Man muss bei sowas so oder so sehr vorsichtig sein. Kinder mögen sich so etwas nicht ausdenken, aber insbesondere sehr kleine Kinder haben noch kein funktionierendes Langzeitgedächtnis, und über größere zeitliche Räume hinweg müssen wir alle, grundsätzlich, mit Erinnerungen vorsichtig sein. Unbegründete Anschuldigungen haben keineswegs immer etwas damit zu tun, irgendjemanden vernichten zu wollen. Sie können schlicht auf die falsche Person bezogen werden. Beispiel: Man glaubt, sich zu erinnern, dass man mal beim Kindergeburtstag gestolpert ist, und mit dem Gesicht in der Sahnetorte gelandet....man kann sich sogar fast noch an den Geschmack erinnern. Redet man aber mit den Eltern darüber, stellt sich heraus dass das nicht einem selbst, sondern dem Bruder/der Schwester passiert ist -weil es aber eine lustige Geschichte ist, die man gerne erzählt, hat man sie unbewusst auf sich bezogen. Selbst an total fiktive Geschichten, mit denen man als Kind z.B. regelmäßig angegeben hat, kann man sich u. Umständen als Erwachsener erinnern, als seien sie real. Umgekehrt funktioniert das auch bei traumatischen Erlebnissen. Gehen wir mal von einem tatsächlichen Missbrauch durch den Vater aus. Der Gedanke, dass dies durch den eigenen Vater geschah kann dabei so unerträglich sein, dass in der Erinnerung die tatsächliche Identität verdrängt wird, und nur die Erinnerung an eine "Vatergestalt" verbleibt. Da der Gedanke, es könnte der eigene Vater gewesen sein, als unmöglich verworfen wird, besteht die Gefahr, dass unter Umständen andere konkrete Personen aufgrund eines externen Stimulus die Rolle in der Erinnerung ausfüllen.
Insbesondere in einem Fall von tatsächlichem Missbrauch ist es natürlich schlimm, wenn dem Täter nichts nachgewiesen werden kann. Aber umgekehrt ist es -Wille oder nicht- vernichtend für Leute, die aufgrund solcher Umstände fälschlich beschuldigt werden. Es ist in Fällen falscher Beschuldigung schon fast zu Lynchjustiz gekommen, wenn die Beschuldigten vor Gericht freigesprochen wurden.
Wir wissen heute, dass selbst Augenzeugen (sei es bei Verbrechen, bei Unfällen etc.) keine 100% zuverlässigen Quellen sind, selbst WENN sie sich 100% sicher sind. Ich verweise auf die Serie von Sniper-Attacken in den USA vor ein paar Jahren, wo bei einem der ersten Fälle ein weisser Kleintransporter gesehen wurde, und in etlichen Folgefällen Zeugen auch von so einem Wagen berichteten. Tatsächlich aber war das Sniper-Duo in einem normalen Auto unterwegs. Die Leute erwarteten aber, dass wo eine Sniper-Attacke war der weisse Transporter hätte sein müssen, also erinnerten sie sich demgemäß.
Wir wissen aber sehr wenig konkretes über die Funktionsweise des Erinnerungsvermögens. Deswegen ist das Thema ein Minenfeld, was unglücklicherweise dazu führt, dass viele vor weiterer Erforschung insbesondere im
Bezug auf traumatische Erlebnisse zurückschrecken. Forscher, die die Korrektheit von Erinnerungen anzweifeln werden regelmäßig als Handlanger von Pädophilen diffamiert. Das Thema IST aber keineswegs einfach -und nochmal, ich rede hier nicht von bewusst falschen Vorwürfen.