Moin Muttis und Vatis,
ich finde die läppischen Euro 8,00 genau genommen eine Unverschämtheit. Wenn ALLE Krankenkassen vernünftig wirtschaften würden - so wie meine Kasse, die kürzlich ein Rundschreiben verschickte, in der sie Zusatzabgaben bis auf Weiteres ausschloss, was sie damit begründete, dass sie gut gewirtschaftet habe - wären die meiner Ansicht nach nicht nötig. Auch ich frage mich, was die Kassen mit den ihr anvertrauten Geldern machen. Da wäre es vielleicht keine schlechte Idee, wenn die gesetzgebungswütigen Damen und Herren in Berlin zur Abwechslung mal ein sinnvolles Gesetz aus der Taufe heben würden: Die Offenlegungspflicht, was mit den Beiträgen passiert ist. Dann könnte man beispielsweise die Wiesbadener Behörde, die auch das Schwarzbuch der schlimmsten Steuerverschwendungen jährlich veröffentlicht, mal mit einem prüfenden Auge drüberblicken lassen. Vielleicht würde so ein erzieherischer Aspekt ja Wunder wirken. Wunschdenken, ich weiß. ;)
Auch ich bin regelmäßig etwas verschnupft, wenn ich für bestimmte sinnvolle Leistungen beim Arzt selbst zahlen muss. Das nennt sich IGEL-Leistung. Heuer habe ich gerade eine Zahnbehandlung über mich ergehen lassen müssen. Es kommt halt schon mal vor, dass eine Füllung erneuert werden muss. Glücklicherweise muss ich mit meinem Zahnarzt nicht darüber diskutieren, ob er mir nun gegen meinen Willen Amalgam in das Loch im Zahn stopft oder eine mehrflächige Kunststofffüllung legt. Der benutzt schon seit über zehn Jahren kein quecksilberverseuchtes Füllmaterial mehr. Doch dafür muss ich tief in die Tasche greifen. Eigenanteil für eine Füllung, die meine Gesundheit nicht gefährdet: runde Euro 80,00. Nur mal so zum Nachdenken und als Reflexion auf Oppickers Frage, ob die Krankenversicherung nicht doch eher eine Zwangsabgabe ist oder selbst an ihrer Struktur krankt. :(
Man kann über das amerikanische Gesundheitswesen geteilter Meinung sein. Eins ist aber Fakt: Die Medikamente sind wesentlich preisgünstiger und der Arzt verschreibt in seiner Prescription nur exakt die Menge an Pillen, die der Patient auch tatsächlich benötigt. Nicht mehr und nicht weniger, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Da liegen dann also keine Restbestände an Medikamenten herum, die Kinder versehentlich mit Bonbons verwechseln könnten. Nun frage ich mich: Warum geht das nicht auch bei uns? Allein eine solche Maßnahme könnte die Arzneimittelkosten schon mal erheblich reduzieren. Im Übrigen stimme ich Oppicker voll zu, wenn er fachkundig über die Zusammensetzung des Preises für ein Medikament berichtet. Genau genommen ist das ein Skandal. :(
Jo, Oppicker, ich habe das Glück, dass die Ärzte meiner Wahl sich noch Zeit fürs persönliche Gespräch nehmen. Ich wohne jedoch auch in einer Großstadt und habe eine entsprechend breitgefächerte Auswahl aber ich habe lange ausprobieren müssen, ehe ich die Ärztestaffel, die frau so gemeinhin in Anspruch nehmen muss, nach meinen Wünschen zusammen hatte. Ich bekomme regelmäßig zeitnahe Termine, werde gut versorgt - wofür ich eben fallweise immer öfter selbst zahlen muss, wo wir dann wieder bei dem Ärgernis der Selbstbeteiligung wären - und kann mit meinen Ärzten auch durchaus über Wunschmedikamente diskutieren, wofür ich dann oft auch wieder das Portemonnaie zücken muss. Allerdings stellt sich auch hier wieder die Frage: Wieso? Wenn ich in meiner Gehaltsabrechnung sehe, wieviel Krankenkassenbeiträge ich blechen muss und dem gegenüber stelle, wie oft ich den Arzt konsultiere, drängt sich mir schon ein recht grobes Missverhältnis zwischen Preis und Leistung auf. :(
Manche Ärzte haben eine Preisliste im Wartezimmer aushängen, wieviel Honorar sie für welche Leistung bekommen. Das ist nicht gerade eben üppig. In Anbetracht dessen ist es kein Wunder, dass viele versuchen, über IGEL-Leistungen ihr Einkommen zu verbessern. Immerhin müssen sie auch die (meist mickrigen) Gehälter für ihre Helferinnen, (oft hohen) Mieten für die Praxisräume und (nicht selten happigen) Raten für technisches Equipment zahlen, sind also nicht nur Mediziner, sondern auch Unternehmer. Da dürfte unterm Strich bei den Meisten nicht allzuviel hängenbleiben. So, wo versickern also meine Beiträge? Bei den niedergelassenen Ärzten wohl eher nicht. Warum wird mir zugemutet, für eine optimale Versorgung regelmäßig selbst zuzuzahlen? Und wie können sich die Verantwortlichen, die nun schon wieder mehr Geld vom (offensichtlich unmündigen) Bürger haben wollen, noch selbst im
SpiegelOppicker, ich finde es prima, dass Du mit diesem Thema kritisch und offensiv umgehst. Auch ich bin sehr gespannt, wie sich die Diskussion in diesem hochinteressanten Thread weiterentwickelt. :)
Grüßle,
Ilwedritscheline
Bearbeitet von ilwedritscheline am 27.01.2010 14:02:30