Zitat (Candyme @ 22.09.2011 11:32:03) |
Hallo alle zusammen
ich hatte erst gestern wieder eine Diskusion mit meinem Mann über das Nähen. Ich habe mir vor Jahren das Nähen selbst beigebracht da ich die Kleider für unser Hobby nicht so teuer bezahlen wollte. Nun kommt er mir damit dass ich angeblich die Sachen nicht richtig "versäume".
Ich stecke den Stoff immer so ab und dann nähe ich mit Zickzack drüber ( Programm B ) Danach nehme ich Programm K und nähe nochmal drüber so ziemlich am Rand.
Ist das Falsch? Kann ich damit nicht gleich beide Seiten gleichzeitig vernähen?
Hilfe |
dein mann hat recht. du steckst falsch, und auch deine saumverarbeitung ist falsch.
die stecknadeln setzt man quer zum stoffbruch, also der umschlagkante. man setzt sie deswegen nicht so wie du es tust, weil man ansonsten mit der maschine nicht anständig über die nadeln nähen kann und sich der saum auch sehr leicht wellt und verzieht. wenn das geschieht, hat man irgendwann zu viel stoff auf einer seite, was zur hässlichen faltenbildung führt.
vielleicht habe ich es nicht richtig verstanden, wie du den saum nähst. zuerst nähst du, damit die beiden stofflagen aufeinander halten, einen schmalen zickzackstich. zum versäubern nimmst du einen breiteren, wobei die kante in der mitte liegt?
das ist eine sehr umständliche art des nähens und versäuberns. ich finde sie auch hässlich, denn von säumen, außer bei kontrastfarben und ziernähten, soll man so wenig wie möglich sehen.
falls du dir das nähen nur selbst beigebracht hast und damit zufrieden bist, ist es dir natürlich gegönnt. jemand, der etwas vom nähen versteht, erkennt jedoch an deinen säumen sehr schnell den laien, dem es nicht gezeigt wurde und der es nicht besser weiß.
hemden und blusen säumt man in den meisten fällen mit einschlag und umschlag. das bedeutet, dass zuerst ein stückchen stoff umgeschlagen und direkt danach noch ein stückchen umgeschlagen wird, meistens ein größeres. 1 cm einschlag und 1-1,5 cm umschlag sind bei oberteilen usus.
dadurch entfällt das versäubern bei den säumen. grundsätzlich gilt bei sorgfältig verarbeiteten kleidungsstücken, dass alle sichtbaren kanten versäubert werden. manchmal auch die unsichtbaren, damit sich nichts auflösen kann. nur bei leder oder bei nicht fransenden stoffen wie filz ist das nicht notwendig.
bei sehr feinen und vielleicht auch durchsichtigen stoffen kann man eine doppelnaht anwenden. dabei werden die kanten nicht versäubert. zuerst näht man die teile links auf links zusammen, schneidet die nahtzugabe ein wenig bei und bügelt sie aus. bei der nun folgenden naht werden die teile gewendet, und der bruch liegt genau auf dem nähgarn. die teile liegen nun rechts auf rechts und werden wieder zusammengenäht.
statt offener kanten hat man nun eine eine gesclossene naht als nahtzugabe. das empfiehlt sich jedoch nur bei sehr dünnen stoffen.
bei anderen stoffen werden die kanten vor dem vernähen versäubert. das geschieht meistens mit dem zickzackstich, denn eine kettelmaschine, die die ränder professionell versäubert, haben nicht viele hobbyschneiderinnen. dafür wählt man eine hohe stichbreite und eine recht niedrige stichlänge.
rock- und hosensäume aus dünnen stoffen für die freizeitbekleidung kann man mit einschlag und umschlag nähen. bei hochwertigen stoffen und edlen schnitten wird jedoch beinahe ausschließlich auf die kantenversäuberung mit der maschine und das anstaffieren oder anhexen per hand zurückgegriffen. dabei gibt es nur einen einschlag, keinen umschlag, da man keine naht von außen sehen will.
welches hobby hast du denn? es gibt viele, bei dem man kostüme braucht. bei larps wird recht oft wert auf authenzität gelegt. viele dieser liebhaber nähen die gesamte kleidung mit der hand und stellen auch gern die stoffe dazu selbst her, vom spinnen bis zum verweben des garns. und manchmal scheren sie auch die schafe selbst oder dreschen den flachs.
Bearbeitet von seidenloeckchen am 22.09.2011 20:45:33