Bei der Frau ist mir zuviel unklar, und nicht bloß mir, wie ich grade seh. Geld oder Geldmittel, also Münzen, Scheine, Schecks, Wechsel und und und, ist nix anderes als n symbolischer Wert, Geld kann man schließlich nicht essen, sondern tauscht das gegen das ein, was man haben will. Wo vom Handeln her n Unterschied zum direkten Tausch sein soll geht mir nicht in die Birne.
Die symbolischen Werte hat man schließlich bloß erschaffen, um 1. nicht ständig 20 Kühe mitschleppen zu müssen, wenn man auf dem Markt n paar Sack Getreide oder Klamotten für die Kids haben wollte, 2. gabs immer Diebe, die einem das sauer ertauschte Zeug einfach geklaut haben (sieht man ja schon von weitem, wer wieviel mit sich schleppt).
Auf dem Schwarzmarkt nach dem Krieg wurde mit Zigaretten gerechnet. N Paar Schuhe gegen 20 Kippen oder sowas, das war da eben ne "Währung" in Ermangelung von Geld aber mit der gleichen Funktion, das wurde auch von denen genommen, die nicht geraucht haben, weil die wussten, andere sind scharf drauf und haben vielleicht was, was man selber will.
Direkter Tausch funktioniert bloß dann, wenn der direkte Tauschpartner genau das hat, was man für seinen Kram will und einem das auch in der Menge gibt, die man will. Was mach ich, wenn ich bloß Tauschpartner krieg, die nicht das haben, was ich will oder meine Leistung nicht so vergüten, wie ich mir das vorstell? Tauschhandel mit Waren und Dienstleistungen sind was Cooles, wenn das Verhältnis ausgewogen ist. Sobald entweder Angebot oder Nachfrage überwiegt, also irgendwas knapp ist, wirds problematisch.
Geld ist bloß das Zwischengut, nix, was man behalten will. Da hat keiner was von, sich die Münzen anzugucken. Man muss bei nem direkten Warentausch das akzeptieren, was der andere geben will, aber das klappt eben nicht immer, weil nicht jeder alles braucht. Bei nem universellen Tauschmittel, das überall akzeptiert wird, kann sich jeder ausuchen, wofür das ausgegeben wird, ohne Werteverlust und vor allem ist man unabhängig vom direkten Tauschpartner.
Ist ja cool wenn ich 30 Liter Milch in nem Eimer krieg fürs Holzhacken, aber was soll ich damit? Die wird schlecht, n anderer will die auch nicht haben. Aus dem Grund hat man angefangen, zeitlose und pflegeleichtere Symbole einzusetzen, die leichter zu transportieren waren. Muscheln, Steine und und und. Außerdem wurde angeschrieben, das waren die Vorläufer der Konten, auch bekannt als bargeldloser Verkehr.
Und genau darum seh ich auch nicht, was an Tauschringen so revolutionär oder besser sein soll als normales Geld. Solange da nicht genau die Leute mitziehen, die man braucht, sich gegenseitig ergänzen und keinen abzocken wollen und auf dem gleichen Level sind, zieht immer einer den Kürzeren und kommt nicht über die Runden.
Wenns n Tauschring oder ne Gemeinschaft schafft, komplett autark zu sein und nen geschlossenen Kreislauf zu bilden, in den von keiner Seite Geld fließt, zieh ich meinen Hut, weils unanhängig macht. Da kenn ich bis jetzt bloß Klöster und Abteien von früher, die im Laufe der Zeit totale Selbstversorger geworden sind und sich höchstens mit anderen kirchlichen Einrichtungen ausgetauscht haben, die haben die Umwelt für nix gebraucht. Die hatten Gärtner, Heilkundige, Weber, Handwerker, Land und und und. Aber das ist bei der Frau nicht der Fall. Von Hilfe für andere seh ich auch nix, weil die in erster Linie sich selber erhalten muss und selber was dafür haben will, ist also auch nicht gemeinnützig. Hab da mal n paar Sachen von der Frau rausgepickt, die mir aufgefallen sind.
"In der kurzen Antwort bekam ich einen Hinweis auf das Ehrenamt, was ganz und gar nicht dem Prinzip von Gib und Nimm entspricht."
Da isses schon, n Problem: Hier wird ihr was angeboten, was sie nicht will.
"Es gibt ein paar Ärzte und Zahnärzte, die mich im Tausch behandeln würden, was ich bislang nicht in Anspruch nehmen musste."
Wie lange warten die auf ihren Tausch, wenn sich rausstellt, dass die Frau nach der Behandlung noch monatelang nicht in der Lage ist, ihre Leistung zu erbringen? Und ob die wirklich tauschen wollen, wenns akut wird, kann sie auch nicht wissen. Gibt Leute, die halten nix von Versprechen, was ich in dem Fall auch verstehen könnte.
"Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich wird verringert, weil sich nun jeder alles leisten kann."
Wann und wo konnte sich jeder alles leisten? Wenn das der Fall wär, wären da schon andere längst auf den Trichter gekommen. Hab das aber auch noch irgendwie im Ohr, dass die Frau grade das mit den Millionären beklagt, die zuviel Kohle haben. Die, die sich alles leisten können, werden an einer Stelle kritisiert, aber auf der anderen wirds als erstrebenswert angesehen, dass sich jeder alles leisten kann. Wär cool, wenn die Frau sich mal entscheiden würd, was sie eigentlich will, grade der Widerspruch ist mir derbe negativ aufgefallen.
"Menschen mit wenig Geld oder ohne Wohnung können für bestimmte Zeit (im Höchstfall 2 Monate) in so einem Haus wohnen."
Wieso ist das zeitlich begrenzt? Je länger man miteinander Zeit verbringt, desto besser lernt man sich kennen und arbeitet auch besser zusammen, man lernt auch von einander. Für mich riecht das allerdings mehr nach: Das funzt nicht lange mit den gleichen Leuten.
"Ausserdem kann dort auch ein Karteikasten aufgestellt werden, bei dem jedeR MitspielerIn eigene Fähigkeiten unter Gib und Nimm verbuchen kann mit Namen und Telefonnummer, so dass ein Austausch der Fähigkeiten möglich ist."
Wer bezahlt die Telefongebühren? Und womit? Mit Geld, Dienstleistungen oder Waren? Wenn mein Telefonanbieter das mitmacht, hack ich gerne Holz für den und spar mir die Kohle. Hab da aber leider derbe Zweifel.
"Ich gehe mit meiner Gesundheit bewusster und eigenverantwortlicher um, bearbeite intensiv Ängste, die immer wieder mal auftreten und besinne mich auf die Selbstheilungskräfte, über die jeder Mensch verfügt."
Ist ne schöne Sache, aber sagt das mal jemanden, der nen Blinddarmdurchbruch hat, zur Dialyse muss oder durch nen Unfall gelähmt ist. Die Selbstheilungskräfte sind auch ziemlich überfordert, wenn man n Messer zwischen die Rippen kriegt oder acht Meter vom Kirschbaum fällt.
Wenn ich bloß für mich selber zu sorgen hab kann ich auch meinen Rucksack packen, losziehen und so leben, wies mir passt, mal hier und mal da, ohne was ans Finanzamt abzudrücken. Bin gesund, durchtrainiert, kann zupacken, hab keinen Schiss vor schwerer und schmutziger Arbeit und arbeite gerne, bin da also eigentlich wie geschaffen für.
Aber ich hab auch für andere Verantwortung zu tragen, sorry, nicht bloß für mich selber. In der Frau und ihrer Lebensweise seh ich nix Besonderes. Für die wird auch Kohle ausgegeben, obs ihr passt oder nicht, durch das Buch verdient sie Kohle, obs ihr passt oder nicht.
Ohne Einkommen keine Steuern, wär cool wenns klappen würd, aber das sieht das Finanzamt ganz anders. Dummerweise sind auch auf erbrachte Dienstleistungen in Deutschland Steuern zu zahlen, ist also Schwarzarbeit. Ob sie als Haushaltshilfe überall ordnungsgemäß angemeldet und versichert ist, ist auch noch ne Frage, hab da nix von gelesen, wenns irgendwo steht hab ichs überlesen.
Ob jemand fürs Haushüten pro Tag Güter und Dienstleistungen im Wert von (ich schmeiß einfach irgendne Zahl rein) 20
Mücken kriegt oder die 20 Mücken in die Hand gedrückt kriegt spielt für die Wirtschaft keine Geige. Wie sie auch an ihre tägliche Seife rankommt, gekauft wird die auf jeden Fall von irgendjemandem.
Nix gegen Leute, die n bisschen anders leben wollen oder auch komplett anders. Aber dann auch konsequent und vor allem mit der Ehrlichkeit zuzugeben, dass man Abstriche machen muss und nicht immer alles klappt, dass das nix für jeden ist, aber man versucht, so nah wie möglich an sein eigenes Ideal ranzukommen, auch wenns Rückschläge und Pleiten gibt.
Ich halt das leider größtenteils für pseudo-esoterisches Drumrumgelaber für Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und n Nomadenleben, das man sich bloß erlauben kann, wenn man keine festen Bindungen und Verpflichtungen an Orte oder Menschen hat und bloß Verantwortung für sich selber trägt. Die Frau kann schließlich nicht wissen, ob ihr fürs Haushüten angeboten wird, kostenfrei zu telefonieren, Briefe zu schicken oder sowas. Klaro kann man dann auf ne angebotene Stelle verzichten, ist bloß blöde, wenn ne Flaute kommt und nix angeboten kriegt, was man will. Wer sich so ausliefern will, solls machen. Und was soll man sich auf die hohe Kante legen für schlechte Zeiten? Brot schimmelt, Geld nicht. Und damit sind wir wieder am Anfang.
Die Frau lebt auch von denen, die normales Geld in der Tasche haben und ihr somit das bezahlen, was sie haben will. Ich wiederhols gerne, wenn sie da angeblich so hinterher ist, dass sie ohne Geld leben will, dann solls sies machen. Aber dann bitte auch ohne das Geld anderer und nur bei absolut autarken Selbstversorgern. So isses für mich bloß halbherzig und vor allem heuchlerisch.
Ich hack Holz für n paar Leute, krieg dafür öfter mal
Obst und Gemüse aus dem
Garten, derbe gute Qualität, wenn ich meiner Lady glauben darf. Ich fahr ab und an mal n paar alte Leute durch die Gegend, die selber weder
AutoIch freu mich drüber, mach mir da aber keine Illusionen, dass das n Lebensstil werden kann, will ich auch nicht, weil ich lieber selber für mich sorg, vorsorg und mich nicht von anderen abhängig machen will.
Und zum Schluss noch n was, was mir grade durch die Birne gesprungen ist, als ich noch mehr von ihr gelesen hab. Die Frau machts sich derbe einfach, von Verzicht zu reden. Aber (und das mein ich bitterernst) worauf verzichtet sie eigentlich
wirklich?
Hier mal n Link auf die Schnelle, dürfte für n paar nicht uninteressant sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tauschringhttps://de.wikipedia.org/wiki/Geld Grade bei der Definition von Geld im 1. Abschnitt erübrigt sich eigentlich jede Diskussion, wenn man sich wieder bewusst macht, was Geld ist. :grinsen::grinsen::grinsen:
Bearbeitet von Kalle mit der Kelle am 17.06.2007 14:53:12