"Erwartungen bestimmen unsere Wahrnehmung" sagt man in der Psychologie. Es gibt zahlreiche Forschungen dazu - spannend und unterhaltsam, es lohnt sich, sich damit mal zu beschäftigen. So ergänzt unser Hirn zum Beispiel aus Erfahrung die erhaltenen Informationen zu einem (vermeintlich) sinnvollen, logischen Gesamtzusammenhang. Das ist eine tolle Leistung und könnte das Gehirn diese nicht vollbringen, wären wir ganz schön aufgeschmissen.
Ein einfaches Beispiel: Wir laufen durch die Straßen und sehen eine Mauer, darüber hinaus ragt eine Baumkrone. Wir nehmen aber nicht Mauer und Baumkrone getrennt wahr und denken uns beispielsweise: "Aha. Eine Mauer und darüber schwebt eine Baumkrone", sondern wir wissen aus der Erfahrung heraus, dass eine Baumkrone mit einem fest in der Erde verwachsenen Stamm verbunden ist und nehmen deshalb wahr: "Eine Mauer, dahinter steht ein Baum", obwohl wir ja nur die Krone sehen und es eigentlich nicht
wirklich wissen können. Wir ergänzen im Kopf die fehlende Information mithilfe unserer Erfahrung.
Wir lernen dies im Laufe unseres Lebens. Ein wichtiges Lernziel ist dabei ist zum Beispiel das der Personen-/Objektpermanenz. So denken sehr junge Kinder, alles, was sie nicht wahrnehmen können, sei nicht existent. Bewegt sich die Mutter aus Sicht- und Hörweite, gehen sie davon aus, sie sei "weg". Erst mit der Zeit lernen sie, dass die Mutter auch dann noch da ist, wenn sie sie gerade nicht sehen oder hören können und können dadurch schließlich damit umgehen, wenn sie sich mal für eine Weile entfernt.
Übrigens: Wir nehmen nicht nur das wahr, was wir erwarten, sondern wir blenden dementsprechend auch Wahrnehmungen aus, die wir
nicht erwarten. Ein spannender Effekt nennt sich "Change Blindness" (Veränderungsblindheit). Wer sich dafür interessiert, kann sich mal bei Youtube die kleinen Experimente von Derren Brown (z.B. "Person Swap") anschauen oder auch "The amazing color changing card trick". :D
Zitat (Sandkind) |
Willkommen in der Welt der Werbung... :ph34r:
Ich bin gerade in einer Weiterbildung, und da war letzt das Thema Gema (Reim dich oder ich fress dich) Ich war ja völlig ahnungslos! Hab immer geglaubt, die Läden spielen irgendwas ab - nischt is gewesen! Alles Kalkül, von wegen, welche Kundengruppen gehen wann einkaufen und so! Und manche sollen sogar mit Gerüchen arbeiten, um die Kunden zum Kaufen zu animieren. |
:D Wenn dich das schon erstaunt, hast du eine spannende Weiterbildungszeit vor dir! Bei der Auswahl von Musik in Geschäften/Einkaufszentren spielen mehrere Faktoren eine Rolle. So passt man zum Beispiel das Genre (Volks-, Pop-, klassische Musik etc.) nicht nur den Kunden zu bestimmten Tageszeiten an, sondern beeinflusst damit auch, was diese kaufen. Bei klassischer Musik (am besten noch "französisch angehaucht") wird zum Beispiel mehr Wein gekauft, bei "zünftiger" mehr Bier oder Fleisch. Zudem wird der Rhythmus der Musik unserem Herzschlag angepasst. Ist der Rhythmus zu langsam, werden wir träge, schläfrig, es zieht uns nach Hause. Ist er zu schnell, geraten wir in Hektik. Das Ziel ist, dass wir uns entspannen (aber nicht zu sehr ;) ) und uns möglichst lange im Laden aufhalten.
Auch die Düfte die du ansprichst, sind weit verbreitet. Achtet mal darauf, wenn ihr mal wieder in einem großen Einkaufszentrum seid. Hier riecht es oft bereits im Eingangsbereich intensiv nach
Waffeln oder ähnlichem. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass diesen Geruch allein die im Center befindliche Eisdiele erzeugen kann :D Das sind Duftstoffe, die gezielt in die Luft abgegeben werden. Ein weiteres Beispiel sind Schuhgeschäfte, die Duftsäulen mit Ledergeruch aufstellen und Pizzerien, die Salami- oder Pizzaduft aus der
Dose versprühen (gibt es wirklich - einfach mal bei Amazon schauen!).
Es gibt sooo viele weitere Beispiele: Verschiedene Bodenbeläge beeinflussen gezielt unser Lauftempo, an Rolltreppen befinden sich
SpiegelSo, das ist etwas off topic, ich setze mal einen Punkt. ;)
Aber noch was zum Thema: Als Jugendliche bekam ich mal Süßigkeiten geschenkt. Ich war der festen Überzeugung, es handele sich um Lakritze/Salmiak. Meine Erwartung an den Geschmack war also eindeutig. Ich steckte eine der Kugeln in den Mund - bäh, widerlich! Die Konsistenz: Viel zu weich! Der Geschmack: Total seltsam, nicht einzuordnen! Ich fragte später den edlen Spender, was das gewesen sei. Die Antwort: Schokolade! (Ich liebe Schokolade!) Ich probierte erneut und siehe da: Lecker! :D Da sieht man mal, wie unsere Erwartung uns beeinflusst..
Viele Grüße! LaVie
Bearbeitet von LaVie am 09.12.2014 07:07:25