..Glücklicherweise sind die islamischen bzw. türkischen Einwohner in der Mehrzahl noch nicht so traditionell veranlagt, wie hier immer wieder dagestellt wird...und jetzt sag mir keiner :wo lebst du denn?- BEI MIR ARBEITEN 95% Ausländer!!!!!!...... :D
...damit das so bleibt, sollte man darauf achten, wie andere Länder dies tun, wen man hier reinläßt!!!.....
..ich bin zwar gegen den bescheuerten fragebogen, aber bestimmte Pflichten sollten doch eingeführt werden und Verstöße konsequent verfolgt werden...KONSEQUENT...ein Stichwort...und hier ein Artikel dazu...warum nicht gleich und überall SO!!!!????
SPIEGEL ONLINE - 01. April 2006, 10:50
URL:
http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,...,408976,00.htmlModell-Unterricht
Von der Horrorpenne zur Vorzeigeschule
Von Severin Weiland
Hauptschulen müssen kein Horror sein: Wie es anders geht, zeigen Schulen in Berliner Problembezirken. Lehrer und Schüler haben einen Pakt gegen Gewalt und Respektlosigkeit geschlossen und setzen ihn mit harten Regeln durch - mit Erfolg.
Berlin - Wenn Reiner Haag in diesen Tagen von den Vorfällen an der Berliner Rütli-Schule in Neukölln hört, fühlt er sich mitunter an alte Tage erinnert. "Vor dreißig Jahren war die Ausgangslage bei uns ähnlich: Lehrer, die mit Eiern beworfen wurden, weit verbreitete Respektlosigkeit, Stühle, die aus dem Fenster flogen und eine überalterte, zum Teil frustrierte Kollegenschaft." Einst war die Werner-Stephan-Oberschule in Berlin-Tempelhof ein Unort, an den kaum noch jemand seine Kinder schicken wollte, heute gilt sie vielen als Vorbild.
DPA
Kinder auf dem Schulweg: Vertrauensschüler an der Pforte
Doch in Tempelhof wurde von einem engagierten Kollegium ein kleines Wunder vollbracht - heute gibt es mehr Bewerber für die Schule als Plätze. Haag, seit über 20 Jahren Vertrauenslehrer, ist mit den Jahren älter geworden, "aber keineswegs frustriert", erzählt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Das ist für einen Pädagogen an einer Hauptschule eine ungewöhnliche Aussage.
30 bis 40 Nationalitäten werden hier unterrichtet. Das bedarf zunächst einmal fester Regeln - und die werden selbst erarbeitet. Einmal im Jahr treffen sich die Klassensprecher bei Haag in der Wohnung, um sich ihre eigene Schulordnung zu geben. Das Prinzip hat sich bewährt. Vor Jahren, erzählt Haag, sei der Anteil der "Nicht-Sätze", also der Verbote, noch hoch gewesen. "Heute haben wir nur noch einen wichtigen - ich bringe keine Waffen mit und löse Konflikte nicht mit Gewalt", sagt er. Nun werde auf positive Aufforderungen Wert gelegt - ein Zeichen für den Wandel der Atmosphäre. Schüler schlichten heute die Streitereien selbst, Unbefugten verweigern sie den Zutritt. Gemeinsam mit einem Lehrer stehen jeweils zwei Vertrauensschüler morgens an der Schulpforte. "Fremde kommen gar nicht erst auf unseren Hof", sagt Haag.
Das Konzept der Schule könnte so umschrieben werden: Zuwendung, Teilnahme und Verantwortung. Eine Grundvoraussetzung sei das Verhältnis von Lehrern und Schülern, so Haag: "Das muss stimmig sein. Wenn der Schüler vom Lehrer denkt, der sei ein Arschloch, dann ist etwas faul." Und die Pädagogen ihrerseits müssten viel Engagement mitbringen: "Wenn ich den Erziehungsauftrag nicht annehme, dann muss ich scheitern, denn viele Eltern haben sich aus der Erziehung längst verabschiedet."
Und so lernen die Kinder an der Schule, was zuhause schon lange nicht mehr gilt: Absprachen einzuhalten, sich gegenseitig zuzuhören, zu respektieren. Was Unruhe in den Unterricht bringt, ist tabu. Handys müssen vor dem Unterricht ausgestellt werden, wer sich nicht daran hält, ist das Gerät los - nur die Eltern können es abholen. Die Schüler lernen Verantwortung zu übernehmen, erstellen Putzpläne für die Klassenzimmer, betreiben eine eigene Cafeteria. Sportveranstaltungen sollen helfen, Aggressionen abzubauen. Streetball-Turniere werden organisiert, die Schüler sind ihre eigenen Schiedsrichter - das schafft Verantwortung und Selbstbewusstsein.
Wer sich prügelt, wird angezeigt
Doch Regeln allein, auf die sich alle geeinigt haben, können Schüler nicht motivieren. Viele kommen aus unteren Schichten. So wird denn in Tempelhof intensiv gefördert - es gibt altersgemischte Klassen für Schüler, die keine Deutschkenntnisse haben, es gibt Integrationsklassen. Vor allem aber gilt: Das Prinzip "Hauptschule gleich abgeschoben", wie es Haag definiert, wird hier durchbrochen. Wer erfolgreich ist, kann sogar auf andere Schultypen gelangen. Mit einem Notdurchschnitt von 2,5 bekommt man einen Realschulabschluss, manche schaffen es sogar auf ein Aufbau-Gymnasium.
Eine der wichtigen Fähigkeiten für das Leben nach der Hauptschule sei die Kommunikation, sagt Haag: "Wenn an einer Schule Aggressivität und Respektlosigkeit vorherrscht und man sich selbst so verhält, dann hat man auch keine Chance bei einem Vorstellungsgespräch."
Einen Satz, den der Direktor der Heinrich-von-Stephan-Oberschule in Berlin-Moabit, Jens Großpietsch, nur unterschreiben kann. Die integrierte Haupt- und Realschule liegt in einem früheren Arbeiterviertel, in dem heute viele Migranten leben - mit den üblichen Problemen: Armut und Ausweglosigkeit. 270 Schüler werden hier unterrichtet, der Anteil der Schüler mit "nichtdeutscher Herkunft" liegt bei 48 Prozent.
Die Moabiter Schule gilt als Modellfall. Noch in den achtziger Jahren sollte sie geschlossen werden, vor drei Jahren erhielt sie den renommierten Theodor-Heuss-Preis, weil sie sich selbst aus dem Sumpf gezogen hatte. Ähnlich wie in Tempelhof gilt hier ein strenges Regelwerk: keine Handys, keine Kaugummis, kein Walkman. Erhält die Schule Kenntnis von einer Prügelei, wird sofort angezeigt - ob nun die Tat auf dem Schulhof oder am Sonntag in der
Freizeit geschieht: "Was heißt schon privat?", begründet Direktor Großpietsch im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE die strikte Vorgehensweise. Das Konzept hat Erfolg. Schlägereien seien "eher selten", erzählt der Direktor.
Bange Frage: Was kommt nach der Schule?
Anderen Schulen Ratschläge zu geben, das möchte Großpietsch nicht. Jeder Fall sei anders. Für seine erfolgreiche Arbeit listet Großpietsch aber drei Grundregeln auf: Die Schule könne nur funktionieren, wenn das Kollegium die einmal beschlossenen Regeln "konsequent nach außen vertritt". Zweitens sollten in den Klassen möglichst - etwa im Deutschunterricht - stundenweise zwei Lehrer anwesend sein. Und drittens sollte Hilfe, so weit möglich, von Außen angenommen werden.
So haben sich an der Moabiter Schule drei ältere Frauen, allesamt Deutsche, bereit gefunden, den Schülern unter die Arme zu greifen. Sie nehmen am Unterricht teil oder betreuen Schüler danach. Großpietschs Schule hat sogar Regeln, die mancherorts an Gymnasien schon längst in Vergessenheit geraten sind und die bei deutschen Schriftstellern Jubelrufe auslösen müssten: Hier wird in der 7. und 8. Klasse einmal pro Woche ein Gedicht neu gelernt - in Deutsch und auch auf Englisch. "Das schärft das Denkvermögen und die Sprachmuster", sagt Großpietsch.
Bei allen pädagogischen Bemühungen, das eigentliche Problem aller Hauptschulen heißt: Was kommt danach? Wofür lernen wir? Die Moabiter Schule schickt deshalb, wie auch die Einrichtung aus Tempelhof, Schüler zu Praktika in Betriebe und Unternehmen. Auch hier half Eigeninitiative. Das Projekt mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) hatte Großpietsch selbst einst mit vorangebracht - er kannte den damaligen IHK-Präsidenten noch aus Schulzeiten. Rund ein Drittel der Abgänger der Moabiter Schule schafft es, später eine Lehrstelle zu bekommen. Das ist nicht viel, doch gemessen an der Lage in der Hauptstadt mit fast 20 Prozent Arbeitslosigkeit auch nicht schlecht. "Für Berlin ist das gut, in Bayern wäre das eine Katastrophe", räumt der Schuldirektor ein.
Manchmal erhalten die Lehrer Nachrichten vom sozialen Aufstieg ihrer Zöglinge. Das motiviert. "Ein Glück ist das", sagt Großpietsch. Und dann erzählt er von einer Schülerin, die für ein Jahr auf einer Schule in den USA ist: "Wenn man sich daran erinnert, wie schüchtern sie früher war!"
© SPIEGEL ONLINE 2006
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH