Lebensmittelgutscheine für ALG II-Empfänger: Demütigung durch Ämter

Mir war schon lange klar, daß ALG II-Empfänger in den Augen dieses Staates der letzte Dreck sind. Nachdem ich aber diesen Artikel
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitun...lin/479663.html
gelesen habe, blieb mir die Spucke weg.
Begriffe wie Essensgutscheine oder Naturalverpflegungsstelle erinnern mich irgendwie daran, wie mir meine Eltern und Großeltern die Zeit nach dem 2. Weltkrieg beschrieben haben. Und diese Begriffe sind auf einmal wieder ein Thema, wo wir (immer noch) eines der reichsten Länder der Welt sind.
Wieviel mehr leidensfähig als jetzt schon sind die Deutschen eigentlich noch?
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Tipp von Bernhard aus der Redaktion:

Ich denke, eine Lebensmittelgutscheinkarte könnte eine praktische und würdevolle Lösung sein, da sie es dir ermöglicht, selbstbestimmt und flexibel in teilnehmenden Geschäften deine Einkäufe zu tätigen. Dies reduziert das Gefühl von Stigmatisierung und gibt dir die Möglichkeit, deinen Bedürfnissen entsprechend einzukaufen.

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Alles hat immer zwei Seiten : ich arbeite ja beim Sozialamt und habe
solche Dinge früher vor Hartz schon erlebt.

"Wer aber etwa eine Arbeitsaufnahme verweigere oder nachweislich
unwirtschaftlich mit Geld umgehe, müsse mit Sanktionen rechnen."

"Überall wird betont, dass Gutscheine nur in sehr problematischen
Einzelfällen ausgegeben werden."

Das gilt doch nicht für alle! Es gibt Leute, die kommen am 15. eines
Monats und haben kein Geld, weil sie alles vers...... haben und dann
bekommen sie einen Gutschein. Oder wer zu Terminen zur Vermittlung
oder zu Vorstellungsgesprächen immer wieder nicht kommt."

Bearbeitet von anitram.sunny am 02.09.2005 23:29:17
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Zitat (anitram.sunny @ 02.09.2005 - 23:28:06)
Alles hat immer zwei Seiten : ich arbeite ja beim Sozialamt und habe
solche Dinge früher vor Hartz schon erlebt.

"Wer aber etwa eine Arbeitsaufnahme verweigere oder nachweislich
unwirtschaftlich mit Geld umgehe, müsse mit Sanktionen rechnen."

"Überall wird betont, dass Gutscheine nur in sehr problematischen
Einzelfällen ausgegeben werden."

Das gilt doch nicht für alle! Es gibt Leute, die kommen am 15. eines
Monats und haben kein Geld, weil sie alles vers...... haben und dann
bekommen sie einen Gutschein. Oder wer zu Terminen zur Vermittlung
oder zu Vorstellungsgesprächen immer wieder nicht kommt."

Aber Sunny, man kann die "Sachen" doch gegen Bares tauschen. Da entwickeln sich sehr schnell Tauschbörsen oder ähnliches.
Man hat das ja schon mal bei Asylanten versucht und wieder eingestellt. Dabei hat sich u.a. herausgestellt, daß die Geschäfte, welche die Gutscheine der Sozialämter einlösten, eher zu den hochpreisigen zählten, ein preisbewußtes einkaufen gar nicht mehr möglich war. Und gerade die Personen, die nichts haben und auf Kosten der Allgemeinheit leben, sollten die Möglichkeit haben, günstig einzukaufen. Lidl, Woolworth oder Mäc Geiz usw. gehörten nicht zu denen, die Gutscheine einlösten. Sehr wohl aber Karstadt, um nur ein Beispiel zu nennen.
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Meiner Meinung nach ist es vollkommen korrekt, das bei problematischen Einzelfällen nur noch solche Gutscheine ausgegeben werden.
Es müßte noch viel strenger kontrolliert werden, dann würden viele Kinder auch wieder etwas zu Essen bekommen, wo sonst das Geld versoffen und verquamt wird.
Höre soetwas Tag täglich, wo sogar der Zuschuß zur Klassenfahrt oder das Kleidergeld für die Kids zweckentfremdet wird.
Harz 4 tritt viele Sozialschmarotzer in den Hintern, sieht man auch oft genug im Fernsehn.
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Zitat (Nyx @ 02.09.2005 - 23:53:41)
Harz 4 tritt viele Sozialschmarotzer in den Hintern, sieht man auch oft genug im Fernsehn.

Mit der Aussage bin ich vorsichtig. Über Zahlen kann ich z. B. keinerlei Schätzung abgeben. Natürlich weiss ich dass es Leute gibt, die den Staat ausnutzen aber nur weil im Fernsehen immer mal wieder gerne völlig überspitzt und reisserisch darüber "berichtet" wird, gehe ich nicht davon aus, dass es ein Grossteil der Leute ist.

Klar machen sich bei "Brisant" oder sonstigen Magazinen die Filme die eine grosse Menge von Leuten polarisieren (also die Masse der Arbeitenden) wesentlich besser und da wird ja gerne mal übertrieben.

Ich wüsste gerne wieviele es tatsächlich sind...

Murphy
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Das klingt sehr sachlich und vernünftig, Murphy.

Als ALG II Empfänger (oder auch nicht) kann ich mal einen Einblick geben:

Ich besitze ein Haus und habe neben der Arbeitslosigkeit ein kleines Gewerbe angemeldet. Dadurch kann ich einen Teil meiner Nebenkosten, sowie die Kosten für
Soviel zu meiner pers. Situation.

In 12.04 habe ich den ALG II Antrag abgegeben. Dann kam alle paar Wochen die Aufforderung, Unterlagen nachzureichen. Als im x-ten Schreiben ein Lageplan des Hauses angefordert wurde, habe ich einen Anwalt eingeschaltet, der eine Frist bis 20.Mai zur Entscheidung setzte. Keine Reaktion des AA. Die weiteren Schreiben wurden ebenfalls nicht beantwortet. Einen pers. Termin konnte ich nicht bekommen, da ich zwischen Arbeitsamt und Job-Center in der Luft hing.
Irgendwann bin ich dann zur Geschäftsleitung des Jpb-Centers und habe mich ins Vorzimmer gesetzt mit der Bemerkung, ich gehe erst wieder, wenn die Ang. geklärt ist.
Und siehe da..... der Leiter der Leistungsabteilung sah im Compu nach und stellte fest, 591,48 Euro pro Monat, aber Auszahlung gesperrt. Warum? Keine Ahnung, die Kollegin ist in Urlaub, kommt in 2 Wochen wieder und wird sich dann wohl darum kümmern.
Daraufhin wurde eine einstweilige Verfügung gegen das Job-Center beantragt. Innerhalb von 14 Tagen wurde mein Antrag abgelehnt, weil Grundstück zu groß. Ich solle es teilen und als Bauland verkaufen. Bis dahin könne ich ein Darlehen zum Unterhalt beantragen.
Als ich dann im Amt (?) erschien, um das Darlehen zu beantragen, wollte man wieder neue Unterlagen von mir. Es müsse schliesslich neu berechnet werden. ?????
Nach einer langen Fragerei zu diversen Einzelheiten (die längst geklärt waren) legte man mir den fertigen Vertrag vor, in dem die (angeblich noch zu berechnende) Summe schon eingetragen war.
Da ich den Vertrag nicht verstanden habe, er war sehr juristisch verfasst, wollte ich diesen Vertrag mitnehmen, um meinen RA um Rat zu fragen.
Dies wurde mir verweigert, man werde den Vertrag zuschicken. Als der Vertrag nach einer Woche immer noch nicht vorlag, sprach ich erneut im Job-Center vor. Antwort (sehr patzig): Ich habe auch noch was Anderes zu tun!
Daraufhin bin ich wieder zur Geschäftsleitung und es stellte sich heraus, dass der Chef noch entscheiden müsse, ob mein RA den Vertrag lesen darf. ?????

Im Klartext: ich bin seit Dezember 04 ohne Geld, ohne Krankenversicherung, ohne irgendeine Sicherheit. Statt dass der Staat mir hilft, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, werde ich schikaniert, nur weil ich Haus und Hof besitze.

Sorry, aber meine Stimmung zu Asylanten und Spätaussiedlern befindet sich im Wandel.....
Ich bitte dafür um Nachsicht.

Danke, dass ihr den Roman bis zum Ende gelesen habt :)
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Hmm das mit den Lebensmittelgutscheinen kann man so und so sehen...

Natürlich ist das ganze vielleicht irgendwo demütigend allerdings finde ich auch wenn man schon ALG II bezieht, demnach also auch nicht arbeitet, dann kann man wohl auch in der Lage sein sich da ein mal im Monat bzw dann wenn man einen Termin zugeschickt bekommt sich dort zu melden. Ich muss es auch tun, natürlich nicht besonders gerne aber ich bin mir über die Konsequenzen klar...

Dessweiteren kenne ich selber seine Person die überhaupt nicht mit Geld umgehen kann... er erhält auch ALG II, ja und wie soll ich sagen... wenn das Geld am letzen eines Monats auf seinem Konto drauf ist dann hält es maximal eine Woche... es ist auch schon vorgekommen das alles am selben Tag weg war, an dem es eingegangen ist... Der Rest vom Monat??? Da wird sich dann bei Freunden Geld geliehen und rumgemacht und überlegt wie man denn jetzt an Geld kommt....

Hmm aber ich denke nicht das Lebensmittelgutscheine da die richtige Lösung sind... denn irgendwo sind die Leute ja selber Schuld wenn sie alles an auf einmal verprassen... Dann gibt es halt keine Vorschüsse...Pech gehabt... vielleicht lernen es die Leute so...

Eine andere Alternative wäre für mich das das Geld wöchentlich ausgezahlt wird (bei den Problemfällen) wobei das auch keine dauerhafte Lösung sein wird...

GLG *Daisy*
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@Strandbutscher:

Hört sich sehr realistisch an, typisch die deutsche Bürokratie. Wenn man da mal drinhängt, hat man echt verloren :-(

Da Problem der Ämter ist, dass sie möglichst allgemeine Vorschriften befolgen müssen. Der Staat bremst sich selbst verwaltungstechnisch mit zuvielen Sonderregelungen aus (wie man bei der Steuer sieht). Daher fallen sehr viele durch das Raster, und persönliche Situationen sind überhaupt nicht berücksichtigbar...

Ich weiss nicht wie die Lösung dafür aussieht oder aussehen könnte.

Murphy
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