Ich habe als Kind fast gar keine
Süßigkeiten gemocht. Habe die zwar immer gekriegt, aber ich war nicht scharf drauf und hab sie lieber abgelehnt. Gab auch nie solche Regeln für mich, dass ich nicht naschen durfte, weil meine Familie eher froh war, wenn ich überhaupt außer Plan was von mir aus gegessen habe. Wenn naschen, dann war ich eher für einen trockenen Kanten Brot mit dick Mostrich/
Senf oder was Frisches aus dem
Garten wie grüner Paprika oder kleine Gurken oder Zuckerschoten zu haben. Das durfte ich mir dann auch selbst stibitzen, da war es viel toller das zu essen.
Aber ein paar süße Sachen waren klasse.
Einmal kam mein Opa von einer Messe und hat "Hafer" mitgebracht. Glaube, das war gelbes
Popcorn. Kannte ich als DDR-Kind gar nicht.
Oma hatte auf der Arbeit eine Büchse, in der bunte Traubenzuckerherzen für mich waren.
Unsere Nachbarin hatte auch immer etwas für mich. In einem festen "Versteck" (dritte Schranktür unten in ihrem Wohnzimmerschrank, ganz vorne in zwei Glasschalen) gab es immer einen Spekulatius und einen Würfelzucker.
Eis gab es bei uns ein rotes Dinoeis. Also es war nur ein rundes Stielwassereis mit einem grünen Dinosaurier auf der Packung, aber das war total lecker und gibt es leider nicht mehr.
Beim Eismann, der einmal die Woche kam, gab es dann immer Wassereisbären. Wassereis in Bärchenform, bei denen man entweder Cola oder Himbeergeschmack in der Tüte hatte. Da ließ sich die Farbe samt Geschmack immer schön rauslutschen und dann waren die Ohren weiß, schmeckten nach nichts als Wasser mehr und zerbrachen so schön im Mund.
Auch schön, wenn ich ein "richtiges Eis" nehmen sollte, Bumbum. Ich hab es vor ein paar Monaten zufällig in einem Kiosk auf dem Bahnhof wieder gefunden. Heute schmeckt es grauenhaft. Nicht mal das Vanilleeis unter der Zuckerkruste schmeckt mehr und der Kaugummistiel ist heute schauderhaft. Und ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass sich mein Geschmack verändert hat, denn ich mag noch immer
Chemie-Farbe-Wassereis.
Ganz einmalig ist auch eine ganz besondere Schokoladensorte für mich, die ich aber nicht kaufe, weil ich da immer traurig werde. Dunkle Luftschokolade. Die hab ich bei meinem letzten Besuch bei einem Onkel kennen gelernt und verbinde damit auch meine längste und klarste Erinnerung an ihn. Der lag damals krank im Bett. Das Zimmer war mit blauen, bodenlangen Vorhängen abgedunkelt. Ich, damals vier Jahre alt, hatte sein angefangenes Bild bewundert. Eine Hafenszene, die nie fertig geworden ist. Dann hat er "seine Kleine" auf die andere Betthälfte gelassen und mit ihr seine Schokolade geteilt. Ist leider ein paar Wochen danach an seinem Krebs gestorben. An den Geschmack der Schokolade meine ich mich noch heute zu erinnern.
Ansonsten gabs von Mutti mal weiße Katzenzungen. Oder sie hat mir selbst etwas gemacht, wie rosa Milch und
Plätzchen. Das war viel mehr mein Highlight. Finger in das Honigglas stecken, Puddinghaut abziehen und bunte Streusel. Das war toller als alles gekaufte, bunte, süße Zeug zusammen.