Zitat |
Genau das ist für mich der kritische Punkt: natürlich wird das Ganze in der Presse schön breitgetreten; was wirklich sachlich zu bewerten ist, können wir Außenstehenden kaum beurteilen.
|
Das ist in allen Fachgebieten so - wer nicht Physik
studiert hat, wird nie komplett verstehen, weshalb Laserschwerter wie in Starwars Unsinn sind. Wer nicht Maschinenbau studiert hat, wird es auch nie komplett raffen, weshalb sein Auto schneller wird, wenn man aufs Pedal tritt.
Das Problem bei der Juristerei ist nur, dass jeder meint, er müsste es doch eigentlich verstehen. Wohingegen man beim Auto einfach so hinnimmt, dass man es nicht ganz versteht, aber hauptsache das Auto bremst, wenn ich es will.
Zitat |
ist eine Verletzung der Menschenwürde alleine durch Worte höher zu bewerten als das Leben eines Kindes?
|
Deswegen kriegt der Mörder ja auch Lebenslang und der Polizeichef, der die Folter angedroht hat, wird mit einer Disziplinarstrafe (was in etwa einem energischen "Dududu, das war aber böse" entspricht) davon kommen.
Nichtsdestotrotz handelt es sich ganz abstrakt gesehen bei beiden "Vorfällen" um Verhalten, das sanktioniert werden muss. Der unterschiedliche Unwertgehalt und die unterschiedliche Missbilligung, die das Recht und die Gesellschaft für die jeweilige Tat haben drückt sich in den (SEHR!) unterschiedlichen Strafmaßen aus.
Zitat |
Die Folter wurde ja offenbar nicht angedroht, um ein Geständnis zu erzwingen, sondern um das Versteck des Opfers herauszufinden, das man noch lebend glaubte.
|
Wenn jemand den Fundort des Kindes/der Leiche kennt, bei einem Delikt, das alleine verübt wurde, ist das Preisgeben des Fundortes so gut wie ein Geständnis. Wer sonst,w enn nicht der täter sollte das wissen?
Letztlich ist es aber auch shietegal, warum die Folter angedroht wurde - denn die Drohung ist nicht durch ein zugegeben wichtiges Ziel zurechtfertigen. Foltern und ANdrohen von Foltern ist verboten. Punkt aus.
Zitat |
Konsequenz: es entsteht eine Atmosphäre der Unsicherheit wie im Herrschaftsbereich eines ungerechten Königs: der Einzelne wird man sich immer weniger trauen, aktiv zu werden, wenn seiner Meinung nach Unrecht geschieht, er aber Strafe für sich selbst und Belohnung für die Täter fürchtet.
|
Das hat aber weniger mit unserem Rechtssystem zu tun, als mit der grauenvoll reißerischen Berichterstattung.
Wenn man mal ins Gesetz blickt, wird man ziemlich schnell feststellen, dass es die Rechtsfiguren der Notwehr, der Nothilfe und ähnliches gibt, die im Übrigen uach ziemlich großzügig gehandhabt werden.
Was aber GANZ KLAR ist, ist dass Folter unter keinen Umständen erlaubt ist. Egal aus welchem Grund, egal was auf dem Spiel steht.
Das ist aber eigentlich auch überhaupt nicht relevant, denn die normalen Notwehr- und Nothilfefälle beschäftigen sich nicht mti Folter, sondern damit, dass man dem Dieb, der einem die Handtasche klauen wollte, die Nase planiert um ihn am Diebstahl zu hindern (sofern das das einzige Mittel ist...). Das ist von Folter so weit entfernt wie Gelsenkirchen von Alpha Zentauri.
Edit:
Dieser Artikel im
SpiegelBearbeitet von Cambria am 05.08.2011 10:37:40