So, wie Sterni das handhaben will, ist der zweite Schritt schon vollzogen.
Alle wollen etwas für ihre Gesundheit tun. Aber wer braucht denn schon Vitamintabletten? Oder eben "proidiotisch" teuren Schmutz, der uns tagtäglich brühwarm von der Werbung angepriesen wird?
Niemand.
Wer sich gesund ernähren will, investiert nicht mehr Geld in Lebensmittel. Oder nur marginal mehr.
Aber er investiert etwas Zeit. Beim Einkaufen. Es muss doch nicht sein, dass man dabei hetzt, sich selbst Streß auferlegt, bloß, weil man Zeit für den neuesten Film haben will. Viele Läden haben doch bis 22.00 Uhr auf. Wer von der Arbeit kommt, kann sich doch auch schon beim Einkaufen entspannen. Der Handel macht es doch vor. Wer kennt sie nicht, die "Einkaufsparadiese", beinahe schon Paläste, mit Ruhezonen, Cafés und diversen Fachgeschäften. Kann man dann nicht auch im Aldi oder bei Edeka entspannen? Und es ist lehrreich, mit Zeit und Verstand einzukaufen. Was ist da alles drin? E621? Was ist das? Heute Abend bei Wiki nachkucken. Aber nicht kaufen. Guakernmehl? Wächst bei uns nicht. Muß ich nicht haben. Aber nachschauen. Und so wächst bei jedem Einkauf auch das Wissen.
Und beim Kochen nachdenken. Wie hat Oma bloß gelebt ohne all die schönen, bunten Packungen mit Fertiggerichten, mit halbfertigen, so genannten "Convenience-Produkten"? Wie hat Uroma auf dem Dorf ihr Brot gebacken, ohne Trockenhefe, ohne "Backmittel"? Wie hat der Bauer früher seine hausgeschlachtete Wurst gemacht, wie wurde Butter hergestellt?
Und aus purer Neugier kommt das "Aha-Erlebnis". Man probiert es einfach. Vieles gelingt nicht auf Anhieb. Dranbleiben heißt es. So, wie beim Freizeitsport. Da kommt der "Kick" auch erst, wenn man etwas besonders gut geschafft hat. Geht das nicht auch in der Küche? Üben - und Spass dabei haben, das ist für mich der "Kick".
Ich hatte schon im zarten Alter von zehn Jahren beim Kochen meinen "Kick". Darum gibt es heute, vierzig Jahre später, kaum noch ein Gericht, was mir nicht gelingt. Das kann man natürlich nicht von Jedem verlangen. Aber das Umdenken. Nämlich, dass "Küche" nicht notwendiges Übel ist, sondern Spass, Freizeitgestaltung.
Manche Leute lernen erst mit 60, 70 den Umgang mit einem Computer. Das geht auch mit der Küche. Man ist nie zu alt dafür. Es braucht sich doch niemand dafür zu schämen, dass er mit 40 nicht kochen kann. Logisch, es gibt Fertigfutter.
Aber wenn man den Willen hat, sich nicht weiter von einer kriminellen Lebensmittelindustrie an der Nase herumführen zu lassen, lernt man den Umgang mit natürlichen Lebensmitteln.
Und schon bleibt alles aus der Küche weg, was teuer und vielleicht nicht so gesund ist. Und schon ist der Bio-Bauernhof näher als der Discounter.
Und (ja, ich weiß, "und" am Satzanfang ist nicht gerade stilistisch gut) schon fängt "Slow-Food" an. Genießen, bewusst essen und trinken.
Und dann? Was macht wohl Danone, wenn der proidiotische Joghurt immer häufiger als Remittende zurückkommt? Wenn Maggi seine "Meisterklassensuppe" nicht mehr loswird? Wenn der "Analog-Käse" nur noch als Kultur für wildwachsende Schimmelpilze taugt? Wenn die "ESL-Milch" trotz längerer Haltbarkeit im Laden vergammelt?
Dann beginnt sogar die raffgierige Industrie wieder, vernünftige Lebensmittel zu produzieren.
Ich will hier keine Schleichwerbung machen, aber bei "frosta" scheinen die Vorstände es jetzt schon zu begreifen. Bei vier Produkten, so las ich es bei Foodwatch, ist schon die "Ampel" drauf. Und die Firma verwendet keine Geschmacksverstärker mehr. Ich habe mal ein Fertiggericht von denen probiert. "Westernpfanne" nannte sich das. Kartoffelecken, Bohnen, Speck und Hackfleischtaler, dazu noch andere Gemüse. Stellt euch vor, das schmeckte!
So kann es gehen. Wir müssen uns alle auf ein klein wenig mehr Esskultur einigen, und schon haut es tatsächlich hin.
Beim Italiener kann man fragen, was er für Käse auf seiner Pizza hat. Lügt er, macht er sich strafbar. Und das zu testen ist ganz einfach. Man schneidet ein kleines Stückchen ab, packt es ein und sagt dem Kellner, man nimmt es mit, um es vom Lebensmittellabor untersuchen zu lassen. Falls der Käse falsch ist, wird er schon entsprechend reagieren.
Fazit: Wenn alle ein wenig bewusster handeln, ist die "Verarsche" bald Schnee von gestern.
Gruß
Abraxas