fadenlauf beschreibt die lage der fäden im gewebe. normalerweise hat man ein gewebe mit kett- und schussfaden. die kette sind die fäden, die parallel zur webkante liegen. sie liegen recht stark gespannt auf dem webstuhl oder der webmaschine.
um etwas weben zu können, muss ein zweiter faden zwischen den kettfäden hin- und hergeschossen werden. deswegen heißt er schussfaden. das hast du vielleicht als kind auch gemacht, der faden ist auf einem schiffchen aufgewickelt. das prinzip funktioniert so ähnlich wie das stopfen. ein faden rauf, ein faden runter, ein wenig festziehen, und an den seiten wird gewechselt. der schussfaden ist lockerer als die kette, da er nicht gespannt ist.
auf den meisten schnittmustern findest du einen oder zwei linien mit einem pfeil, der sich fadenlauf nennt. das bedeutet, dass du das schnittteil nicht einfach so auf den stoff auflegen kannst, wie es platzsparend ist, auch nicht, wenn es ein unifarbener stoff ist.
du legst das schnittteil so auf, dass die linie, die den fadenlauf markiert, am anfang und am ende den gleichen abstand zur webkante hat. sie ist der geradeste fadenlauf, den ein stoff zu bieten hat. die linien des fadenlaufs im schnittteil sind entweder parallel zum fadenlauf des gewebes oder im rechten winkel dazu. nimm ein hosenbein als beispiel.
du legst es auf den stoff und misst mit dem zentimetermaß nach. anfänger können die linie gerade bei langen teilen auch über das ganze schnittteil ziehen, so wird es genauer. oben liegen beispielsweise zwischen der linie und der webkante 20 cm. nicht vergessen, die nahtzugabe einzurechnen.
und unten sind es nur 15. das schnittteil ist somit nicht im fadenlauf, was bedeutet, dass es später nicht richtig fällt und sitzt. bei weiten schnitten mag das nicht so auffallen, auch nicht bei sehr dünnen stoffen, aber bei figurbetontem schnitt und dickerem stoff merkt man es rasch. und im muster wäre es auch nicht.
also musst du das schnittteil so weit verschieben, dass es zu beiden enden der linie 20 cm sind. danach kannst du das schnittteil feststecken, die nahtzugaben einzeichnen und es ausschneiden.
schneidet man etwas nicht im fadenlauf zu, dehnt sich das teil sehr stark, was man nicht haben will. das kleidungsstück hängt sich aus und sieht schrecklich aus. es sitzt einfach nicht. manchmal jedoch will man etwas im schrägen fadenlauf haben. das können aufgesetzte taschen sein, oder vielleicht auch klappen für taschen. meistens schneidet man daraus jedoch ein band aus dem stoff zu, um einen auschnitt einzufassen. weil es sich so stark dehnt, bekommt man damit mit ein wenig übung einen faltenfreie einfassung hin.
einen fadenlauf haben nur gewebte stoffe und gestrickte, wie es die stoffe für t-shirts sind. leder dagegen hat keinen fadenverlauf, oder filz oder vlieseline. dort kann man beinahe immer die schnittteile so auflegen, wie es am platzsparendsten ist.
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ein untertritt ist ein stückchen vom hosen- oder rockbund. schau dir einen reißverschluss in einer hose an. wenn die reihen mit den zähnchen auf beiden seiten glatt mit dem bund abschließen, gibt es keinen unter- oder obertritt.
bei größenverstellbaren bundlösungen steht der bund mehrere cm vor. manchmal sind darin auch knopflöcher oder knöpfe. obertritt heißt es, wenn diese verlängerung oben liegt, also sichtbar. untertritt heißt es, wenn es unten liegt, was meistens hübscher aussieht. bei bh ist es ähnlich, die seite mit den ösen ist sozusagen der untertritt, da er unter dem stoff mit den häkchen liegt.
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eine teilungsnaht verbindet zwei oder mehr teile miteinander. meistens ist damit eine naht gemeint, die nicht an den seiten sitzt, sondern vorne oder hinten figurgebend ist. sozusagen ein abnäher von oben bis unten, mit dem unterschied, dass es sich dabei um mindestens zwei schnittteile handelt und nicht nur ein schnittteil eingeschnitten wird. bei korsetts oder stark taillierten bekleidungsstücken ist das recht oft der fall. ein dirndl sitzt ja sehr knapp.
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ansatznaht kenne ich nicht. jedenfalls nicht den begriff. aber es könnte sein, dass damit eine naht gemeint ist, mit der noch gearbeitet wird. beispielsweise an krägen, manschetten oder schlitzen. zwei teile werden miteinander verbunden, und ein teil wird noch einmal umgelegt und mit der kante an die naht genäht. diese naht sieht man dann später nicht mehr, und die nahtzugabe ist unsichtbar. die umgelegte kante wird meistens mit feinen handstichen an die nahtzugabe angenäht, das nennt man staffieren. man soll möglichst wenig von der naht sehen, vor allem nicht auf der rückseite.
ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. wenn nicht, frage ruhig nach.
Bearbeitet von seidenloeckchen am 06.06.2012 18:52:12