Vier Weisheitszähne und ein Implantat ("Vier Fäuste für ein Halleluja")
Nachdem die wesentlichen Arbeiten an meinen Zähnen (hoffentlich) abgeschlossen sind, möchte ich hier von meinen Erfahrungen berichten.
Ich bin ein 56 Jahre alter Mann, privat krankenversichert. Ich habe einige Goldkronen wegen Karies, aber bisher waren noch alle Zähne vorhanden. Als Kind hatte ich Zahnspangen, so daß die Zähne heute halbwegs korrekt stehen. Zahnweh kannte ich nicht.
Vor ca. einem halben Jahr brach mir beim Essen ein bereits überkronter Zahn im Oberkiefer ab. Der Rest mußte rausgezogen werden. Das war problemlos, schmerzfrei während und nach der Extraktion. Empfehlung meines Zahnarztes: Einsetzen eine Implantats.
Nach ca. 3 Monaten war ich dann beim Kiefernchirurgen (chromblitzende Praxis!), der anhand eines Panorama-Röntgenbildes feststellte, daß ich noch 4 Weisheitszähne im Zahnfleisch hatte, die nicht rausguckten. Die WH-Zähne hatten mir bisher keinerlei Probleme gemacht. Er orakelte aber, daß sie möglicherweise bald Probleme machen würden und es dann wesentlich schwieriger würde, sie zu entfernen. Er empfahl mir eine Operation unter Vollnarkose, wo er das Implantat reinsetzen und die 4 WH-Zähne rausziehen wollte. Nach längerer Überlegung und einem Gespräch mit meinem normalen Zahnarzt stimmte ich dem zu, obwohl ich eigentlich nicht voll überzeugt war. Der Mann wirkte aber sehr korrekt und seriös, so daß ich das Vertrauen hatte. Es folgten Abdrücke, Anfertigen des Impantats, weitere Röntgenbilder und ein Telefongespräch mit dem Narkosearzt (Die Operation wurde ambulant gemacht in der Kiefernchirurgenpraxis und der Narkotiseur mitsamt Schwester kamen dazu). Es wurde auch ein Knochenaufbau in der Nasenhöhle gemacht, damit das Implantat hält.
Am 8.Juni legte ich mich dann morgens frisch rasiert und nüchtern auf den OP-
Tisch und wurde eingeschläfert. Das war überhaupt nicht schlimm, ich empfand keine Aufregung, alle waren sehr ruhig und angenehm.
Nach dem Aufwachen sah es dann ganz anders aus. Die ersten 3 Stunden war ich extrem schwindlig und schwächlich und konnte nur liegen. Der Blutdruck wurde mit einer Spritze hochgedrückt und ich bekam eine intravenöse Zuckerlösung. Danach riefen sie mir ein Taxi und schickten mich nach Hause ("das muß jetzt gehen!") Ich hatte allerdings viel Blut geschluckt, so daß ich im Taxi erbrechen mußte. Alles, Hose, Hemd, Taxi-Sitz, war voller Blut und dem Taxifahrer und meiner Frau wurde es auch schlecht. Sehr, sehr unangenehm. Mein Gesicht schwoll nun extrem an, so daß ich aussah wie ein vollgefressener Hamster. Ich blieb 5 Tage im Bett und fühlte mich hundeelend. Zahnweh hatte ich nicht, ich nahm auch keine Schmerzmittel, nur einmal ein Aspirin, aber Kopfweh und Ohrensausen. In der ersten Nacht war ich noch sehr schwindlig. Wegen der Schwellung konnte ich nicht auf der Seite schlafen. In den nächsten Tagen wurde die
Haut von unter den Augen runter bis fast zur Brust grün und blau, die Zunge schwarz.
Am 26. Juni, zweieinhalb Wochen nach der OP aß ich meine erste Vollkornsemmel, bis dahin nur
Obst und ganz weiche Nahrung. Bei der Semmel hat es dann furchtbar geknackt und wehgetan am hintersten oberen Backenzahn, so daß ich Angst bekam, daß dieser auch zerstört worden sei. Der Kiefernchirurg hat das heute untersucht und behauptet, daß alles ok sei. Ich kann aber noch nicht fest zubeißen. Innerhalb der nächsten vier Wochen soll ich angeblich schmerzfrei werden.
Die nächsten Schritte sollen im Oktober sein: Befestigen eines neuen Ersatzzahnes am Implantat.
Fazit: ich kann niemandem in fortgeschrittenem Alter raten, sich einer solchen Tortur zu unterziehen, wenn es nicht unbedingt sein muß. Lieber im Abstand von einem Jahr einen oder zwei Weisheitszähne ziehen lassen, wenn überhaupt. Aber nicht vier auf einmal. Und wenn wirklich vier auf einmal nowendig wären, würde ich es nicht ambulant machen lassen, sondern lieber einige Tage im Krankenhaus bleiben. Ich empfand die Fahrt und zu Hause zu sein als unsicher und hatte Angst vor einem Kollaps, denn meine Frau ist keine gelernte Krankenschwester. Das Implantat dagegen schätze ich als problemlos ein, obwohl es mir dort beim Gähnen noch etwas wehtut.