Nette Geschichte, selito.
Aber ich hab ne ganz andere. Angeln tu ich ja schon sehr lange. Doch meinen ersten Hecht fing ich erst, als ich schon Taxi fuhr. Ich war vielleicht 23, also schon gut 26 Jahre her, die Sache.
Einer meiner Kollegen war damals angeblich Chefkoch im "Schlosshotel Wilhelmstal" in Calden, wo ich heute wohne. Der empfahl mir, Hechtklösschen zu machen. Da ging mir ja fast die Hutschnur hoch! Königsberger Klopse aus dem ersten Edelfisch, den ich je gefangen habe.
Doch schon damals hatte ich Ideen. Bevor ich also den ca. 4 Kilo schweren (heute würde ich sagen: leichten) Edelfisch durch den Wolf gedreht hätte, hab ich mir folgendes überlegt:
Ich mache eine Farce (also Füllung) aus Schmand, Eiern, vielen Kräutern und etwas Semmelbrösel. Damit fülle ich den Fisch. Gesagt - getan. Das ganze Tier (naja, die Hirnschale nebst Sinnesorganen, also den Kopf habe ich entfernt) eingewickelt in mageren Speck. Zugenäht. Und ab damit in den Ofen. Vorher Wasser und Weißwein angegossen, dieselben Kräuter wie in der Farce in die Brühe. Das Vieh sehr lange (so zwei Stunden waren es wohl damals) bei niedriger Hitze geschmurgelt, immer wieder begossen.
Dann hab ich ne Soße gemacht, so ähnlich wie ne Bechamel. Dazu gabs Pellis und Salat. Das weiß ich noch wie heute. Ich hatte vier Leute eingeladen, nebst meiner Frau Mama.
Die waren alle begeistert.
Und ich hab mir nur gedacht: entweder war der Kollege nie Koch, geschweige denn Chefkoch. Oder der konnte nur Wiener Schnitzel machen.
Vielleicht war das so ein Schlüsselerlebnis, warum ich mich mit dem Kochen ganz besonders gern beschäftige. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall habe ich da gelernt, dass man mit Fantasie und Feingefühl für verschiedenartige Geschmäcker vieles machen kann, was Andere nie im Leben tun würden.
Und ich habe daraus gelernt, dass ein wenig Applaus für einen Koch genauso wirken kann wie für den Bühneschauspieler, der Shakespeare gut darstellen kann.
Heute bin ich so weit, dass ich behaupten kann, mir gelingt JEDES Gericht, an welches ich mich wage. Es gibt bei mir weder angebranntes, noch versalzenes, noch verwürztes Essen.
Ich habe ein ganzes Jahr lang für ca. 30 Taxifahrer 2 - 3 mal die Woche gekocht, gebraten, Salate gemacht. Nur mit den Kenntnissen, die ich mir selbst beigebracht habe. Es gab nie ein Wort der Kritik, obwohl ich alle meine Kollegen stets darum gebeten habe. Ich wollte besser werden. Scheinbar war es nicht nötig.
Auch heute noch bin ich beileibe nicht perfekt, stoße immer wieder an Grenzen, die ich gern auch mal überschreite. Vieles kann ich einfach nicht, weil ich es eben nicht von der Pike auf gelernt habe.
Ich würde mir zum Beispiel nie zutrauen, in 35 Minuten eines meiner Leibgerichte zu kochen, wie es in der "Küchenschlacht" im ZDF Usus ist. Ich brauche meine Zeit zum Kochen. So, wie ich auch meine Zeit zum Genießen brauche. Folglich würde ich mich nie im Fernsehen mit dem, was ich kann (oder auch nicht) prostituieren. Da koche ich lieber für eine kleine - oder größere Gesellschaft, wo ich mir sicher sein kann, dass meine Arbeit in der Küche oder am
GrillDiese kleine Geschichte - die im Übrigen wahr ist - soll nur veranschaulichen, was aus den ersten "Spiegeleiern" werden kann.
Vielleicht würde sie arrogant wirken, wenn man mir beim Kräuterhacken zuschauen würde. Ich bin eben kein gelernter Koch. Aber ich habe aus einigen Schlüsselerlebnissen heraus genießen gelernt.
Und darum sage ich ganz unverblümt:
Was Maggi kann, kann ich schon lange. Nur besser. Und ganz ohne Chemie. Dafür etwas langsamer.
Gruß
Abraxas