Das Video wie das einleitend Geschriebene dazu haben mich jetzt auch ein wenig nachdenklich gestimmt.
Die Straßenszene könnte sonstwo auf der Welt, ob in big city oder Kleinkaffsonstwo spielen, es geht dieselbe Aussage davon aus: alles hetzt aneinander vorbei: eilig, beschäftigt, gestreßt, vorsichtig... whatever.
Nur niemandem einen 2. Blick gönnen: Der könnte was wollen (Geld, Ärger, was verkaufen).
In Zeiten wie diesen ist tiefe Einsamkeit mitten im pulsierenden Leben nichts Seltenes.
Dafür sind um so häufiger Leute mit Schildern anzutreffen: Bettler, Werber, Protestierer,
Sektenbrüder oder den Besoffenen, der im "sonnigen" Stadium ist...
Leute also, wo man entweder halb hin- oder gleich wegsieht und schneller geht.
Und dann marschiert einer durch die Straße mit einem Schild: "Knuddeln umsonst".
Da muß man doch nochmal kurz hingucken: Wenn man sich's traut, Zeit hat, nicht mit eigenen Sorgen zu sehr beschäftigt oder generell ängstlich mit seinen Mitmenschen ist.
Und grinst bestenfalls leicht kopfschüttelnd: ein Verrückter... guck mal: Nee, komm, laß uns weiter oder denkt sich: Aha, macht der sozusagen "Happy Hour" und nimmt ansonsten Geld dafür????
Oder: "Der hat Mut... hoffentlich gerät der an keinen Falschen."
Aber die offene Geste zeigen? Stehenbleiben, denjenigen angucken und diesen herzlich abknuddeln? Einen wildfremden Menschen?
Das erfordert schon Wagemut, finde ich.
Weiß man denn, in wessen Arme man sich da begibt? Im harmlosesten Fall ein Lächeln und eine herzliche Umrmung, das schöne Wissen, einen Fremden in der eigenen Stadt mutig und herzlich willkommen geheißen zu haben.
Im schlimmsten Fall: ein Messer und "Cash, her mit der Knete!" oder ein Sittenstrolch.
Denn sicher sehen nicht nur nette Leute Juans "Knuddellauf" ... und kommen auf Ideen.
Deshalb kann ich Mellly gut verstehen, wenn sie sagt, daß sie von dergleichen nicht viel hält.
Mir geht es ähnlich: ich habe Freunde und Bekannte, die ich herzlich gern und ehrlich gern in (und nicht auf den
) Arm nehme, das ist halt eine Begrüßung für sehr Nahestehende.
Ansonsten gibt man die Hand, schenkt ein Lächeln, klopft mal leicht auf die Schulter.
In Zeiten wie diesen hat man gelernt, niemandem oder nur wenigen Leuten zu trauen.
Man ist nicht so unbeschwert offen und herzlich,... das liegt vielleicht auch nicht unbedingt in unserer (deutschen) Natur, wie ich meine. Andere Nationalitäten sind da anders.
Eigentlich ganz traurig:
Man erntet ja schon seltsame Blicke, wenn man einfach so lächelnd oder strahlend seinen Weg geht, die Leute anlächelt, auf der Straße laut lacht (von Singen gar nicht zu reden) oder die Verkäuferin im Laden besonders nett und fröhlich begrüßt / verabschiedet (dabei braucht sie das vielleicht gerade
).
Die Welt ist ernsthaft, vorsichtig und sicherheitsdenkend... und wer sich anders benimmt, suspekt.
Bearbeitet von Die Bi(e)ne am 13.10.2008 23:32:26