Oooh, ooh.
Der Osten und der Westen und warum ist alles soo schlimm.
Das hat leider Gründe, die weit in der Vergangenheit leben.
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen.Ich muß jetzt leider mal gaaanz weit ausholen, um mal etwas vom Stammtisch wegzukommen.
Deutschland und Frankreich haben sich ja schon öfter bekriegt.
Je nachdem, wer verloren hatte, musste an den anderen Leistungen zahlen.
Sogenannte "Reparationen"
Nun gibt es aber dabei aber zwei Probleme:
A ) Ein Aufbringungsproblem
Woher soll ein kaputtes Land all die Waren nehmen?
B ) Ein Akzeptanzproblem
Wenn die ganzen Waren aus dem anderen Land plötzlich dem eigenen Markt
kostenlos zur Verfügung stehen bringt das die entsprechenden Branchen in Verlegenheit.
Kurz gesagt, mal ging es gut, mal gings schlecht ab.
Insgesamt hat man dann aber eingesehen, dass es nichts bringt, ein unterlegenes Land auszuplündern.
Allerdings kann man mit entsprechenden Investitionen im kaputten Land `ne Menge Geld verdienen.
Und deshalb hat West-Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg auch keine Reparationen bezahlt, sondern es wurde ohne Ende Kapital zur Verfügung gestellt (Ähnliches übrigens in Japan), nicht umsonst, sondern es wurde investiert, das Geld hat also hier "gearbeitet" und die Zinsen dafür gingen ins Ausland.
Dementsprechend ging der Aufbau hier so schnell voran. (Es hatten also beide Seiten etwas davon, das war keine nette Geste)
(Zwischenbemerkung: Ich habe manchmal das Gefühl, die USA wiederholen das jetzt in anderen Ländern: In die Steinzeit bomben und dann wieder aufbauen. Da verdienen sie dann doppelt)
Im Osten hat man es halt mit dem Kommunismus versucht und bis in die 60er Jahre waren wohl beide Systeme auf unterschiedliche Art gleichauf.
Allerdings ging es dann im Osten irgendwie nicht in dem Tempo weiter, aber das ist eine andere Sache.
Als sich etwa 1990 die Gelegenheit gab, Deutschland wieder zu vereinen, hat man sofort zugegriffen und sich seehr darüber gefreut.
=> Ich denke nach wie vor, das es ein guter Schritt war.
Unterschätzt wurde aber die Leistungsfähigkeit des Ostens.
Damit meine ich nicht die Menschen, sondern einfach die hoffnungslos veraltete kapitalaustattung (Produktionsanlagen usw.)
Dann wurde ein Riesen Fehler gemacht:
Der Wechselkurs wurde festgesetzt und viel zu hoch angesetzt.
Es wurde etwa 1zu2 und Bankguthaben 1zu3 getauscht (In etwa, genaue Zahlen habe ich nicht im Kopf.....)
Tatsächlich entsprach der Wechselkurs "auf der Strasse" aber 1zu7 bis 1zu8 !!!
Dieses wäre ein realistischer Ansatz gewesen, denn er entprach der tatsächlichen Kaufkraft und der Leistungsfähigkeit des Ostens.
Die Überbewertung der Ostmark war zwar nett gemeint und alle haben sich mehr oder weniger gefreut (einige hätten allerdingslieber eins zu eins gesehen), aber eigentlich war das ein riesiges
Geschenk an den Osten, herzlich und ernst gemeint.
Tatsächlich hinterließ diese gut gemeint Geste aber verbrannte Erde.
Bei diesem Wechselkurs war der Osten nicht Wettbewerbsfähig.
Ein überzogenes, aber anschauliches Beispiel:
Im Westen ist ein Bauarbeiter, sein "Kapital" ist sein Bagger.
Wenn der jetzt eine Stunde arbeiten soll kostet das die Summe X.
Dafür buddelt er einem die Fläche 7 Quadratmeter um.
Im Osten ist auch ein Bauarbeiter, sein Kapital ist eine "Schaufel" (Bitte nicht böse sein, wie gesagt ist überzogen um es deutlich zu machen)
Wenn der eine Stunde arbeiten soll, kostet das durch den Wechelkurs 1zu2 nur X/2.
Allerdings buddelt er auch nur die Fläche 1 Quadratmeter um.
Er ist also viel zu teuer und kein Mensch wird ihn arbeiten lassen.
Mit einem vernünftigen Wechselkurs wäre sein Arbeitsergebnis aber gleich viel Wert gewesen!!
Damit hätte man anfangen müssen und die Kapitalausstattung so schnell wie möglich verbessern müssen.
Die Unmengen Soli konnten gegen diese fatale Auswirkung nicht gegenankommen und deshalb steht der Osten auch heute noch etwas schlechter als der Westen da.
Zusätzlich ist ab Mitte der 90er eine Kapitalabwanderung (in Westdeutschland) aus dem Ausland zu beobachten. Das Geld wird jetzt woanders auf der Welt angelegt, wo das Land weiter zurück liegt und damit das Wachstum schneller vorangeht => also höhere Renditen verspricht. (Je weiter ein Land entwickelt ist, desto langsamer wächst es weiter..)
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Deutschland West wurde von "Erwachsenen" gehalten als es Laufen lernte, als es das gerade so konnte, hat es seinen kleinen Bruder an die Hand genommen.
Leider haben die Großen zu früh losgelassen, und jetzt eiern die beiden so durch die Gegend.
Aber sie lernen das Laufen trotzdem, sind zwar ordentlich gestolpert aber es geht trotzdem voran und wird immer besser.
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Und jetzt lasst bitte dieses "Besser-Wessis" und "Faule Ossis" Gerede.
Es gab im Westen Leute, die die Mängel erkannt haben und es ausgenutzt haben.
Es gab auch im Osten Leute die den Systemwechsel nicht so schnell vollzogen haben.
Aber das kann ihnen keiner, der es nicht selbst durchleben muß, vorhalten.
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Hab ich das wirklich alles geschrieben ???
Bearbeitet von Jaxon am 19.01.2006 12:14:58