Themennachmittag Altenheim

Hallo, brauche dringend eure Hilfe. Arbeite seit ein paar Tagen in einem Altenheim als Seniorenbetreuerin und habe morgen (ich weiß ich komme sehr spät drauf, zerbreche mir schon seit gestern den Kopf darüber) "Erinnerungsrunde" (ein Themennachmittag bei dem die Leute zum Reden und Austausch animiert werden sollen. Ich habe mir gedacht da ja bald Weihnachten vor der Tür steht über alte Weihnachtsbräuche zu sprechen. Ein anderes Thema wäre wie früher die Kindererziehung war, der Unterschied zur heutigen Erziehung. Was haltet ihr davon bzw habt ihr bessere Vorschläge für mich wie ich die "Gruppe" mitreissen könnte?? Danke im voraus!!
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Tipp von Bernhard aus der Redaktion:

Ich empfehle dir, spezielle Erinnerungsspiele für Senioren auszuprobieren, da sie Gespräche anregen und dabei helfen, alte Erinnerungen wachzurufen. Solche Spiele sind speziell darauf ausgelegt, positive Momente hervorzubringen und die Kommunikation innerhalb der Gruppe zu fördern.

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2 hilfreiche Antworten, nur hilfreiche Antworten anzeigen
Hallo, eightythree,

herzlich willkommen bei Frag-Mutti!
Sicherlich interessant werden könnten für die älteren Leute Themen wie:
alte Kinderspiele, Weihnachtsgedichte, alte Kinderlieder,
alte Kochrezepte, Notzeitenrezepte (siehe FM!).....
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Meine Mutter war 9 lange Jahre im Pflegeheim. Sie hat es sehr vermisst, dass niemand gesungen hat mit ihnen. Füge doch
eventuell ein Lied ein. Sonst sind deine Themen gut.
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Anknüpfend an Risikos Idee (Daumen hoch dafür, ich kenne viele alte Menschen die gern singen) Lieder und Reime, Sprüche und Zitate sind ebenfalls ein tolles Erinnerungsthema.
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über kindererziehung würde ich mit den meisten alten damen nicht so gern sprechen. ich bin regelmäßig in einem seniorenheim, und ich finde dort noch sehr oft einstellungen zu kindererziehung, die ich schrecklich finde.

vielleicht, wie man früher den haushalt gemacht hat, welche neuerungen sie gut fanden und was nicht. oder welche erfindungen sie nicht missen mochten. was sie gern gekocht haben, wie sie gespart haben, was ihre hobbys waren. meine alten damen haben früher viel gestrickt, gehäkelt und genäht.

ausklammern würde ich religiöse und politische themen.
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Wenn du das Thema Weihnachten anschneiden möchtest, hast du das meiste schon:

die damaligen Bräuche, die alten Lieder, das Weihnachtsessen - und frag die Herrschaften doch nach ihrem schönsten Weihnachtsgeschenk - da leuchten auch heute oft noch die augen vor Freude...
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Nimm Gegenstände mit wie zB Nudelholz,
Hammer, Nägel bei Thema wie Handwerken, Haus bauen.

Gegenstände sind immer gut. Es ist etwas anzuschauen, anzufassen und zu begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes. Da kommen dann manche Gesprächsthemen ganz von selbst.

Lass den Menschen Zeit beim Antworten. Manche alten Menschen brauchen dafür länger, bis ein Wort die Lippen verlässt.
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.... und tiere... urlaube

meine mutter war ja demenz und auch durch eine blutvergiftung verwirrt .... ich , war nicht mehr wichtig... doch pitty , ihr vogel... oder wenschdorf... wo wir 10000 mal zum urlaub wahren... das hat sie behalten;)

:heul: r.i.p.

Sille
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Sille, lass Dich mal drücken... :trösten: :trösten:
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Sille, ach, ich weiss wie man sich da fühlt. Kopf hoch..
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Hallo,

ich bin auch in einem Altersheim in der Seniorenbetreuung beschäftigt, immer wieder schön und immer wieder spannend!!

Ich an deiner Stelle würde jetzt noch nicht das Thema Weihnachten nehmen, heb dir das auf, für die Adventszeit (ist ja nicht mehr lange hin).....
Jetzt würde doch das Thema Herbst gut passen, sammel Blätter (vielleicht sogar mit den Bewohnern), diese könnt ihr gemeinsam bestimmen......da ergibt sich ganz von allein ein tolles Gespräch. Wie schön farbenfroh der Herbst sein kann, Drachen könnten ein Thema sein usw.....

Was aber auch immer gut kommt: mach dir Erinnerungskarten. Am PC ausdrucken, die einzelnen Karten laminieren, sie halten dann einfach länger.

Du kannst auf jede Karte eine Frage schreiben, jeweils mit dem Anfang: "Erinnern Sie sich .....

z.b. - an ihr Lieblingsgeburstagsgeschenk aus Kindertagen
- daran, was sie sich von ihrem ersten selbstverdienten Geld gekauft haben
- welches Lied sie am liebsten gesungen haben
- was in ihrer SChultüte war
- an eine schöne Geschichte mit ihren Eltern/Großeltern
- wo sie am liebsten ihren Urlaub verbracht haben
- ihre Lieblingssüßigkeit aus Kindertagen

usw. usw.

die Fragen dürfen durchaus durcheinander sein, müssen nicht auf ein bestimmtes Thema bezogen sein. Könnte man natürlich auch machen

Du lässt dann nacheinander die Bewohner eine KArte ziehen und dann lass sie erzählen. Aus der ERfahrung heraus muss man manchmal ein wenig bremsen, weil alle etwas zu erzählen haben.

Es gibt ein tolles und sehr informatives und hilfreiches Forum für Betreuungskräfte, schau dort doch einfach mal rein, dort findest du ganz viele Anregungen

http://479223.forumromanum.com/member/foru...1587&onsearch=1

Viel Spaß bei deiner Erinnerungsrunde und dem JOb ansich, er ist sehr bereichernd!!
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Liebe Sille,

du schreibst:" meine Mutter war ja Demenz".
Dazu möchte ich anmerken, daß Menschen nicht Demenz sind, sie leiden allenfalls an gleichnamiger Krankheit. Sie sind schlimmstenfalls dement.

Diese Verwechselung ist mir schon öfter aufgefallen.

Das Herz eines Menschen wird von der Krankheit kaum verändert.
Nur die kognitiven Fähigkeiten.

Dies ist meine persönliche Ansicht und Erfahrung.

Liebe Grüße
tante2
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Ältere Menschen haben uns vieles voraus: Lebenserfahrung.

Ob Sie häufig beschäftigt, unterhalten oder angeleitet werden sollen oder müssen stelle ich in Frage.
Warum nicht einfach Ram lassen für was SIE gerade wollen und brauchen?
Sie werden es schon mitteilen, jeder auf seine Art.

Ein Gruppengespräch über: "wie geht es mir gerade, was fühle ich, was nehme ich jetzt wahr, was will ich (erleben) ?" genügt oft schon.

UNSER Bedürfnis etwas GUTES zu tun, zu stukturieren und machen überfordert unsere Älteren oftmals.

Die dringlichsten Anliegen regeln sich dann meistens von selbst :-))

tante2 (die grade eine 83jährige und Ihren fast 85jährigen Mann in der Nachbarschaft mit "besorgt")
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Egal, tante 2; mit dem Herzen liest man es schon richtig. Mehr als diese oft gebrauchte, wenn vllt. sachlich nicht so ganz richtige Formulierung (die mir bei den emotional betroffenen Personen dann ziemlich egal ist) haben das smiley und das r.i.p. von Sille mich sehr berührt.

Und die wunderbaren Helferinnen in Heimen, die dazu beitragen, den Bewohnern und Bewohnerinnen den meistens sehr gleichförmigen Alltag zu verschönern, drängen sich den alten Menschen ganz sicher nicht auf, indem sie wissen was gut für diese wäre, beileibe nicht! Aus den Beiträgen hier lese ich viel mehr die Achtung und den Respekt heraus - und den Wunsch, durch Tipps usw. noch mehr zu deren Wohlergehen beitragen zu können; ohne es besser zu wissen, was gut für sie wäre.

Und gerade ein solches Gruppengespräch, wie Du das vorschlägst, wird oft als aufdringlich erfahren. Wie wenn das ein strukturiertes Eindringen sein könnte in etwas, was ich gerade nicht mitteilen möchte - und was mich von den anderen auch nicht interessiert.

Eine Frage noch: Was meinst Du mit "besorgt" im letzten Abschnitt? - Hört sich für mich wie betüddeln an, und das sollte es wohl doch gerade nicht sein.
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Zitat (tante2 @ 11.11.2011 22:04:22)


Ob Sie häufig beschäftigt, unterhalten oder angeleitet werden sollen oder müssen stelle ich in Frage.
Warum nicht einfach Ram lassen für was SIE gerade wollen und brauchen?


Hallo tante2,

natürlich müssen die "Alten" nicht rund um die Uhr bespaßt werden, das halte ich auch nicht für gut!

Aber darauf einzugehen, was SIE wollen schließt eine sinnvolle Betreuung und Beschäftigung nicht aus!
Die alten Menschen (vor allem wenn sie an Demenz erkrankt sind) brauchen Strukturen, einen geregelten Tagesablauf und Ansprache, damit dass, was noch vorhanden ist, erhalten bleibt. Demenz ist in vielen Fällen eine leider schnell voranschreitende, ganz furchtbare ERkrankung. Aber je mehr wir die Menschen in einen "normalen" Tagesablauf einbeziehen ( Handtücher oder Servietten falten zum Beispiel), ihre noch vorhandenen Fähigkeiten fördern und sie dabei unterstützen desto mehr können wir den Krankheitsverlauf verlangsamen. Auch ist es nicht auszuschließen, dass schon verlorengegangene Fähigkeiten wieder "rausgekitzelt" werden. Das funktioniert aber nur, wenn dies immer wieder wiederholt und geübt wird. Und wenn es "nur" der Umgang mit einem Löffel ist.

Auch das Gedächtnis kann man sehr gut trainieren, wenn man z.b. solcher Erinnerungsrunden anbietet, singt, Sprichworte übt, evtl. mit Sütterlin-Schrift das LEsen anregt (was im Übrigen auch bei schwer dementen Menschen sehr lange vorhanden ist)......

Ich mache diesen Job jetzt seit 3 Jahren und ich möchte im Moment nichts anderes tun. Er ist wirklich sehr bereichernd für beide Seiten und auch ich lerne täglich Dinge von den alten Menschen, das ist so wertvoll und so schön!!
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Danke, jojomama, genau so ist es. Zum Beitrag von @ tante2 fiel mir vorhin noch ein: Solche "Gesprächsrunden" hießen in den 1970ern und -80ern "Selbsterfahrungsgruppen" - und sind zum Glück ziemlich aus der Mode gekommen.

Wenn bei vielen an Demenz Erkrankten auch das sprachliche Vermögen nachgelassen hat - auf der sozial-emotionalen Ebene sind sie meistens voll kompetent; können das aber nicht mehr so ausdrücken, dass ICH das begreife. Das ist mein Manko. Es sagte mal jemand: Diese Menschen verwirren mich, darum heißen sie die "Verwirrten."
Aber das ist ein anderes Thema. :blumen:
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Hallo Leute, habe meine erste Erinnerungsrunde hinter mich gebracht, war wirklich ein schönes Erlebnis für mich. Anfangs ein wenig schleppend da es für mich ja auch komplett neues Gebiet ist und die Herrschaften ein wenig irritiert waren was ich auf einmal da mache und die andere Dame bzw Betreuerin nicht die Runde leitet. Ich bin in dieser besagten Runde quer Beet alle Themen durchgegangen, hat ganz gut funktioniert. Ich möchte mich aber auf diesem Weg ganz herzlich bei euch allen für die vielen Tipps die ich auf jeden Fall in meinen zukünftigen Runden verwenden kann, bedanken. Ihr habt mir ganz viele Denkanstöße gegeben, VIELEN DANK AN JEDEN EINZELNEN!!!!
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Na das hört sich doch super an. Gestern habe ich ein wenig bei amazon gestöbert und dort habe ich ein Buch entdeckt, dass viele kurze Geschichten zum Vorlesen für Demenzkranke enthält. Wenn man den Rezensionen Glauben schenken kann, ist das Buch echt toll. Habe leider vergessen wie s heißt, es war irgendwas mit einer Kaffeemühle. Sollte jetzt auch keine Werbung sein, fiel mir nur spontan wieder ein. Vllt. wäre das ja auch eine Anregung für weitere Themennachmittage bzw. Gesprächsrunden. :blumen:
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Hab mir das Buch schon geholt und schon einige Geschichten vorgelesen. Danke für den Tipp, ist total super bei meinen Leuten angekommen. Einige Leute die sonst wenig sprechen haben danach begonnen "ihre" Geschichte dazu zu erzählen, hat mich echt total gefreut. Hab noch eine Woche zu arbeiten, dann ist mein Probemonat vorbei, mal schauen was mein Chef zu mir sagt, ich hoffe er bestätigt meinen Eindruck den ich habe (und der ist sehr gut) und ich kann weiterhin diese Beschäftigung ausüben. Ich bin mittlerweile der vollen Überzeugung das das genau das ist was ich schon immer hätte machen sollen. Aber besser man bemerkt es spät als nie!!! lg an alle!!
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