Hmm, das ist ein Thema, dem ich sehr zwiegespalten gegenüber stehe.
Ich arbeite selber bei einer grossen Lebensmittelkette und noch toi toi haben wir "nur" bis 20 Uhr auf, das bedeutet, wenn ich Spätschicht habe, bin ich, wenn alles glatt geht, gegen 21 Uhr zu Hause und stehe dann teilweise morgens ab sechs Uhr am nächsten Tag wieder im Laden und verräume
Obst und Gemüse. Für mich als Angestellte sind die Disskussionen um längere Öffnungszeiten dementsprechend ein Graus. Angenommen, wir machen bis 22 Uhr auf, dann sehe ich meinen Partner ab 23 Uhr, in der Zeit in der ich duschen gehe, wandert er dann ins Bett und ich höre ihn lediglich noch schnarschen, wenn ich denn Glück habe. Weitere Unternehmungen oder so etwas wie Privatleben kann ich dann vergessen, und ich habe nicht mal Kinder, wie viele meiner Arbeitskolleginnen. Wie die das organisieren sollen, ist mir ein Rätsel.
Ich habe das Thema gerade von Anfang an mal komplett gelesen. Dabei fand ich vermehrt den Satz " Es wird genügend Leute geben, die auch abends spät arbeiten wollen." oder aber den Satz " Das gibt dann aber mehr Arbeitsplätze." Naja, bei beiden kann ich nur sagen, nein, mit Sicherheit nicht. Bei uns im Betrieb hat sich niemand gefunden, der noch Spätschichten arbeiten möchte, wenn wir tatsächlich irgendwann bis mindestens 22.30 Uhr ( denn Ladenschluss heisst nicht, dass auch die Kassierin dann Feierabend hat ) im Laden stehen. Eben aus Angst kein eigenes Leben mehr zu haben. Bei uns gäbe auch keine Anpassung der Arbeitszeiten, die zusätzlichen Stunden würden einfach der Spätschoicht angehängt werden, Zuschläge erst ab einem späteren Zeitpunkt als heute gezahlt. Also würde es sich auch auf diesem Wege nicht rentieren. Zusätzliche Kräfte werden mit Sicherheit auch nicht eingestellt, wir haben genügend Personal, es soll ohnehin an den Stunden gespart werden, zum Wohle des Gewinns, zum Schaden der Angestellten und mit Sicherheit auch der Kunden ( längere Wartezeiten an der Kasse sind da nur ein Beispiel ).
Ich kann auch nicht nachvollziehen, welcher Kunde wirklich einen effektiven Nutzen davon hat. Ich kenne niemanden, wirklich niemanden, der Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr auf Arbeit ist. Schichtdienstler haben, wie ich auch, die Möglichkeit morgens einkaufen zu gehen, die meisten Läden machen schliesslich um sieben auf, für andere bleiben die Abendstunden, wieder andere können den Grosseinkauf Samstags machen.
Für mich sind die längeren Öffnungszeiten lediglich eine Entlastung für Leute, die es gerne bequem mögen. Nach der Arbeit erstmal heim fahren, einen Kaffee trinken und essen möchten. Das dies zu Lasten anderer geht spielt dabei keine Rolle. Und für die vergessen Packung Milch werden wahrscheinlich die wenigsten kommen, und das wird mit Sicherheit auch nicht den erhofften Umsatz bringen.
Ich als Kunde nutze jedenfalls nicht die Möglichkeit nach 20 Uhr noch einkaufen zu gehen. Um diese Zeit habe ich andere Dinge zu tun und pflege da mein Privatleben, meinen Schatz und renne nicht durch die Regale auf der Suche nach einer neuen Klobürste. Was ich bis dahin nicht habe vermisse ich auch nicht bis zum nächsten Morgen um sieben, denn auch dann machen die Läden ihre Pforten wieder auf...
Für mich reichen die Öffnungszeiten, wie sie sind, bis 20 Uhr, auch wenn dies manchmal etwas mehr Organisation und Flexibilität bedarf, aber meine Abende gehören mir... Jedenfalls in dem Moment, in dem ich Kunde bin, als Verkäuferin könnte dies unter Umständen bald anders aussehen...