Zuerst etwas OT:
Zitat ("esra") |
das haben vor einigen Jahre 2 Eheleute gesagt, die den Schimmel bei der Marmelade weggegegeben haben und meinten... bis dato hat es uns nicht geschadet --> die beiden haben übrigens das letzte Marmeladebrot dann nicht überlebt.
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... Was hat Schimmel auf Marmelade mit Kartoffeln zu tun? Schimmelgift, oder Mykotoxin, was sich bei Schimmelbefall im Lebensmittel anreichern kann, reichert und verteilt sich bei weichen, flüssigen Lebensmitteln wie Marmelade viel besser an als zum Beispiel in Brot oder festem Käse.
Abgesehen davon schreibt u.a. die Verbraucherzentrale Berlin:
"Die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem Verzehr mykotoxinhaltiger Lebensmittel akuteVergiftungserscheinungen auftreten ist ziemlich gering. Dazu müssten erhebliche Mengen belasteter Lebensmittel aufgenommen werden."Deine "Eheleute" werden also eher an zufällig erlittenen Herzinfarkt gestorben sein, nach dem Genuss des Marmeladenbrotes, als an einer akuten Vergiftung ;)
Die Gefahr bei Mykotoxinen besteht eher in einer langfristigen Leberschädigung oder einem erheblich höheren (Leber-)Krebsrisiko. Und das ist dann eher ein langsamer Tod, als ein Umkippen nach dem letzten Brot. :D
Die "Eheleute" Geschichte ist also eher in die Kategorie "urbane Mythen" einzuordnen.
Zitat |
ich habe auch erst unlängst eine Sendung auf Radio Steiermark gehört wo es wirklich gerade darum ging... soll man das einfach wegschneiden und weiteressen ??? --> die giftstoffe sind im erdäpfel drinnen.... und wer meint er will sie dennoch mitessen, der soll es auch tun und wegschneiden - unter dem Motto "was ich nicht sehe, kann mir nicht schaden" :pfeifen: mich hat gerade diese Sendung ein klein Wenig umdenken gelehrt und ich lass einen keimenden Kartoffel lieber sein, d.h. ich verbrauche meine Kartoffel einfach rascher damit sie erst gleich gar nicht anfangen zu keimen ;)
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Da du ja auf der ersten Seite dieses Threads so vorbildlich die Wikipedia-Artikel zum Lesen empfohlen hast, hoffe ich, dass du den Artikel über
Solanin auch selber gründlich gelesen hast, und dir die Zahlen klar gemacht hast :huh:
Dann wüsstest du, dass
"Modernere Kartoffelsorten weisen einen Solaningehalt von 3 bis 7 mg/100 g in der Schale auf, der Gehalt im Kartoffelkörper ist wesentlich geringer", also meint das "wesentlich" wohl eher unterhalb 1mg/100g.
Im Artikel ist auch die Rede davon, dass der Solaningehalt früher, noch zu Mutters und Großmutters Zeiten, wesentlich höher, war, bei 30 bis u. U. 50 mg/100g. Wohlgemerkt in der Kartoffel selber, nicht in der Schale, da waren es noch mehr.
Der Solaningehalt war also noch vor 50 Jahren geschätzt 30-50 mal höher als heute!Damals gab es noch häufig Solaninvergiftungen, und auch schon mal Todesfälle nach dem Verzehr von Kartoffeln,
heute sind Vergiftungen praktisch nicht mehr existent.Die Dosis von 25 mg, bei der erste Übelkeitserscheinungen auftreten können, entspricht etwa dem Genuss von 350 bis 850 g rohen Kartoffelschalen oder mehreren Kilogramm moderner roher Kartoffeln. Durch die Zubereitung wird der Gehalt an Solanin weiter reduziert.
Eine Dosis von 400mg kann tödlich sein (ungünstige Bedingungen, sehr leichter Proband), das entspräche 5 bis 10kg rohen Kartoffelschalen. :D:D
Selbst wenn du also auch Keimstellen und Stellen mit erhöhtem Solaningehalt mit einbeziehst, müsstest du schon recht klein und "schmächtig" sein, und dann immer noch mehrere Kilogramm roher(!) Kartoffeln essen, um daran einzugehen... eher unwahrscheinlich ;):rolleyes:
Das Ganze ist also eher noch eine weitergegebene Vorsicht aus Großmutters Zeiten, heutzutage kann man sich evtl Übelkeit oder eine Magenverstimmung einhandeln, mehr aber auch nicht.Übrigens haben die grünen Stellen nicht direkt etwas mit einem erhöhten solaningehalt zu tun. Der erhöhte Solaningehalt kann auch abseits der grünen Stellen vorhanden sein, das "grüne" ist lediglich Chlorophyll und Anzeichen dafür, dass die Kartoffel insgesamt Licht ausgesetzt war. Das heißt aber noch nicht, dass der Solaningehalt nur in den grünen
Flecken höher ist.
Bearbeitet von Bierle am 30.07.2009 11:03:19