Mal die Ironie beiseite.........
...... für mich ganz persönlich ist der 9. November eigentlich eher der Tag zum Feiern, abgesehn von einigen unrühmlichen Ereignissen an diesem Tag.
An diesem Tage (besser: in dieser Nacht) fuhr ich mit meinem Taxi durch Kassel. Ein Kollege fragte über Funk, ob denn am Kasseler Hauptbahnhof Trabbitreffen wäre. Die Luft stank fürchterlich nach Zweitakterabgasen. Doch das störte mich eigentlich gar nicht. Es lag eine Athmosphäre wie im Märchen in der Luft. Für mich wurde ein Traum wahr. Täglich sah man die Berichte im Fernsehen, hatte Angst, dass vielleicht doch noch ein Krieg kommen könnte (so ganz unwahrscheinlich war das wohl sicher nicht.....). Und dann fiel die Mauer, bzw. gingen schlagartig die Grenzen auf. Ich habe in dieser Nacht sicher zehn, wenn nicht noch mehr Fahrten umsonst gemacht. Wenn mich ein DDR-Bürger nach einer Adresse fragte, habe ich angeboten, gleich mit ihm dorthin zu fahren - kostenfrei. Ärger gab es deswegen mit meinem damaligen Unternehmer überhaupt nicht. Ich glaube, niemand konnte sich meine Freude vorstellen. Es war eines der größten Ereignisse in meinem Leben.
Dann kam - noch im November ´89 - der Tag, an dem ich neugierig wurde. Ich fuhr mit meiner Mutter und meinem damals 8-jährigen Sohn nach Bad Sooden-Allendorf. Rüber über die Grenze, nach Wahlhausen, damals DDR. Wir schauten uns die Kirche an. Baufällig, mit fast verrotteten, aber wunderschönen Wand - und Deckenmalereien. Eine junge Frau stand in der Kirche, schaute fragend. Wir haben uns mit ihr unterhalten, sagten, dass an dieser Kirche dringend etwas gemacht werden müsste. Die junge Frau holte den Pfarrer, den es damals auch in Wahlhausen gab, in die Kirche. Spontan spendete ich zehn Mark (das war für mich viel Geld). DEr Pfarrer versprach mir, dass er sich um mehr Spenden und eine solide Finanzierung kümmern wolle.
Zwei Jahre später strahlte die Kirche in neuem Glanz.
In dem letzten, knappen Jahr vor dem Zusammenschluß fuhr ich regelmäßig nach "drüben", schaute mir Land und Leute an. Ich fand viele Freunde, mit denen ich noch heute teilweise sehr enge Freundschaften halte. Mir gefiel es einfach auch, dass die Menschen in Mitteldeutschland eben noch nicht von einer Wegwerf - und Ellenbogengesellschaft geprägt waren. Für mich war es - menschlicher.
Die immensen Kosten habe ich auch damals schon vorausgesehen. Doch aus das wäre für uns alle viel leichter zu verkraften gewesen, wenn nicht Wirtschafts - und Finanzhyänen die fünf "neuen" Bundesländer wie die Weihnachtsgänse ausgenommen hätten.
Nu tragen wir alle die Folgen verfehlter Politik und Wirtschaft.
Doch Schuld sind nicht die ehemaligen DDR-Bürger. Und das sollte eigentlich JEDEM klar sein, der gegen diesen Zusammenschluß heute noch polemisiert.
Ich sage ganz absichtlich "Zusammenschluß", da m. M. nach da noch ein paar winzige Teile unseres Landes fehlen, die Herr Dr. Kohl damals mit einem einzigen Federstrich unter die 2+4-Verträge verschenkt hat.
An den 3. Oktober 1990 habe ich eine eher weniger gute Erinnerung. Wir sind an diesem Tag mit Freunden nach Leipzig gefahren, um diesen Tag mit ein paar Leipziger Freunden zu feiern. Mitten in der Nacht fuhr ein guter Freund von mir mit meinem
AutoTrotzdem finde ich, diesen Tag sollte man intensiv feiern, denn ein solches Ereignis findet nicht gerade alle paar Jahre statt, sondern ist einzigartig. Und ich bin stolz darauf.
Gruß
Abraxas