Hier bei uns auf dem Land gibt es diese Billig-Friseure überhaupt nicht, die würden ganz schön schauen, wenn da auf einmal einer ankäme und selber Hand anlegen möchte. Mir geht es letztlich auch nicht um den Preis, wenn die Haare ordentlich geschnitten werden und das werden sie in dem Salon. ABER fürs Waschen soviel Geld hinzulegen, da sträubt sich dann doch was in mir und ausserdem dauert es mir zu lange, ich will da wieder raus.
Ginge es mir nur ums Geld, könnte ich das volle Programm incl. Färben für acht bis zwölf Euro haben. Ich müsste dafür nur fünf Minuten im Auto über die Grenze nach Tschechien fahren.
Ich frage mich aber trotzdem, warum die Friseure so ein Heidengeld verlangen. Irgendwer hat den
Vergleich mit der Kosmetikerin angesprochen. Da zahle ich 25 Euro, bei zwei, bis zweieinhalb Stunden. Beim Friseur brauche ich zwischen 30 und 45 Minuten. Zudem kann ich bei der Kosmetikerin wirklich entspannen und ich kann mich mit ihr auch wunderbar unterhalten, wenn ich das möchte. Sie ist auch schon über 40 und das ist einfach etwas anderes, als wenn ich mit einem 20-jährigen Gänschen reden soll. Sorry, aber sich mit jungen Friseurinnen unterhalten kann mitunter ziemlich anstrengend sein. Zudem wollen sie einem oft einen Schnitt aufschwatzen, der gerade modern ist. Was soll ich z. B. mit einem Fransenschnitt? Ich will keine Fransen in den Haaren und lockige Fransen würden wohl auch ein wenig komisch aussehen. Ebenso will ich keinen Pony, genau der wurde mir von den Jungen aber immer versucht, einzureden. Angeblich müssen Frauen über 40 einen Pony tragen, damit man die Stirnfalten nicht sieht.
Ich bin mittlerweile 50 und habe immer noch keine, nur ein paar feine Striche und die darf man doch auch sehen oder nicht? Haare im Gesicht kann ich nicht leiden, auch nicht die, ebenfalls bei Jungen, fast schon obligatorische Strähne, die über das recht Auge hängt, mir die Sicht nimmt und an der Wange kitzelt.
Ältere Friseure sind da anders. Die wissen, was zu mir und zu meinen Haaren passt und was ich haben möchte.
Zwei- höchtens dreimal im Jahr reicht aber dennoch.
Mir fällt gerade meine Oma ein. Die ging jede Woche, selbst als sie nur noch mit Hilfe von Krücken laufen konnte. Der samstägliche Friseurbesuch fand bis zehn Tage vor ihrem Tod statt. Mein Opa hat schon immer gesagt, wenn die mal nicht mehr zum Friseur kann, dann stirbt sie
und er hatte recht damit.
Das einzige, was sie selber mit ihren Haaren machte, war, dass sie abends Wellenreiter setzte und ein Haarnetz darüber band. Morgens wurde die Frisur nur mit den Händen zurechtgedrückt und ein halber Liter Taft darüber gesprüht. So ging das die ganze Woche, bis wieder Samstag war.