Hallo allerseits,
anläßlich des Tipps: "Glänzendes Geschirr und umweltschonend Spülmittel strecken" möchte ich doch ein wenig zur allgemeinen Verunsicherung beitragen.
Immer wieder findet man solche genialen Tipps wie: Kalkflecken lassen sich ohne Chemie und giftige Stoffe mit Hilfe von Essigsäure entfernen, etc.
Die GESTIS-Datenbank ist das Gefahrstoffinformationssystem der gewerblichen Berufsgenossenschaften. Man findet die Datenbank unter:
http://www.hvbg.de/d/bia/fac/stoffdb/index.html
Gibt man dort den Namen Essigsäure ein, findet man u.a. folgende Passagen:
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AUFNAHMEWEGE [...] Atemwege : E.-Dämpfe oder Aerosole werden über die Lunge resorbiert. [...] Haut : Infolge ihrer Lipidlöslichkeit kann E. leicht und tief in in die Haut eindringen. [...] Verdauungstrakt : Über den Magen-Darm-Trakt wird E. (natürlicher Bestandteil vieler Lebensmittel) wahrscheinlich quantitativ resorbiert. |
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Hauptwirkungsweisen : akut: mit steigender Konzentration zunehmend reizende bis ätzende Wirkung auf Schleimhäute und Haut, bei Einwirkung in hoher Konzentration schwere Augen- und Lungenschädigung; im Fall oraler Aufnahme in konzentrierter Form: Verätzungen im Verdauungstrakt, Stoffwechselstörungen, Blutschädigung, resultierende Herz-Kreislauf-Reaktionen, Nierenschädigung chronisch: Hautveränderungen, chronische Entzündung von Augen und Atemwegen, erosive Zahnschädigung |
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Akute Toxizität : Im Vordergrund steht die lokale Wirkung, die aufgrund der Lipidlöslichkeit der E. und damit verbundener Tiefenwirkung ausgeprägter ist, als die Säurestärke erwarten läßt. Auf Schleimhäute wirken wäßrige Lösungen ab ca. 1 % ätzend. 4 - 10 %ige Lösungen (z.B. Speiseessig) verursachen am Auge unmittelbaren Schmerz, Rötung der Bindehäute, z.T. bereits Hornhautschädigung, u.U. permanente Hornhauttrübung. Konzentrierte E. (Eisessig) bewirkt - selbst bei sofortiger Spülung des Auges mit Wasser - schwere Augenschädigungen, deren Ausmaß oft erst nach einigen Tagen deutlich wird: Nach sofortiger Hornhauttrübung wurden Entzündung der Iris und tieferer Schichten der Hornhaut sowie Verwachsungen der Iris mit der Linse festgestellt; nach langsamer Regeneration blieben Anästhesie und Trübung der Hornhaut permanent. Die Haut wird von folgenden Konzentrationen geschädigt: 80 %ig: schwer, 50 - 80 %ig: mittelgradig bis schwer, 50 %ig: mäßig. 5 - 10 %ige Lösungen sind ohne Wirkung. Auch Dämpfe und Aerosole können die Haut reizen. Sensibilisierungen der äußeren Haut sind äußerst selten. |
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Im Versuch am Kaninchen lag der dermale LD50-Wert bei 1060 mg/kg KG. Für 28 %ige E. wurde am Meerschweinchen ein weit höherer Wert ermittelt (> 3,2 ml/kg KG). |
Ups, das kam jetzt sogar für mich überraschend! Wer mit dem Begriff LD50 nichts anfangen kann, möge mal unter "Lethale Dosis" recherchieren.
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Bei anhaltender Einwirkung hoher Konzentrationen sind neben Reizungen von Augen und Haut schwere Lungenschädigungen zu erwarten (ab ca. 100 ppm Gefahr eines Lungenödems). Als IDLH-Wert (immediately dangerous to life or health) wurden für E.-Dämpfe/Aerosole 50 ppm festgesetzt. Orale Intoxikationen durch konzentrierte E. (Essigessenz/ Eisessig) sind vor allem außerberuflich häufig vorgekommen. Vordergründig sind zunächst schwere Schleimhautverätzungen in Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen, die mit starken, z.T. unerträglichen Schmerzen, blutigem Erbrechen und Diarrhoe einhergehen. Im Anfangsstadium besteht oft ein Schockzustand; bei Aufnahme in den leeren Magen kann reflektorischer Herzstillstand unmittelbar zum Tod führen. Zu befürchten sind weiterhin Perforation der Speiseröhre sowie Blutungen und Ulceration im Magen-Darm-Kanal. Auch Schädigungen der Lunge (Ödem, Pneumonie) sind möglich. Bei schweren Intoxikationen kommen als Resorptivwirkung Azidose, u.U. hochgradige Hämolyse und im weiteren Verlauf hämorrhagische Diathese (infolge Verbrauchskoagulopathie) hinzu, schließlich kann Nierenversagen resultieren. Folgeschäden im Überlebensfall sind Verwachsungen im Verdauungstrakt (Ösophagusstrikturen, Pylorusstenose). Dosen ab ca. 20 ml konz. E. p.o. werden als letal angegeben. Schon 1 ml konz. E. kann die Speiseröhre perforieren. |
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Reproduktionstoxizität, Mutagenität, Kanzerogenität: [...] Wurden bekannte Kanzerogene an Versuchstiere dermal oder oral appliziert, verstärkte nachfolgende chronische E.- Applikation z.T. deren Wirkung. |
So, nun bin ich mal auf Reaktionen gespannt.
Keine Angst, ich werde Euch nicht allein im Regen stehen lassen, aber lasst dies mal auf Euch wirken.
Viele Grüße,
H.H.