Deutschland Ämter: Wie schlimm ist es wirklich?

In den letzten Monaten häufen sich Berichte über Kindsmisshandlungen, Tötungen, etc., die ich vorwiegend über TV konsumiere. Ich habe den Eindruck, als würde auf deutschen Ämtern nur geschlampt und dass man als BürgerIn überhaupt keine Chance hat, da irgendwas zu verändern.

Heute sah ich im ZDF einen Bericht, den ich absolut das Letzte fand: Alle Doktoren müssen, Kassenverordnet, Notfalldienst machen. Das heisst, auch Urologen, Frauenärzte, Kinderärzte und sogar Psychotherapeuten!!!!!

Ausgangspunkt für die Reportage war ein Fall, der sich offenbar vor kurzem ereignet hat: Der Notfallarzt wurde gerufen. Sie realisierte nicht, dass der Mann einen Herzinfarkt hatte. Er verstarb. Die Notfallärztin ist Kinderärztin. Anscheinend hätte der Mann nicht sterben müssen. Familienangehörige meinten: "Natürlich nahmen wir an, es komme ein geschulter Notfallarzt..."

Der Mann von der Kasse sagte: "Mückenstiche pflegen oder eine verbrannte Hand verbinden kann schliesslich jeder...". Als er konfrontiert wurde vom Journalisten, dass es sich aber bei 10% der Anrufe beim Notfallarzt um Herzinfarkt oder dergleichen handle, meinte der Kassen-Mensch lakonisch: "Das sind Zahlen der Notfallärzte, nicht die unseren."

Das Gesetz schreibe vor, dass die Kasse den "Notfalldienst bereitzustellen" habe (offenbar nicht wie und wer). Gemäss Aussage des Journalisten habe er das zuständige Bundesamt "gelöchert" und zigmal nachgehakt für eine Stellungnahme, die aber weder schriftlich noch mündlich erfolgt sei.

Ja gehts eigentlich noch? Was soll das? Spinnen die? Also mehr kommt mir dazu wirklich nicht in den Sinn. Sowas ist doch einfach unmöglich für ein Land wie Deutschland.

Was meint ihr dazu? Wie ist die Situation in Deutschland wirklich? Hat man als BürgerIn überhaupt eine Möglichkeit, sich gegen solche Willkür zu wehren? Oder ist die Zukunft für medizinisch gesicherte Versorgung einzig noch als PrivatpatientIn gesichert?

Also ich finde das ganze ja haarsträubend und kann mich wirklich kaum beruhigen. Bin jetzt schon gespannt auf eure Inputs.

Alles Liebe,
familienfrau
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Tipp von Bernhard aus der Redaktion:

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In Deutschland ist vermutlich noch weitaus mehr möglich (wie in sicher auch jedem anderen Land: nur, daß dort vielleicht nicht über dgl. explizit in der Tagespresse geschrieben wird) ... es reicht, wenn man das alltägliche Regional-Wurstblättchen mal überfliegt oder querliest.
Macht man sich über einiges an Artikeln daraus mal so seine Gedanken, reicht das durchaus schon fast für einen mittleren depressiven Zustand. :ph34r:

Was in der Zeitung steht

Bearbeitet von Die Bi(e)ne am 17.09.2008 01:41:46
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Nachtrag: Was ist eigentlich so schlimm daran, als niedergelassener Arzt Notfalldienst zu machen?
Schlimm ist nur Fachidiotentum: schließlich haben auch HNO's, Psychiater, Herzspezialisten, Chirurgen und sonstwelche Koryphäen auf ihrem jeweiligen Gebiet mal ein Grundstudium in Allgemeinmedizin gemacht, oder?
Spezialisiert wird sich i. d. R. später.

Ich persönlich hätte Angst vor der Kinderärztin, die einen Infarkt bei einem älteren Menschen nicht erkennen kann: wie kann diese dann sicher Kinder mit z. B. angeborenen Herzfehlern untersuchen?
Es gleicht einem Bäcker, der zwar wunderbaren Kuchen backen kann, aber das Brotbacken verlernt hat.

Hut ab vor den vielen Spezialisten, die am WE ohne Kalamitäten Notdienstversorgung mitmachen - und das können. :blumen:

Bearbeitet von Die Bi(e)ne am 17.09.2008 01:55:42
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So, so, noch so ein Nachtmensch.. Kannst du auch nicht schlafen? Oder arbeitshalber?

Nun, von Depressionen würde ja vermutlich unter anderem dieses Forum hier profitieren... *smileundbewusstironischgemeint*

Danke für den Song... ich fühle mich als Journalistin ganz und gar nicht betupft ;)

die, die gleich mal schlafen geht,
familienfrau
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Zitat (Die Bi(e)ne @ 17.09.2008 01:54:19)

Schlimm ist nur Fachidiotentum: schließlich haben auch HNO's, Psychiater, Herzspezialisten, Chirurgen und sonstwelche Koryphäen auf ihrem jeweiligen Gebiet mal ein Grundstudium in Allgemeinmedizin gemacht, oder?
Spezialisiert wird sich i. d. R. später.

Zwei Ärzte und ein Psychotherapeut kamen zu Wort, was ihnen von ihrem Studium her alles fehle für einen gesicherten Notfalldienst. Und das war ne ziemlich lange Liste.

Um Herzfehler zu erkennen braucht es meines Wissens auch Spezialisten (bspw. der Chefarzt vom Spital, wo ich die Kinder geboren habe, ist ein anerkannter "Herzspezialist" und macht auch entsprechende Operationen an Kleinkindern).

Also ich wünsche dir, dass du nie in die Situation kommst und den Notfalldienst wegen bspw. eines Hirnschlages (okay, den würde vermutlich sogar ich erkennen, smile) oder eines Darmbruches brauchst und dann ein Orthopäde kommt um dich zu untersuchen.... *daumendrück*

ff
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Es gibt tausende Foren und websites (das Internet ist inzwischen etwas ganz Großes für alle), die von ganz schwerer bis mittlerer alltäglicher Depression profitieren, da sei mal ganz beruhigt. Ob wir das hier sind oder wer anders: kochen tun letztlich alle mit Wasser. :)

Der Song ist gut, er entstand schon vor vielen Jahren, und wie heißt es so schön? Man muß Liedermacher nicht generell mögen- es reicht, wenn man sie kennt (und einiges Gute von ihnen mag). ;)

Gute Nacht, familienfrau, und schlaf schön. :blumen:

Bearbeitet von Die Bi(e)ne am 17.09.2008 02:08:50
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oh, jetzt ist mir grad noch etwas aufgefallen: schreiben wir wirklich vom selben? also notfalldienst machen (in der eigenen Praxis) ist normal, oder? Das ist bei uns regional aufgeteilt und die einzelnen Ärzte wechseln sich ab. Aber da geht man selber hin und in aller Regel ists nicht grad etwas lebensbedrohliches, ansonsten man den Notfallwagen ruft. Und um den gings hier.

ff
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Oh je, ich habe jetzt mehr allgemein geschrieben - so, wie das halt hier bei uns läuft. :)
Da sichert sich eine Kleinstadt am WE im Notfallplan mit denen dem zustimmenden niedergelassenen Ärzten ab, Majorität hat das KH.
Du kannst also seit Jahren - meinetwegen - HNO sein und hast das Überwachen der Vitalfunktionen eines halbwegs kollabierenden Patienten nicht verlernt, kannst bei einem Unfall das Wichtigste koordinieren, bist ambitioniert und willst helfen: dann meldest Du Dich zentral für den Notfalldienst mit an. Das dann zu Deinem privaten Praxisbetrieb dazu.

Der Notarzt ist definitiv gut geschult hier bei uns und hat Rufbereitschaft. Ruft man also den RTW (Rettungstransportwagen, Sanka, Ambulanz) kommt der hinterher und stellt fest, was mit dem betreffenden Kranken los ist / weist diesen ins KH ein, sofern nötig.

Bearbeitet von Die Bi(e)ne am 17.09.2008 02:21:38
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Nachsatz: die Regel ist hier, daß man zunächst den Hausarzt ruft. Der ist regional eingeteilt, das ist richtig. Und der entscheidet, ob eine stationäre Aufnahme im KH notwendig erscheint.

Ein Beispiel: Eine Frau trinkt samstagabends gegen 20.00 beim Grillen aus einem Saftglas und übersieht eine Wespe, die auch davon genascht hat: die Wespe sticht in Todespein und die Frau erleidet deshalb einen (vielleicht vorher unbekannten) allergenen Schock, ruft man sofort den Arzt unter der bekannten Norufnummer. Der kommt und entscheidet, wie gehandelt werden muß (in dem Fall sofort KH, Allergologe etc.).

Anderes Beispiel: Man ist nach 23.00 mit dem Hund nochmal unterwegs, findet einen total zusammengeprügelten Jugendlichen am Straßenrand in der Stadt: dann benachrichtigt man (der Jugendliche ist ein Fremder, nur bedingt ansprechbar) sofort den RTW und die Polizei. Da kommen dann Rettungswagen, Notarzt und unsere Freunde und Helfer: der eingeteilte Notarzt macht den Grundstatus und wird den verprügelten Jugendlichen sofort ins KH mitnehmen.
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Nur ne kleine Anmerkung zum Psychotherapeut. Auch dieser hat (in diesem Fall) Medizin studiert und hat dann eine Zusatzausbildung gemacht. Psychologische Psychotherapeuten machen keinen ärztlichen Notdienst, sind ja auch keine Mediziner und dürfen auch nur im Rahmen einer Erstversorgung handeln, wie jeder andere Normalbürger auch.

Zweitens. Ich finde es primär gut, daß alle Kassenärzte auch Notfalldienste machen müssen, denn sonst hätten wir sicherlich ab 18 Uhr ein kleines versorgungsärztliches Problem. Allerdings verstehe ich an dieser Stelle das Argument
Zitat
Oder ist die Zukunft für medizinisch gesicherte Versorgung einzig noch als PrivatpatientIn gesichert?
nicht. Da kommt genauso der Bereitschaftsdienst, der gerade dranne ist, nur als Privatpatient bekommst ne Rechnung. Übrigens, Ärzte, die keine Kassenzulassung haben, brauchen auch keinen Bereitschaftsdienst zu absolvieren.

Da alle Fachärzte Medizin studiert haben und auch die Pflicht haben, sich ständig fortzubilden, MUSS jeder Mediziner (egal ob Augenarzt, Urologe oder med. Psychotherapeut) einen Notfall erkennen und erstens, lebensrettende Sofortmaßnahmen ergreifen und zweitens, nen Rettungswagen rufen.

ABER, soweit ich weiß, fahren auf den Rettungswagen ausgebildete Notärzte mit, wenn dieser gerufen wird.

Der Notdienst, den alle Ärzte mal machen müssen, ist dafür dar, daß eine ärztliche Grundversorgung rund um die Uhr besteht.

Also, man hat nachts plötzlich hohes Fieber, also schaut man nach, welcher Arzt gerade Bereitschaftsdienst hat, bei lebensbedrohlichen Situationen ruft man den Rettungswagen bzw Notarztwagen, wo tatsächlich ein ausgebildeter Notarzt mitfährt.

Es gibt also zweierlei Arten von Notfalldiensten. Der Bereitschaftsdienst (Augenärzte, Urologen, Kinderärzte, also alle niedergelassenen Fachärzte mit Kassenzulassung, Ausnahme Zahnärzte, die stellen nur zahnärztliche Bereitschaftsdienste), der die 24 Stundenversorgung sicherstellt und den ausgebildeten Notarzt, der bei lebensbedrohlichen Situationen gerufen wird

Also, meine Meinung, solche Sendungen wollen eigentlich nur Stimmung machen und evtl wird auch versucht Verantwortung abzuschieben. Arzt bleibt Arzt, egal welche Fachrichtung und da muß man einfach einen Notfall erkennen.

Allerdings teile ich auch die Meinung, daß unser Gesundheitswesen nicht gerade das beste ist und viele Ärzte, gerade junge Krankenhausärzte zum Teil hammer ausgebeutet werden und das auf Kosten der Patienten.

Da finde ich diese 24 Stunden Schichten, die man zusätzlich zum normalen Dienst leisten muß viel viel schlimmer. Da gabs auch mal ne Reportage, da mußte ein Arzt, nachdem er bereits 10 Stunden Dienst hinter sich hatte, noch eine Blinddarm-OP durchführen, das finde ich verantwortungslos vom Gesundheitswesen. Zum Vergleich, ein LKW Fahrer darf vom Gesetz nach 4 oder 6 Stunden (weiß die Zeit nicht mehr genau) nicht mehr ans Steuer und muß ne Pause machen.
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Zitat (Mellly @ 17.09.2008 20:21:38)

Es gibt also zweierlei Arten von Notfalldiensten. Der Bereitschaftsdienst (Augenärzte, Urologen, Kinderärzte, also alle niedergelassenen Fachärzte mit Kassenzulassung, Ausnahme Zahnärzte, die stellen nur zahnärztliche Bereitschaftsdienste), der die 24 Stundenversorgung sicherstellt und den ausgebildeten Notarzt, der bei lebensbedrohlichen Situationen gerufen wird


Ich habe das in der Reportage so verstanden, dass es a) eine lebensbedrohliche Situation war und B) dass eine Kinderärztin im Notfallwagen sass, nicht ein ausgebildeter Notarzt...
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Ich bin auch der Überzeugung, dass die Situation, die die Reportage beschreibt, sich so zugetragen haben könnte, allerdings, wie es oft bei solchen Reportagen ist, ein schwarz-weiß Bild zeichnet. Du als Journalistin, liebe Familienfrau, weißt das ja.

Wichtig ist, was beim Zuschauer oder Leser Emotionen weckt, sei es Sentimentalität oder Wut.

Wie bereits erwähnt, gibt es unterschiedliche Arten des Notfalldienstes.
Mein Bruder ist Zahnarzt und macht Notfalldienst, allerdings für Zähne, bestimmt nicht für einen Herzinfakt.
Meine Schwägerin als Allgemeinmedizinerin fährt nachts Dienste für alles Mögliche, allerdings handelt es sich bei ihr um den kassenärztlichen Notfalldienst, nicht zu verwechseln mit dem Notfalldienst.

Damit ich jetzt nicht alles aufschreiben muss, macht euch hier schlau:

https://de.wikipedia.org/wiki/Notarzt

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84rztlicher_Notdienst

Bearbeitet von markaha am 17.09.2008 20:57:10
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Lieber m.

ja, schwarz-weiss kenne ich. Aber auf zwei Arten: Entweder dass bewusst Zwischenstufen weggelassen wurden, die ein ganz anderes Bild zeichnen würden oder aber dass das Schwarz-weiss einfach die Essenz des Ganzen ist und alles andere nur verwässern würde.

In Bezug auf diese Reportage wusste ich natürlich nicht, was nun genau der Fall ist. Zumal sie im ZDF ausgestrahlt wurde, von dem ich mehrheitlich einen eher seriösen Eindruck habe.

Dank der Beiträge hier sehe ich nun aber etwas klarer, danke.

(Ich bin schnell mal auf 180, aber auch schnell wieder unten :) )

lg,

ff
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