freundinnen genervt, wenn sie anfangen, über nagellack und frisuren zu reden. die mädchen sind ebenfalls zehn jahre alt.
zu besonderen gelegenheiten macht becky sich gern schick und liebt hübsche zopf- und duttfrisuren. dann darf ich mit glätteisen und lockenstab experimentieren, und sie verwendet dann auch gern haarschmuck oder trägt einen fascinator. ansonsten ist sie ein tomboy, wenn auch mit langen haaren: pferdeschwanz, hosen, am liebsten jeans, und t-shirt "ohne so doofes glitzerzeug, mama".
fertig. und sie lässt sich dann nicht dazu drängen, mit ihren freundinnen nagellack auszuprobieren. sie macht dann etwas anderes. darüber bin ich sehr froh.
wir sagen unseren kindern immer wieder: wenn jemand versucht, euch zu etwas zu bringen, was nicht gut für euch oder andere ist, ist es nicht gut, das zu machen. was sich schlecht anfühlt, ist nicht gut. es ist hoffentlich fest in ihnen verankert.
ui weh, so viele gedanken.
man macht sich gewiss immer gedanken über die kinder, egal, wie alt sie sind. es sind immer neue probleme und sorgen. bei sammy habe ich jetzt schon manchmal mit eifersüchtigen mädchen zu tun, aber es ist noch eher kindlich. in ein paar jahren werden vermutlich "jungs vor unserer tür schlange stehen, um becky zu sehen", wie mein mann manchmal augenzwinkernd sagt.